Schließung der Holzwerkstatt abgewendet
Landkreis Mit 16 verließ die junge Ichenhauserin die Hauptschule. Ohne Abschluss. Etwa ein Jahr lang suchte sie danach Arbeit - ohne die geringste Aussicht auf Erfolg. "Es war wirklich sehr frustrierend, man fühlt sich wertlos", sagt das Mädchen. Seit Mitte September sieht die 18-Jährige Licht am Ende des Tunnels der Frustration. Sie hat einen Platz in der Holzwerkstatt von ProArbeit in der Günzburger Krankenhausstraße bekommen. Dort werkelt die Ichenhauserin gerade mit Sandpapier und Schleifklotz an einem Vogelhäuschen. Das Ziel des Projekts: Benachteiligte junge Menschen, die bisher nicht im Erwerbsleben Fuß fassen konnten, sollen in der Holzwerkstatt für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden.
In diesen Tagen stand die Einrichtung von ProArbeit, die von der Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung für Arbeitssuchende, dem Europäischen Sozialfonds und dem Landkreis Günzburg finanziert wird, allerdings vor dem Aus. Denn der Bund hatte die bisher zur Verfügung gestellten Mittel für 2011 drastisch reduziert. "Wir hätten am Jahresende schließen können", sagt die Leiterin der Holzwerkstatt, Hildegard Brunhuber.
Dies hat der Günzburger Kreistag in seiner jüngsten Sitzung abgewendet. Denn die Kreisräte beschlossen einstimmig, im nächsten Jahr einen Fehlbetrag von maximal 68 500 Euro über den Kreishaushalt zusätzlich zu finanzieren. Aus Bundesmitteln wird nun noch ein Teilbetrag in Höhe von 35 000 Euro für den Anteil der Arge bereitgestellt. "Die Jugendlichen fallen sonst in ein Loch", hatte zuvor Landrat Hubert Hafner (CSU) gewarnt. Und auch die fünf Mitarbeiter, denen hätte gekündigt werden müssen. In der Sitzung hagelte es Kritik. "Es ist ärgerlich, dass der Landkreis hier für den Bund in die Bresche springen muss", schimpfte SPD-Kreistagsfratkionschef Gerd Olbrich. DGB-Regionsvorsitzender Werner Gloning bedauert gegenüber der GZ ebenfalls, dass Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik von der Bundesregierung massiv gestrichen würden. Als Argument, so der SPD-Kreisrat, dienten die Arbeitslosenzahlen, die deutlich zurückgegangen seien. Die Arbeitslosen, die übrig bleiben, bedürften aber einer besonderen Betreuung, betont Gloning.
In der Holzwerkstatt lernen Jugendliche und junge Erwachsene Schlüsselqualifikationen fürs Arbeitsleben. "Die jungen Menschen haben bei ihren Bemühungen schon ein Stück Scheitern erfahren", sagt Brunhuber. Bei ProArbeit fertigen sie Möbel für Kindergärten, Regale für Schulen, Spielzeug für Buben und Mädchen.
Zurück zur 18-jährigen Ichenhauserin. Sie weiß noch nicht genau, welchen Beruf sie ergreifen will. Ein Handwerk soll es sein, vielleicht Fotografin, sagt das Mädchen: "Die Holzwerkstatt bringt mir was, sie hilft mir, dass ich mich orientieren kann." Sie habe in den vergangenen drei Monaten bereits die Arbeit an mehreren Maschinen kennen gelernt und auch wertvolle Tipps erhalten, wie man sich bewirbt. Diplom-Sozialpädagoge Thomas Schniederjan sagt, dass die meisten Jugendlichen bei ProArbeit am Anfang ohne Perspektive seien. Dies ändere sich in der Holzwerkstatt. Nach einer gewissen Anlaufzeit kristallisierten sich konkrete Berufswünsche heraus. Nicht jedem gelingt am Ende der Sprung ins Berufsleben. Aber für etwa die Hälfte öffnet die Holzwerkstatt die Tür zur Arbeitswelt, informiert Brunhuber: "50 Prozent schaffen es."
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