
Kamera läuft: Straßenwärter in Aktion


Das Interesse an dieser Tätigkeit, die wichtig ist, ist gering. Deshalb startet das Landratsamt eine Werbekampagne. Ein Film steht im Mittelpunkt
Wer auf den Straßen im Donau-Ries-Kreis unterwegs ist, erwartet das: Die Fahrbahn soll an 365 Tagen im Jahr frei sein. Das weiß auch Klaus Reile. Er leitet den Kreisbauhof in Monheim und ist damit einer der Bediensteten, die für insgesamt 306 Kilometer Kreisstraßen zuständig sind. Für die ist im Gegensatz zu Bundes-, Staats- und Gemeindestraßen der Landkreis verantwortlich. Rund 30 Straßenwärter kümmern sich darum, dass der Verkehr auf den Kreisstraßen möglichst ungehindert fließen kann. Offiziell gibt 34 Stellen.
Doch schon jetzt sind nicht alle besetzt – mangels Bewerbern. Zudem scheiden, so schildert Andreas Seifert, Personalchef im Landratsamt, in den kommenden Jahren viele ältere Mitarbeiter in diesem Bereich aus. Um den drohenden Engpass zu verhindern hat die Behörde nun eine ungewöhnliche Aktion gestartet: Über den Beruf des Straßenwärters im Donau-Ries-Kreis wird ein Film produziert. Der soll Teil einer Werbekampagne sein, um Auszubildende und Seiteneinsteiger zu finden.

Die Dreharbeiten laufen bereits seit ein paar Wochen, berichtet Gregor Wiebe, Geschäftsführer der Huckleberryking Media GmbH. Die Firma hat den Auftrag für den Film erhalten – und setzt das Projekt mit großem Aufwand um, wie er darlegt. Es sei an mehreren Orten im Kreis gedreht worden, beispielsweise nahe Christgarten, Utzwingen und Mündling. Dabei kam auch eine Drohne mit Kamera zum Einsatz. Einige Sequenzen sind laut Wiebe bereits fertig. So wird im Zeitraffer gezeigt, wie ein Straßenstück asphaltiert wird. Der Filmemacher verwendet auch „Action-Elementen“, um die Arbeit des Straßenwärters in ein gutes Licht zu rücken: „Wir ziehen alle Register.“
Die Darsteller waren anfangs skeptisch
Die Darsteller – sprich: die Straßenwärter – seien anfangs „ein wenig skeptisch“ gewesen, räumt Bauhofleiter Reile ein, „als es aber losging, waren alle voll dabei“.
Reile ist seit 1984 als Straßenwärter tätig. An dem Beruf schätzt er vor allem Folgendes: die abwechslungsreiche Arbeit im Freien und den Teamgeist. „Jeden Tag gibt es eine neue Herausforderung“, schwärmt der 50-Jährige. Im Sommer seien die Randstreifen zu mähen und Entwässerungsgräben zu pflegen. Brücken und Bäume seien zu kontrollieren. Totholz sei aus den Kronen zu entfernen. Warn- und Umleitungsschilder seien aufzustellen, Asphaltdecken seien auszubessern, Rand- und Pflastersteine zu setzen. Nach Unfällen seien Ölspuren oder Schäden zu beseitigen.

Im Winter stünden Gehölzpflege sowie der Räum- und Streudienst im Mittelpunkt. Dies könne die stressigste Zeit sein. Fällt Schnee oder hat es Glatteis, arbeiten die Straßenwärter im Schichtdienst. Die ersten müssen um 3 Uhr nachts raus und nach dem Zustand der Straßen schauen. „Es kann auch die ganze Nacht durchgehen“, erklärt Reile.
Bezahlt wird nach den Tarifen des Öffentlichen Dienstes. Für Straßenwärter gebe es Erschwernis-, Rufbereitschafts- und Nachtzulagen, erläutert Personalchef Seifert: „Die führen zu einem vernünftigen Verdienst.“
Von der Motorsäge bis zum Schneepflug
Die Ausbildung zum Straßenwärter ähnelt der des Straßenbauers und dauert drei Jahre. Die praktische Ausbildung erfolgt in den Kreisbauhöfen in Nördlingen und Monheim. Weitere Stützpunkte gibt es in Bayerdilling, Forheim und Heuberg. Der Berufsschulunterricht findet nach Auskunft der Ausbildungsbeauftragten Eva-Maria Stelzle in Würzburg statt, die überbetriebliche Ausbildung in Gerolzhofen. Dort steht der Umgang mit den zahlreichen Geräten und Maschinen, über welche die Kreisbauhöfe verfügen, auf dem Stundenplan. „Das reicht von der Motorsäge bis zum Schneepflug“, so Klaus Reile. Für einen Straßenwärter ist der Lkw-Führerschein Pflicht. Den finanziere das Landratsamt berufsbegleitend in der Ausbildung, erklärt Andreas Seifert.
Der Landkreis sucht für die Kreisbauhöfe auch Handwerker als Seiteneinsteiger. Die bekommen eine Zusatzausbildung. „Wir wollen so viele Kräfte wie möglich einstellen“, betont Seifert.
Dabei helfen soll der Werbefilm. Der soll am Ende eine Länge von etwa eineinhalb Minuten haben und laut Gregor Wiebe einem Musikvideo ähnlich sein. Die Szenen würden mit Musik unterlegt, der Text werde eingeblendet. Auf diese Weise sollen die Argumente, warum der Beruf so attraktiv sei, vermittelt werden.
Die Kreisverwaltung will den Film, der im Herbst fertig sein soll, über Soziale Medien verbreiten, im Werbeblock im Kino laufen lassen, auf das Internet-Video-Portal Youtube stellen sowie auf Berufsmessen und in Schulen zeigen. Geplant sind auch Plakate. Sollte die Kampagne erfolgreich sein, fände das Klaus Reile „wunderbar“. Schließlich sei die Arbeit der Straßenwärter wichtig: „Das sieht man erst, wenn es nicht funktioniert.“
Die Diskussion ist geschlossen.