Konzernlenker mit Humor, Bescheidenheit und klaren Zielen

Von unserem Redaktionsmitglied Stefan Stahl, Augsburg

In Sachen Ironie ist die Kontinuität an der Spitze des Maschinenbau-Konzerns MAN gewahrt. Zeichnete sich der Bayer Rudolf Rupprecht durch witzig-hintersinnige Bemerkungen aus, punktet sein Nachfolger Håkan Samuelsson mit trockenem Humor ­ eine bewährte Strategie im Umgang mit ironiegierigen Journalisten. Als ihn sein Presse-Chef nach der Vorstellung erfreulicher Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2005 fragt, ob er noch ein Schlusswort sprechen wolle, schaut der Schwede lächelnd auf das letzte Blatt der Präsentation. Dort steht auch für die Reporter sichtbar an der Wand "Vielen Dank". Der 54-Jährige blickt auf diese Vorgabe und liest genüsslich vor: "Vielen Dank." Alles andere sei schon gesagt.

Stimmt nicht ganz. Und das führt zu einer zweiten Charaktereigenschaft des Managers: Bescheidenheit. Samuelsson verzichtet darauf, sich an an diesem Tag in München zum Mister "Shareholder-Value" zu stilisieren, obwohl der MAN-Börsenwert seit Jahresanfang ­ dem Beginn seiner Karriere als Vorstandsvorsitzender ­ deutlich gesteigert wurde. Der Kurs schnellte von 29,50 auf gestern über 41 Euro in die Höhe. Das MAN-Papier entwickelte sich von Januar 2005 an besser als der Deutsche Aktienindex. Maschinenbau ist längst wieder gefragt. Einst von kecken Jungspunden am Neuen Markt als "unsexy" abqualifiziert, üben Werte dieser deutschen Schlüsselbranche einen hohen Reiz auf Anleger aus. Im Falle MAN verwundert das nicht.

Die Börsianer zeigten sich in vieler Hinsicht über den Konzern beglückt: Samuelsson kündigte mit selbstbewusst stimmenden Halbjahres-Kennziffern im Rücken an, das operative Ergebnis werde für 2005 die Marke von 700 Mill. Euro klar überschreiten. Das wäre ein kräftiger Zuwachs gegenüber dem Vorjahr, als 566 Mill. Euro zu Buche standen. Erfreulich für den MAN-Standort Augsburg: Der Konzern-Chef sagt deutliche Steigerungen für den Dieselmotorenbereich (MAN B&W) sowie die Druckmaschinensparte (MAN Roland) voraus. Das Unternehmen konnte die Zahl der Mitarbeiter in Augsburg zuletzt stabil halten. Roland beschäftigt 3041 Frauen und Männer, B&W 2506 und der Getriebespezialist Renk 1425.

Dabei fällt auf, dass die Augsburger Werke zu den Gewinnern innerhalb des Konzerns zählen. Die Dieselmotorensparte erwirtschaftete in den ersten sechs Monaten 2005 ein operatives Ergebnis von 51 Mill. Euro gegenüber 19 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Auch die Drucksysteme kommen voran. Der Verlust wurde von 24 auf 7,0 Mill. Euro verringert, wobei der in Augsburg vertretene Rollenbereich das Ergebnis um 100 Prozent auf positive 22 Mill. Euro steigerte. Nach wie vor drückt die Bogenmaschinen-Fertigung trotz Fortschritten auf das Ergebnis. Samuelsson strebt unverändert an, hier 2005 den "Break Even", die Gewinnschwelle, zu erreichen.

Insgesamt hat sich die Lage im Konzern weiter spürbar verbessert. Im ersten Halbjahr 2005 stieg das operative Ergebnis um 46 Prozent auf 285 Mill. Euro, der Auftragseingang um 30 Prozent auf 9,98 Mrd. Euro und der Umsatz um 6,0 Prozent auf 6,98 Mrd. Euro.

Samuelsson setzt seine Strategie, klare Ziele zu formulieren, fort. Die Konzentration auf die Kernbereiche Nutzfahrzeuge, Dieselmotoren, Drucksysteme, Turbomaschinen und Industriedienstleistungen sieht er nahezu abgeschlossen. Der Konzern-Lenker spricht aber noch "von einer langen Liste notwendiger Veränderungen". Samuelsson will das Unternehmen gerade im Nutzfahrzeugbereich stärker als bisher internationalisieren. Er nennt vor allem China und Indien. Das weckt sicher wieder die Fantasie der Anleger.