Soziales steht im Vordergrund
Jahresempfang der Illertisser SPD an einem ungewöhnlichen Ort: im Seniorendomizil
Illertissen Natürlich bringt so eine Sache Unruhe ins Haus, das war dem Leiter der Einrichtung schon klar. Doch Egon Leuthner wollte genau das: Leben ins Haus bringen, denn „wir versorgen hier nicht nur Not und Elend“. Deshalb sagte der Leiter des Hauses Sebastian ja, als die Illertisser SPD ihn fragte, ob sie in der Senioreneinrichtung ihren Jahresempfang veranstalten dürfe. Er meint, dass sein Haus und die Partei ganz gut zusammenpassen, denn beide „dienen den Menschen“. Für die Genossen war dies zudem ein passender Ort, denn ihr Ehrenvorsitzender Robert Schuler lebt seit einiger Zeit dort.
Der Umgebung angemessen drehten sich die Reden schwerpunktmäßig um soziale Themen. Dabei spielte auch eine Rolle, dass der Ortsverein den gesamten Tag über entsprechende Einrichtungen in der Stadt besucht hatte – einerseits, damit Bürgermeisterkandidat Alexander Schilling und die Landratskandidatin Antje Esser etwas für ihren Wahlkampf tun konnten, andererseits, um sie der Gastrednerin des Empfangs, der Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, zeigen zu können.
Eine der Besuchsstationen war der Tafelladen. Alexander Schilling nannte es bedrückend, dass in einer reichen Stadt wie Illertissen so viele Menschen auf eine solche Hilfseinrichtung angewiesen seien. Gleichzeitig fand er es ausgesprochen löblich, wie viele Menschen mit großem Engagement sich für eine solche Einrichtung engagieren: „Das müssen wir als Stadt unterstützen.“
Auch Natascha Kohnen zollte den Helfern ihre Anerkennung und bedauerte, dass so viele Menschen die Tafel in Anspruch nehmen müssen. Deshalb gelte es, daran zu arbeiten, „die Armut in diesem Land zu bekämpfen“. Eine weitere Station der Sozialdemokraten war die Zweigstelle der Lebenshilfe, die nach Kohnens Worten etwas Besonderes sei. Dort werde gut und gründlich gearbeitet, doch sie würde es sehr begrüßen, wenn Unternehmen häufiger in ihren Betrieben Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigten und sie dadurch „in die Gesellschaft reinholen“.
Die Generalsekretärin ist studierte Biologin und musste als solche auch noch etwas zum Thema grüne Gentechnik sagen. Die birgt ihrer Ansicht nach Gefahren, die noch nicht abzuschätzen seien. Deshalb lehnt sie sie ab. Im Bundestag hat jedoch kürzlich die Regierungskoalition nein zu einem Antrag der Grünen gesagt, die eine bestimmte Genmaissorte verbieten wollten. Dies findet sie bedauerlich, zumal die bayerische Staatsregierung sich stets gegen Gentechnik in der Landwirtschaft ausgesprochen hat. Deshalb müsse der Freistaat auf seine Weise etwas gegen die umstrittenen Pflanzen unternehmen: Kohnen forderte, er solle ganz Bayern zur „gentechnikfreien Anbauzone“ erklären.
Auf lokaler Ebene gibt es das bereits, so hat sich die Stadt Illertissen vor einiger Zeit für gentechnikfrei erklärt. Darum sorgte es für Irritationen, als der Illertisser SPD-Abgeordnete Karl-Heinz Brunner kürzlich gegen das Verbot der Genmaissorte 1507 votierte. Er erklärte sein Abstimmungsverhalten auf dem Empfang mit einem gewissen Zwang zum Kompromiss innerhalb der Koalition, in der ein solches Verbot als nicht mehrheitsfähig erachtet wurde. Da könne man nicht einfach mit der Opposition stimmen. Ansonsten führe das zu italienischen Verhältnissen, die zwar auch eine Demokratie hätten, aber alle Vierteljahr wählen müssten.
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