"Wenn man helfen kann, sollte man es auch tun"
Am Anfang stand ein kleiner Pieks: Wie 2605 andere ließ sich Mario Eichler im April in Affing ein paar Tropfen Blut abzapfen, um sich typisieren zu lassen. Aus der Zeitung und von Nachbarn hatte der 33-Jährige aus dem Schiltberger Ortsteil Wundersdorf von Christoph Steinherr erfahren, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war.
Von Claudia Bammer
Schiltberg/Affing. Am Anfang stand ein kleiner Pieks: Wie 2605 andere ließ sich Mario Eichler im April in Affing ein paar Tropfen Blut abzapfen, um sich typisieren zu lassen. Aus der Zeitung und von Nachbarn hatte der 33-Jährige aus dem Schiltberger Ortsteil Wundersdorf von Christoph Steinherr erfahren, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war, und von dem Aktionstag, der helfen sollte, einen Stammzellenspender für den 30-jährigen Affinger zu finden. Für Christoph Steinherr war Mario Eichler nicht als Spender geeignet. Für eine Frau wurde er allerdings zum Lebensretter: Er spendete Stammzellen für eine 60-Jährige, die an Leukämie erkrankt ist. Für Mario Eichler keine große Sache. "Wenn man helfen kann, sollte man es auch tun", sagt er bescheiden.
Mario Eichler ist ein zufriedener Mensch. "Uns geht es gut", sagt er. Aufgewachsen im sächsischen Weißwasser wie seine Frau Nadine, führte ihn sein Beruf als IT-Manager 1995 nach München, 2000 zog er nach Wundersdorf. 2005 wurde Söhnchen Marius geboren - sieben Wochen zu früh und mit dem Downsyndrom. "Erst waren wir geschockt, aber das hat sich schnell gelegt. Wir sind total glücklich", erzählt Nadine Eichler, die derzeit im achten Monat schwanger ist. Auch durch ihr Kind hätten sie beide eine positive Einstellung zum Leben, erzählt Nadine. Die Krankenschwester, die fünf Jahre lang auf einer Krebsstation gearbeitet hat und sich schon vor Jahren typisieren ließ, bestärkte ihren Mann, zum Aktionstag nach Affing zu fahren. "Wenn uns das passieren würde, wären wir auch froh, wenn uns jemand helfen würde", sagt sie. Für Christoph Steinherr konnte kein geeigneter Spender gefunden werden. Als er im Juli starb, nahm der ganze Landkreis Anteil.
Für eine andere Patientin bedeutete der Aktionstag aber die Rettung: Etwa drei Monate nach der Typisierung kam ein Brief der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Eichler käme als Spender infrage. Eine weitere Blutprobe nahm dem IT-Manager bei MAN in München der Betriebsarzt ganz unbürokratisch ab.
Als auch diese seine Eignung als Spender bestätigte, wurde er zu einer Voruntersuchung am 10. September in das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik an der Universität in Ulm eingeladen. Ehefrau Nadine und Sohn Marius durften mitfahren. Organisiert und bezahlt hat das die DKMS. Von Kopf bis Fuß wurde Eichler untersucht, um ein Risiko für ihn auszuschließen. Das O.K. kam nach ein paar Tagen, zwei Wochen später der Termin für die Stammzellenentnahme: Montag, der 6. Oktober.
Zur Vorbereitung wurde ihm vorher vier Tage lang ein Medikament gespritzt, das grippeähnliche Symptome hervorruft und die Stammzellenproduktion so weit ankurbelt, dass sie aus dem Knochenmark ins Blut "überschwappen". "Das ist zu ertragen", meint Eichler rückblickend. Auch die Stammzellenentnahme selbst sei nicht schlimm gewesen, auch wenn die Prozedur fünf Stunden dauert. "Viele denken, dass das sehr schmerzhaft ist, aber das ist es nicht", erzählt Eichler. "Ich würde es jederzeit wieder tun."
Empfängerin ist unbekannt
Über die Empfängerin weiß Mario Eichler nur, dass es sich um eine 60-jährige Frau aus Deutschland handelt. Er hofft, dass es ihr gut geht. Wünschen würde er sich, dass sich noch mehr Menschen typisieren lassen. Mario Eichler: "Es ist einfach wichtig, dass nicht jeder nur an sich denkt."
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