200 Jahre alte Geige und Trixon-Schlagzeug vom Musikerflohmarkt
Der Flohmarkt für Instrumente und Noten in Friedberg lockt Liebhaber an. Hier gibt es einiges, was man sonst nirgends mehr findet.
Victoria ist 17 Jahre jung - die Geige, die sie in den Händen hält, fast 200 Jahre alt. Auf dem Musikerflohmarkt in Friedberg fanden die beiden zusammen. Es gab eine Menge ungewöhnliche Instrumente und Zubehör zu entdecken; manches wird (so) gar nicht mehr hergestellt. Bei einem Streifzug gibt es besondere Fundstücke - und auch die Erklärung, warum ein solcher Markt ausgerechnet beim Eissportklub stattfand.
Die Sonne strahlte und bereits eine Stunde nach Eröffnung des Musikerflohmarktes beim Eissportklub nahe dem Friedberger See war der Parkplatz rappelvoll. Bereits am Donnerstag wurde ein Zelt vor dem Vereinsheim aufgebaut, sodass die Veranstaltung ins Freie gelegt werden konnte. 17 Musiker und Musikerinnen boten ihre alten Instrumente, Noten und vieles mehr an. Bereits im vergangenen Jahr hatten Wolfgang Graf und Reinhold Geller solch einen Flohmarkt organisiert. "Die Veranstaltung kam gut an. Und auch dieses Mal haben wir schnell wieder ausreichend Interessenten für den Verkauf gefunden", sagte Graf. Für den Herbst ist erneut ein Flohmarkt im Gespräch.
Die Idee zu den Musikerflohmärkten hatten Graf und Geller vor einiger Zeit beim Kaffeetrinken. "Wir als Musiker haben einfach viel zu Hause herumstehen. Warum sollte man das nicht an Liebhaber verkaufen", erzählt Graf. Vor Jahren wurden in Augsburg und Aichach solche Flohmärkte veranstaltet und kamen immer gut an. "Das ist natürlich keine Geschäftsidee, es geht vielmehr darum, mit anderen Musizierenden in Kontakt zu treten und zu Hause wieder Platz zu schaffen." Räumlichkeiten für den kleinen Basar ließen sich schnell finden. Graf ist schon lange Mitglied im EC Friedberg. "Das Vereinsheim steht viel leer, warum also nicht für ein paar Veranstaltungen nutzen", sagt Hans Dufner, Vorsitzender des Vereins.
Musikerflohmarkt 2024 in Friedberg bietet viel
Fünf Mitglieder halfen dabei, dass alles rund läuft. In den Innenräumen gab es Getränke und belegte Semmeln. Doch das eigentliche Geschehen spielte sich draußen ab. Unter dem Zelt waren Stände aufgebaut, über und über gefüllt mit Musikzubehör. Zu finden waren Gitarren, Musiknoten, Mundstücke, Schlagzeuge, Geigen und Musikanlagen. Für jeden war etwas dabei - ob für den erfahrenen Musiker oder die Anfängerin. Sogar Kinder wurden fündig. Die Verkäufer waren Privatpersonen aus der Region. Eine Verkäuferin aus Langweid bot zum Beispiel Holzblasinstrumente und Noten an. Zwischen fünf und 100 Euro konnte man ausgeben. Sascha Dittrich aus Augsburg verkaufte eine Grundig-Anlage aus den 1970er-Jahren. "Sie kostete einmal über 1000 DM und soll jetzt an einen Liebhaber", hoffte er.
Eine weitere Besonderheit hatte Julia Gastl aus Stadtbergen an ihrem Stand: ein Trixon Schlagzeug. Seit 1970 gibt es die Marke nicht mehr - umso wertvoller sei nun das Schlagzeug. "Das hier ist aber nichts für Anfänger. Ich verkaufe nur an Erfahrene und vor allem Liebhaber", betonte Gastl. Für Anfänger hatte sie ihr erstes eigenes Schlagzeug dabei. Der Flohmarkt biete eine gute Möglichkeit, den richtigen Verkäufer zu finden. Anders als bei der Anonymität im Internet könne man hier persönlich Kontakte knüpfen. "Es wurden schon viele Nummern ausgetauscht", erzählte sie.
Das Highlight auf dem Flohmarkt war eine sehr alte Geige der Friedbergerin Gisela Lener. Das Instrument habe einst dem Großvater ihres Mannes, der ebenfalls ein Musiker war, gehört. Die Violine ließen sie für viel Geld reparieren. Nach dem Tod von Leners Ehemann sollte das Instrument einen anderen Liebhaber finden. Und der war schnell gefunden. Vier Jugendliche durchstöberten Leners Stand und die 17-jährige Victoria Wohlfahrt aus Neusäß erkannte gleich: Die Geige ist alt - sehr alt.
"Die Geige müsste von 1829 sein. Sie hat einen richtig schönen Klang", fand sie. Natürlich wurde das Instrument auch ausprobiert. "Auf so einem Flohmarkt kann man tolle Schätze entdecken", fand Wohlfahrt. Vor allem alte Noten finde man nur noch auf solchen Märkten, erzählte sie.
Auch Organisator Graf zeigte sich am Ende des Flohmarktes sehr zufrieden. Es seien viele Besucherinnen und Besucher gekommen und es sei viel verkauft worden. Es habe sich auf alle Fälle gelohnt.
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