Glänzende Instrumente im gleißenden Sonnenlicht
Der Musikverein Krumbach feiert sein 200-jähriges Bestehen mit einem Gemeinschaftschor und einem prachtvollen Umzug, an dem sich rund 80 Gruppen beteiligen.
Johann Huber blickt mit einem zufriedenen Lächeln hinüber zu „seiner“ Behörde, dem Amt für Ländliche Entwicklung. Die Flaggen Deutschlands, Bayerns und Europas sind gehisst. Ganz ohne ministerielle Erlaubnis, wie der Behördenleiter mit einem Augenzwinkern verrät. Die Flaggen im Hintergrund vollenden gewissermaßen die Kulisse für den großen Gemeinschaftschor auf der Stadtsaalwiese. Und es sind auch Details dieser Art, die einem Bezirksmusikfest jedes Mal aufs Neue einen besonderen Charakter verleihen.
Das Wetter tut ein Übriges. 28 Grad, kaum eine Wolke am Himmel – und das am 11. September. Die Instrumente der zahlreichen Musiker aus der ganzen Region glänzen im Sonnenlicht. In zahlreichen Musikvereinen sind sie aktiv. Doch ein solches Zusammenspiel wie am Sonntag gibt es nur bei einem Bezirksmusikfest und das Spiel so vieler Akteure verleiht der Musik eine geradezu mitreißende Wucht.
Vom Finale des Bezirksmusikfestes am Sonntag gibt es bei uns eine große Bildergalerie.
Böllerschüsse eröffnen den Gemeinschaftschor, der für den Musikverein Krumbach auch eine Art Geburtstagsgeschenk ist. Der Verein, gegründet 1816, feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. Das ist der Anlass für das große Bezirksmusikfest in Krumbach, das am Donnerstag mit einer Serenade auf der Stadtsaalwiese begann. Am Freitag folgte der große Festakt, bei dem der Musikverein für seine vielfältigen Aktivitäten vom Allgäu-Schwäbischen Musikbund ausgezeichnet wurde (wir berichteten).
Der Sonntag wird zum großen Finale. Dieses Finale beginnt mit einem Gottesdienst und der Weihe der Instrumente. Zum Gottesdienst gekommen ist auch ASM-Präsident Franz Pschierer. Zelebriert wird der Gottesdienst durch Weihbischof Florian Wörner.
Zahlreiche Musiker und Besucher gleichermaßen hören dann beim Gemeinschaftschor am Nachmittag die Ansprache von Centa Theobald, der stellvertretenden Präsidentin des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM). Sie spricht von der Schönheit der Blasmusik, aber auch von der Vermittlung von Werten, die die Musikvereine in ihrer Arbeit leisten. Jedes Mal aufs Neue seien die Bezirksmusikfeste Highlights im Jahreskalender.
Der seit 1926 bestehende ASM ist bekanntlich in zahlreiche Bezirke untergliedert. Die Musiker des südlichen Landkreises Günzburg gehören dem ASM-Bezirk 11 Krumbach-Tisogau an, der in diesem Jahr ebenso wie der ASM sein 90-jähriges Bestehen feiern kann. Vorsitzender des heimischen ASM-Bezirks ist der Ursberger Bürgermeister Peter Walburger. Er spricht von dem „beeindruckenden Miteinander“, für das die Blasmusik stehe und dankt den vielen Mitwirkenden am Bezirksmusikfest für ihren Einsatz.
Der Moment, auf den so viele gewartet haben
Und dann ist er plötzlich da, dieser Moment, auf den so viele gewartet haben. „Instrumente hoch“ bittet Centa Theobald die Musiker. Dieser Hochglanz unter blauem Himmel ist vielleicht so etwas wie das Bild des Tages.
Wie groß der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer bei einem Bezirksmusikfest ist, zeigt schon ein flüchtiger Blick auf das Programm für den Umzug.
Rund 80 Vereine und Organisationen beteiligen sich an ihm. Etliche Kutschen sind zu sehen, gezogen von zum Teil prachtvoll geschmückten Pferden. Einige betagte Oldtimer wurden auf Hochglanz poliert. Durch Krumbachs Zentrum fahren ein „Lanz“- und ein „Schlüter“-Bulldog aus alter Zeit. Ein Blickfang sind beispielsweise auch die Vespa-Motorroller des Vespa-Clubs Krumbach.
Als sich die Umzugsteilnehmer durch Krumbach bewegen, fällt auf, dass die Zuschauer ihre Plätze mit einer bemerkenswerten Eindeutigkeit gewählt haben. Begehrt sind an diesem außerordentlich warmen Septembertag die Schattenplätze.
Eine Wahlmöglichkeit wie die zahlreichen Besucher haben Ehrengäste an diesem Tag nicht. Ehrengäste müssen schwitzen. Die Ehrentribüne auf dem Marktplatz steht in der prallen Sonne. „Ich beneide Sie um Ihre Schattenplätze“: Dies sind die ersten Worte von Tobias Ehrmann, als er oben auf der Ehrentribüne das Mikrofon testet. Ehrmann, 2. Vorsitzender des Krumbacher Musikvereins, wird später mit launigen Worten durch den Umzug führen und den Zuschauern so manches interessante Detail erklären. Für Ehrengäste wie Centa Theobald oder den Krumbacher Musikvereinsvorsitzenden Josef Biberacher, die sich nach und nach auf der Ehrentribüne einfinden – und in der Sonne stehen, wurden einige Flaschen Mineralwasser bereitgestellt und später wird vom Wagen der Schlossbrauerei Autenried auch noch das eine oder andere Bier nach oben gereicht.
Es sind auch solche humorvollen Episoden am Rande, die Appetit machen auf das nächste Bezirksmusikfest. 2017 wird keines stattfinden, teilt Franz Alstetter, stellvertretender Bezirksvorsitzender mit. Aber 2018 könnte es wohl wieder klappen.
Welcher Verein wird es sein? Alstetter sagt, dass er jetzt noch nichts dazu sagen kann. Aber er mit einem Schmunzeln meint er dann: „Der Köder ist ausgelegt.“
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