Extra-Kurs für Herrenfahrer
Es waren noch kaum Autos auf den Straßen in und um Illertissen zu finden, aber es gab schon eine Fahrschule. Christoph Keßlinger, ein aus Bergenstetten nach Illertissen umgesiedelter Landwirtssohn hat sie betrieben. Keßlinger sen., 1880 geboren, war ein begabter Mechaniker. Er reparierte in seiner Werkstatt beinahe alles - Fahrräder, Motorräder und mit Beginn des 20. Jahrhunderts auch immer mehr Autos. "Gelegentlich hat er auch eines verkauft, die waren noch sehr teuer", erzählt sein Enkel Edgar.
Und weil die neue Erfindung noch kostspielig in der Anschaffung war, gab es zwei Gruppen von Automobilisten, um die Fahrschulinhaber Keßlinger in Zeitungsanzeigen warb: Die Herrenfahrer, die sich das teure Vehikel leisten konnten, und die Berufsfahrer, die ihre Fahrkünste den Herren und Damen mit Geld als Dienstleistung anboten. Die Ausbildung bei Keßlinger, der ersten "Privaten Kraftfahrschule" zwischen Ulm und Memmingen, war zweigeteilt. Herrenfahrer mussten das Automobil richtig bewegen können, die Berufsfahrer auch die Technik verstehen. Sie bekamen in der Werkstatt eine Extra-Ausbildung. "Heute ist das technische Verständnis nicht mehr so wichtig", sagt Edgar Keßlinger, der immer noch das Kennzeichen von Opas erstem Fahrschulauto, Marke Brennabor, aufbewahrt. Als Enkel Edgar als dritte Generation ins Fahrschulgeschäft einstieg, war das auch noch anders. "Bei den Prüfungen wurde auch Verständnis von Lenkung und Bremsen verlangt.
Das war 1961, als Edgar seine Fahrlehrerprüfung absolvierte. Der heute 72-Jährige hat das Geschäft weitergeführt bis 2008. Sein Vater Josef wollte eigentlich Künstler werden, hatte aber dann doch die Schule übernommen. Die Werkstatt gab er ab. Josef Keßlinger starb 38-jährig schon 1945. Von da an führte seine Frau die Schule mit einem Kompagnon weiter, dem Fahrlehrer Schließer. Sie musste warten, bis der Filius Edgar in ihre Fußstapfen treten konnte, und ließ ihn schon mal üben: Sie war Beifahrer auf dem Fahrersitz, der Sohn steuerte das Auto über die Fahrlehrer-Pedalerie und lenkte mit der linken Hand. "Ist eigentlich verboten", schmunzelt Edgar Keßlinger.
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