Ein Ort der Menschlichkeit
Günzburg Eisig kalt pfeift der Wind um die Ecken, fast waagrecht peitschen Schneekristalle ins Gesicht. Ein Winterwetter, das mehr an den warmen Ofen als ins Freie lockt. Gut, wer sich in seiner Wohnung oder dem beheizten Büro aufhalten kann. Schlecht, wenn es weder Arbeit noch Unterkunft gibt. Wenn die Familie oder die soziale Gemeinschaft fehlen.
Für Menschen in schwieriger Lebensphase
Die Wärmestube in Günzburg ist geradezu ein Ort der Menschlichkeit. In der Einrichtung des Katholischen Verbandes für soziale Dienste (SKM) finden Menschen Aufnahme, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden. So wie Josef Stephan, der nach einem Gefängnisaufenthalt elf Monate Quartier in der Einliegerwohnung der Wärmestube fand. "Das war für mich eine gute Zeit, in der ich mich auch nützlich machen konnte", sagt der 53-Jährige an seinem letzten Tag. Die Gemeinschaft in der Wärmestube habe ihm bei dem "Neuanfang" geholfen. Der wird im Betreuten Wohnen in Ursberg sein. "Dort kann ich in der Werkstatt wieder in meinem erlernten Beruf als Autolackierer arbeiten", freut er sich.
Kurz vor zwölf Uhr duftet es nach Mittagessen, die Tische sind eingedeckt. "Heute gibt es Fleischeintopf mit Gemüse und Knödeln, Salat und Nachspeise", erklärt Inge Segerer. Die Krankenschwester arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Wärmestube. Heute hat sie mit Edeltraud Schlappa für zehn Personen gekocht. Mehr haben sich an diesem Wintertag bis 10.30 Uhr nicht gemeldet. Wenn jemand außerplanmäßig kommt, sei aber auch für ihn gesorgt.
Zwei Ehrenamtliche sind anwesend
Mindestens zwei Ehrenamtliche müssen während der Öffnungszeiten von 9 bis 13 Uhr anwesend sein. Etwa 15 bis 20 Helfer gibt es derzeit. "Viel zu wenig", sagt Inge Segerer. Morgens gibt es Kaffee, dann beginnt schon die Essensplanung. Einmal in der Woche wird eingekauft. "Wir bekommen viel Hilfe aus der Bevölkerung. Ein Bankmitarbeiter kauft regelmäßig Essen, oft backt uns jemand Kuchen", sagt die Krankenschwester. Langweilig wird es nie, es sei ein "Kommen und Gehen". Wenn Josef Stephan auszieht, bleiben in den beiden weiteren Zimmern im Obergeschoss des kleinen Hauses im Antlitz der Pfarrkirche St. Martin noch zwei Männer, die kurzzeitig Quartier bezogen haben. Sie werden nicht allein gelassen. Regelmäßige Besucherin ist Maria, die es so formuliert: "Menschen, die hier leben, lernen wieder, sich zu integrieren."
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