Hintergrund: Der tiefe Fall der SPD
Berlin (dpa) - Die einst stolze Volkspartei SPD ist tief gefallen. Am Sonntag sackte sie auf etwa 23 Prozent ab - ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl seit 60 Jahren.
Unter 30 Prozent lag sie nur in den Gründerjahren der Bundesrepublik: 1949 kam sie auf 29,2 Prozent, vier Jahre später waren es 28,8 Prozent. Die Sozialdemokraten mussten der CDU 20 Jahre lang das Kanzleramt überlassen.
Vorbote des aktuellen Desasters für die älteste deutsche Partei war die Europawahl in diesem Juni. Dabei kamen die Sozialdemokraten nur auf 20,8 Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl. Bei der Landtagswahl in Hessen hatte die SPD Anfang des Jahres 13 Punkte eingebüßt; die Annäherung der damaligen Vorsitzenden Andrea Ypsilanti an die Linkspartei hatte auch SPD- Wähler irritiert.
Die ersten SPD-Bundesminister leisteten 1966 ihren Amtseid. Nach dem Scheitern von CDU-Kanzler Ludwig Erhard wurde Willy Brandt Vizekanzler und Außenminister in der ersten großen Koalition. In der Wahlnacht 1969 konnte Brandt die FDP für eine sozial-liberale Koalition gewinnen. Sie endete 1982 mit dem Sturz von Brandts Nachfolger Helmut Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum.
Nach 16 Oppositionsjahren kehrte die SPD 1998 mit Gerhard Schröder als Kanzler an die Macht zurück. 2005 gab es für die Fortsetzung des rot-grünen Bündnisses keine Mehrheit. Wie 1966 wurden die Sozialdemokraten wieder Juniorpartner der Union.
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