
Von wegen langweilig: Das Schützen-Finale in Neu-Ulm war ein Volltreffer

Plus Der Deutsche Schützenbund hat sich mit dem Bundesliga-Finale in Neu-Ulm auf neues Terrain gewagt. Unser Autor meint: Der Mut hat sich gelohnt.
Die Ruhe bewahren. Darauf kommt es für Schützen in besonderem Maße an. Am Schießstand, das Ziel im Fokus, sowieso - und in den vergangenen Tagen auch hinter den Kulissen als unermüdliche Organisatoren einer sportlichen Großveranstaltung.
Zum ersten Mal hat sich der Deutsche Schützenbund (DSB) mit seinem Bundesliga-Finale in eine derart große Halle gewagt wie die Neu-Ulmer-Ratiopharm-Arena. Zur 25. Auflage der Endrunde im Kampf um die Meisterschaft sollte es etwas ganz Besonderes sein. Und das ist zweifelsfrei gelungen. Die Verantwortlichen beim DSB haben das Risiko nicht gescheut, zusammen mit den austragenden Schützenvereinen aus Vöhringen und Waldkirch Mut bewiesen und mächtig Eigenwerbung betrieben. Knapp 100 Helferinnen und Helfer haben das erst möglich gemacht. Viele von ihnen haben am Wochenende mehr Zeit in der Arena verbracht als daheim. Das ist in der heutigen Zeit längst nicht mehr selbstverständlich.
Schützenvereine sind Stützen der Gesellschaft
In unserer Region sind die Schützenvereine noch gut angesehen, weil sie die Traditionen pflegen und Stützen der Gesellschaft sind. Generell hat das Sportschießen aber nach wie vor ein Imageproblem. Immer wieder wird in Schützenkreisen über mangelndes öffentliches Interesse und viele Vorurteile geschimpft. Ein Event wie das Bundesliga-Finale ist da Gold wert. Ein echter Kontrast zu dem, was viele Menschen auch heute noch mit Schützenvereinen verbinden. Statt einsam und wortlos im dunklen, verstaubten Schießkeller zu stehen, zeigen Sportlerinnen und Sportler im bunten Scheinwerferlicht Höchstleistungen. Angespornt von lauter Rockmusik und lärmenden Fans auf den Tribünen. Von wegen langweilig!

Es gibt Randsportarten, die boomen. Biathlon und Darts zum Beispiel. Die Tribünen sind voll, die Fernsehsender übertragen zur besten Sendezeit. Und der Schießsport? Der hat sich zumindest in Neu-Ulm auch von seiner publikumswirksamen Seite gezeigt. Durch den Wandel im Modus, dem direkten Duell Eins-gegen-eins am Schießstand, ist es für Zuschauerinnen und Zuschauer leichter verständlich geworden. Man muss kein Schütze sein, um das zu verstehen.
All das ist wichtig im Werben um den Nachwuchs. Denn die Probleme sind überall ähnlich. Ganz egal, in welchem Sport. Attraktiv muss man bleiben, um die Jugend für sich zu gewinnen. Weil das Schützenwesen vor allem an der Basis so sehr auf alte Traditionen fixiert ist wie kaum eine andere Sportart, gehört dazu aber auch der Mut, gewohnte Pfade zu verlassen und Neues zu wagen. Die Organisatoren des Schützen-Events in Neu-Ulm haben es vorgemacht.
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