Cheerleading: Viel mehr als nur Puschel schwenken
Beim Training zeigt die Mannschaft "Impact Cheer Innovations", was hinter dem Cheerleading steckt - nämlich mehr als Kampfschreie und bunte Puschel.
Cheerleader? Das sind doch diese blonden Mädchen, die in den amerikanischen Highschoolfilmen vor jedem Basketball- oder Footballspiel wild mit ihren Pompons umherfuchteln, schrille Kampfschreie von sich geben und die Beine in die Höhe strecken. Gib’s zu. Das dachtest du auch. Aber damit liegst du voll daneben. Beim Cheerleading geht es um wesentlich mehr als Pompons und Kampfschreie. Das bewiesen Jana Scherer und Tamara Erber beim Training im Sportzentrum Pfuhl.
"Das ist Hochleistungssport, nur leider weiß das fast niemand", sagt Jana, die seit 2014 bei den Cheerleadern in Pfuhl mitmacht. Die 19-Jährige ist Teil der Mannschaft "Impact Large", die wiederum zum Pfuhler Verein "Impact Cheer Innovations" gehört. Wie sie sagt, weiß kaum jemand, was alles hinter dem Cheerleading steckt. Deswegen klären Jana und Tamara auf: Cheerleader müssen sportlich und fit sein. "Vor allem Körperspannung ist sehr wichtig", erklärt Jana. Denn wer durch die Luft gewirbelt wird oder in einer Pyramide aus Menschen steht, müsse seinen ganzen Körper anspannen können, damit alles glattgeht. Beim Training wird das dann auch gleich deutlich. Im Lauf der ersten Übungen geraten die Cheerleader ordentlich ins Schwitzen. Tamara trainiert die Jugendmannschaften des Vereins. Sie erklärt, wie eine Trainingseinheit abläuft.
Wie die meisten Sportler, müssen sich auch Cheerleader erst einmal aufwärmen. Dazu gehören Aerobic, Laufen und Dehnen. In den Herbst- und Wintermonaten üben die Cheerleader immer eine komplette Choreografie, die sie während der Saison auf den Turnieren präsentieren. "Für eine gute Choreo reichen drei Wochen Training nicht", erklärt Tamara. Dafür brauche man schon mehrere Monate. Ein Auftritt dauert in der Regel knapp zweieinhalb Minuten. Zeit, in der das komplette Team einfach alles geben muss.
Vertrauen und Akrobatik sind die Grundlagen des Cheerleadings
Mindestens genauso wichtig wie fit zu sein, seien aber Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein, sagt Jana. Denn beim Cheerleading müsse man sich auf die anderen verlassen können. Das bedeute auch, dass die Sportler regelmäßig zum Training erscheinen sollten. Drei Mal pro Woche trainieren die Mitglieder von Impact Large. Und das für jeweils zwei Stunden. Ein Aufwand, der sich auszahlt. In der Turnhalle in Pfuhl steht eine halbe Wand voller Trophäen und Pokale, die die Teams von "Impact Cheer Innovations" seit ihrer Gründung vor zehn Jahren gewonnen haben. Allein im vergangenen Jahr wurde Janas Team süddeutscher Meister und deutscher Vizemeister.
Wer besonders gut ist, kommt auch viel herum. So war Jana 2017 bei der Weltmeisterschaft in Orlando, USA, dabei. "Das war ziemlich krass", erzählt die 19-Jährige. Sie sei damals zweieinhalb Wochen in den USA gewesen. "Eineinhalb davon haben wir trainiert." In diesen Vorbereitungstagen seien vier Stunden tägliches Training normal gewesen. Am Ende erreichte die deutsche Mannschaft aus knapp 50 teilnehmenden Teams aus aller Welt den vierten Platz. Ein großer Moment für Jana, wie sie sagt.
Aber wie kommt man überhaupt zum Cheerleading? Wie Jana sagt, sei das in ihrem Fall mehr zufällig passiert. Schon als Kind hat die Illertisserin in ihrer Heimatstadt Kunstturnen betrieben. Ihre Freundin Maren sei dann zu den Cheerleadern gewechselt. "Dann wollte ich das auch mal ausprobieren", sagt Jana. Die Anfangszeit sei hart gewesen. "Ich hatte länger keinen Sport mehr gemacht und war nicht mehr so fit", sagt sie. "Aber du wirst hier schnell fit gemacht."
Wie jeder Hochleistungssportler müssen sich auch Cheerleader fit halten. Das regelmäßige Training reiche da nicht. Wie Jana sagt, mache sie zudem auch Fitness – und achte sehr auf ihre Ernährung: "Dazu gehören Eiweiß- und Proteinshakes, gesundes Essen und wenig Alkohol", sagt Jana. Nur ganz selten schummle sie auch mal. Ein bisschen Klischee gibt es dann aber doch: Denn bei ihren Auftritten bei Meisterschaften und vor den Basketballspielen in der Ratiopharm-Arena gehören Schlachtruf, Schilder und Pompons einfach dazu. "Unsere Aufgabe ist es ja auch, die Stimmung bei den Fans anzuheizen", sagt Tamara. Und die jubeln dann auch kräftig mit. Ganz wie im Film eben.
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