Britischer Geheimdienst bekam Tipps vom Mossad
Berlin/Paris (ddp). "Wir laufen auf Hochtouren." So charakterisierte ein Sicherheitsexperte die Situation der deutschen Geheimdienste nach den vereitelten Terroranschlägen von London. "Die Befürchtungen, dass bei einer weiteren Eskalation des Nahost-Krieges akute Gefahren durch die schiitische Hisbollah und der mit ihr verbundenen Al-Qaida auf Europa zukommen, haben sich bestätigt", sagte ein Geheimdienstvertreter am Donnerstag in Berlin. Er verwies auch auf die "enge Vernetzung" Syriens und des Iran im Nahost-Konflikt.
Das Anti-Terror-Zentrum in Berlin, in dem Spezialisten des Bundesnachrichtendienstes (BND), des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) und des Bundeskriminalamtes (BKA) vertreten sind, analysiere die Erkenntnisse aus den vereitelten Terroranschlägen rund um die Uhr. Es gebe "gute Kontakte" zu den britischen Geheimdiensten.
Die deutschen Dienste seien insbesondere im Hinblick auf die jüngsten Bombenfunde in Zügen der Deutschen Bahn "ziemlich nervös", erläuterte der Sicherheitsfachmann. Noch gebe es keine konkreten Hinweise, wer oder welche Terrororganisation hinter dem Geschehen sowohl in Deutschland als auch in England stecke. Auch die Zusammensetzung und Wirkungsweise der Sprengstoffe "geben den Diensten in Deutschland und Großbritannien große Rätsel auf", schilderte der Experte.
Die britischen Geheimdienste haben nach Aussage von Nachrichtendienstlern "entscheidende Hinweise" vom israelischen Geheimdienst "Mossad" erhalten. "Aufgrund dieser Tipps konnte die britische Polizei und der Inlandsgeheimdienst MI5 jetzt zuschlagen und die große Zahl von Verdächtigen festnehmen", hieß es aus Kreisen internationaler Geheimdienste. Auch der BND verfüge über "hervorragende Kontakte mit dem Mossad". Er informiere ständig "über möglicherweise heraufziehende Terrorgefahren durch die Hisbollah für Deutschland".
Die Informationen für die europäischen Nachrichtendienste aus dem nahöstlichen Raum laufen zudem über ein geheimes Zentrum in der Nähe von Paris. Seit einiger Zeit arbeiten dort Experten vom US-Geheimdienst CIA und seinem französischen Pendant DGSE im multinationalen Anti-Terror-Zentrum "Alliance Base" mit deutschen, britischen, kanadischen und australischen Agenten zusammen. In dem Zentrum werden nicht nur Informationen gesammelt und an die entsprechenden Partnerländer weitergegeben. Von dort aus werden auch Anti-Terror-Operationen geplant und Terroristen aufgespürt.
"Auch über dieses Zentrum haben wir Hinweise über die aktuelle Terrorgefahr in Großbritannien erhalten", berichtete ein deutscher Nachrichtendienstler. "Wir hoffen, dass wir auch für die Bundesrepublik rechtzeitig Informationen von dem weltweit operierenden Pariser Zentrum erhalten", sagte der Experte.
Die Diskussion ist geschlossen.