Geburtshilfe: Belegärzte an der Klinik in Günzburg wollen aufhören
Der Verwaltungsrat der Kreiskliniken will mit einem neuen Konzept sicherstellen, dass auch nach dem Jahr 2016 noch Babys in der Kreisstadt Günzburg geboren werden. Wie auch Krumbach von der Lösung profitiert
Das Szenario klingt dramatisch. Alle vier Gynäkologen, die sich bisher um die Entbindungen an der Günzburger Kreisklinik kümmern, wollen Ende 2016 aufhören. Mitten in der Familien- und Kinderregion würden dann Mütter keine Babys mehr zur Welt bringen können. Weil es so weit nicht kommen soll, hat der Vorstand der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, Dr. Volker Rehbein, jetzt dem Verwaltungsrat eine Lösung präsentiert und dabei die einmütige Zustimmung gefunden. „Wir machen aus der Not eine Tugend“, sagt Landrat Hubert Hafner. Denn für den Verwaltungsratsvorsitzenden des Kommunalunternehmens Kreiskliniken ist es „unvorstellbar“, wenn Schwangere in Günzburg nicht mehr entbinden könnten.
Rehbein erläutert die Lage: Die vier Gynäkologen, die bisher für die Entbindungen an der Kreisklinik zuständig sind, wollen Ende 2016 aufhören. Besser sei die Situation an der Kreisklinik Krumbach. Dort gebe es zwei Belegärzte für die Geburtshilfe. Für das Ehepaar Dr. Brigitte und Dr. Rainer Schlonski, das sich aus der belegärztlichen Tätigkeit zurückgezogen hat, werde aber dringend ein Nachfolger gesucht. Der Vorstand äußert Verständnis für die Entscheidung der Günzburger Gynäkologen. „Der Wind weht gegen die Belegärzte“, sagt Rehbein. Die Prämien für die Haftpflichtversicherung in der Geburtshilfe seien inzwischen „exorbitant gestiegen“. Die Fachgesellschaft der Gynäkologen und Geburtshelfer habe die Leitlinien verschärft. „Risikogeburten sollen nur noch an Universitätskliniken stattfinden“, erläutert Rehbein. Und bei Gutachten vor Gericht sei die Leistung der Mediziner in der Geburtshilfe zuletzt oft nicht angemessen dargestellt worden. „Für Belegärzte ist es nicht mehr so attraktiv, in der Geburtshilfe zu arbeiten“, gibt der Kreiskliniken-Vorstand zu.
Landrat Hafner ist nun froh über die Lösung des Problems. An der Günzburger Kreisklinik soll eine neue Hauptabteilung Gynäkologie/Geburtshilfe entstehen, die auch die Belegärzte in Krumbach unterstützt. Der Chefarzt für die Gynäkologie ist bereits gefunden: Belegarzt Dr. Volker Heilmann führt in der Brust- und Tumorchirurgie jährlich bereits mehr als 100 Operationen an der Günzburger Kreisklinik durch. Zusätzlich zu dieser 50-prozentigen Chefarztstelle Gynäkologie/Geburtshilfe mit dem Schwerpunkt Gynäkologie sucht nun das Kommunalunternehmen Kreiskliniken Günzburg-Krumbach einen Chefarzt oder eine Chefärztin mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe. „Es gibt erste, aussichtsreiche Gespräche“, versichert Rehbein. Gynäkologie und Geburtshilfe sollen mit der neuen Kraft systematisch weiterentwickelt werden – auch für die Kreisklinik in Krumbach. Um die gynäkologische Versorgung im Landkreis-Süden kümmern sich aber weiterhin schwerpunktmäßig die Belegärzte der Kreisklinik Krumbach.
Für die Hauptabteilung an der Günzburger Kreisklinik werden weitere Mediziner mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe gesucht. Rehbein rechnet damit, dass etwa vier bis fünf Stellen nötig sein werden. Mediziner seien Mangelware, sagt er: „Es könnte aber ein Vorteil für uns sein, dass wir qualifizierte Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit einstellen können.“ Landrat Hafner verspricht sich von dem neuen Konzept, das in etwa zwei Jahren verwirklicht werden soll, viele Vorteile. „Die Versorgung in der Geburtshilfe wird dadurch an den beiden Klinik-Standorten Günzburg und Krumbach gesichert“, sagt Hafner. Unterm Strich werde die gynäkologische und geburtshilfliche Versorgung für Patientinnen in der Region besser.
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