Was fühlt ein Kind, wenn seine Eltern sich trennen?
Der Günzburger Familienberater Artur Geis kennt die Ängste und Sorgen der Kinder bei einer Trennung. Ein Überblick über die Gefühle und wie Eltern damit umgehen.
Wenn Mama und Papa sich trennen, werden manche Kinder betrübt, andere verunsichert oder still, und wieder andere wütend. All diese Reaktionen sind verständlich und normal. "Die Trennung der Eltern ist ein existentielles Thema für Kinder. Sie möchten meist, dass die Eltern zusammenbleiben", sagt Artur Geis von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg, die zur Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg gehört. Der Experte ist der Meinung, dass den Gefühlen der Kinder spezielle Aufmerksamkeit geschenkt werden soll.
Wichtig sei, dass die Eltern diese Gefühle sehr sensibel wahrnehmen und sich Zeit für die Kinder nehmen. "Dies ist weder einfach noch selbstverständlich, da die Eltern selbst auf verschiedenen Ebenen belastet und gestresst sind", betont Geis. Eltern möchten ihre Kinder gut durch eine Trennung begleiten und negative Gefühle abschwächen. Deswegen gibt der Experte Eltern Tipps zu den häufigsten negativen Gefühlen, die Kinder bei einer Trennung haben.
So können sich trennende Eltern den Kindern die Ängste nehmen
- Scham: Kindern ist oft nicht bewusst, wie häufig Trennungen vorkommen. Sie denken dann, sie seien die Einzigen, deren Eltern nicht mehr zusammen sind. Sie schämen sich dafür und sprechen es in der Schule oder im Freundeskreis nicht an. Zu merken, dass sie nicht alleine sind, entlastet sie sehr.
- Verlustangst: Viele Kinder fragen sich: Verlassen Mama oder Papa mich auch, wenn wir uns streiten? Dieser Verlustangst lässt sich vorbeugen, indem Eltern ihrem Kind klar machen, dass Beziehungen zwischen Erwachsenen manchmal auseinandergehen, aber Eltern-Kind-Beziehungen nicht zerbrechen – auch wenn man sich mal streitet. Eltern sollten ihrem Kind sagen und zeigen, dass sie es genauso lieb haben wie vor der Trennung.
- Schuld: Kinder suchen oft die Schuld für die Trennung bei sich. "Versichern Sie Ihrem Kind, dass die Trennung und Ihre eigenen, damit zusammenhängenden Gefühle nichts mit ihm zu tun haben, sondern allein in der Verantwortung der Eltern liegen. Das hilft Ihrem Kind, die Situation besser einzuordnen", rät Artur Geis. Sie sollten die Situation nicht schönreden – die meisten Kinder merken, wenn die Gefühle der Eltern nicht zu dem passen, was sie sagen. "Vermeiden Sie es, Ihr Kind mit eigenen Sorgen zu belasten. Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht ausführlich über finanzielle Probleme, Wut und Hass oder Partnerschaftsprobleme, die aus Ihrer Sicht zur Trennung geführt haben."
- Hilflosigkeit: Es kann passieren, dass sich das Kind als Spielball der Eltern sieht. Dagegen hilft, wenn Eltern ihr Kind je nach Alter an kleinen Entscheidungen beteiligen. Wichtig ist, dass beide Eltern den Rahmen stecken und das Kind sich nicht zwischen Mutter und Vater entscheiden muss. Sie können das Kind mitreden lassen, an welchem Wochentag und wo das Treffen mit dem anderen Elternteil stattfindet oder wer hinbringt und abholt.
Unterstützung gibt es in der Nähe
In Leipheim und Krumbach sowie an über 25 weiteren Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen Erziehungs-, Jugend- und Familienberater der KJF Augsburg bei Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht. Die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg ist in Leipheim in der Spitalhalde 10 zu finden, Telefon 08221/206780, E-Mail eb.guenzburg@kjf-kjh.de, sowie in Krumbach in der Robert-Steiger-Straße 5, Telefon 08282/3936, E-Mail eb.krumbach@kjf-kjh.de. Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden. (AZ)
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