Gartentipps aus dem Krumbacher Kreislehrgarten
Kreisfachberaterin Tina Sailer erklärt, warum jäten besser als hacken ist und Rindenmulch im Staudenbeet nicht zu dick aufgetragen werden sollte.
Nun ist es endgültig: Josef Stocker ist im Ruhestand und Tina Sailer hat sein Amt des Kreisfachberaters am Landratsamt Günzburg übernommen. Ganz fremd ist ihr die Tätigkeit nicht, schließlich wurde sie von ihrem Vorgänger über anderthalb Jahre eingearbeitet. Interessierte Gartler und engagierte Obst- und Gartenbauvereinsmitglieder haben Tina Sailer schon als Referentin im Kreislehrgarten Krumbach oder als Begleitung bei Fachexkursionen kennengelernt. Ab sofort leitet die Diplomingenieurin Landschaftsarchitektur das Ressort im Landratsamt, demnächst unterstützt von einem Gartentechnikermeister, der in die Fußstapfen des bereits vor längerer Zeit in Ruhestand gegangen Peter Paintner tritt.
Die Augsburgerin freut sich auf die Herausforderung, denn das Arbeitsgebiet ist vielfältig. „Unsere Abteilung arbeitet auf der politischen Ebene des Landkreises, auf kommunaler Ebene als Ansprechpartner für Bürgermeister und Gemeinderäte. Wir beraten bei der Anlage und Gestaltung von Grünflächen im Siedlungsbereich, bei der Friedhofsplanung oder der Grünplanung von Wegrändern. Wir sind aber in gleicher Weise auch für die Bürger da und betreuen die über 50 Obst- und Gartenbau-Vereine im Kreis, halten Vorträge und Kurse, kooperieren mit Referenten und bieten Individualberatung. Das bedeutet auch fachlich eine enorme Bandbreite.“
Es ist sechs Uhr abends, Tina Sailer, Abteilungsleiterin im Landratsant, steht mit der Schere im Kreislehrgarten. Feierabend? Fehlanzeige. Jetzt ist die hohe Zeit der Gartenarbeit und Tina Sailer zeigt mit routinierten Handgriffen, was zu tun ist. Ein paar Vereinsvertreter lassen sich zeigen, was sie im Kreislehrgarten an Pflegearbeiten ausführen sollen. Gleich kommen auch noch 50 Obstbaumbesitzer, die sich in die Geheimnisse des Obstbaumschnitts einführen lassen wollen. Zunächst in der Theorie, dann in der Praxis.
Doch jetzt ist erst einmal der Staudengarten dran. „Der Frühling ist die hohe Zeit der Pflanzung und damit die wichtigste Zeit für den Garten. Wer richtig Gärtnern will, muss vor allen vernünftig planen. Pflanzen sind lebendig und haben ganz spezifische Ansprüche an ihren Standort. Das betrifft den Boden ebenso wie die Lichtverhältnisse. Wenn eine Pflanze einen guten Standort hat, ist sie pflegeleicht, kann Schädlingen und Krankheiten widerstehen. Da braucht es keine Giftspritze, die ich für den Hobbygarten ablehne,“ sagt sie. Richtig gepflanzte Stauden, Blumen oder Sträucher brauchen wenig Pflege. Oft wird viel zu viel getan, weiß die Ingenieurin.
„Ein ganz großer Fehler ist es, im Staudenbeet zu hacken. Das zerstört die zarten Wurzeln der Stauden und zerhackt auch die der unerwünschten Unkräuter. Aber aus jedem Stückchen Wurzel treiben diese wieder aus. Man vermehrt mit dem Hacken das Unkraut. Da hilft nur jäten.“ Auch von dicken Rindenmulchdecken rät Tina Sailer ab. Die sind viel zu sauer für den Boden unter Stauden. Aber, tröstet sie, „wer gut plant, hat mehr Freude und weniger Arbeit mit seinem Garten, denn starke Pflanzen können auch dem Unkraut widerstehen.“
Trotzdem, ein wenig Gärtnern muss man auch im beispielhaften Kreislehrgarten. Jetzt im Frühling müssen Fruchtmumien aus den Obstbäumen und Moos, das sich zwischen niedrigen Stauden ausbreitet entfernt werden, die vertrockneten Pflanzenteile gehören geschnitten. Den Schnitt im Spätherbst lehnt Tina Sailer ab. Das macht nicht nur den Garten kahl und strukturlos, das nimmt Kleinsttieren den Unterschlupf und macht die beschnittenen Pflanzen frostempfindlich.
Viele Gartenbesitzer sind sich unsicher, wann und was sie an ihren Pflanzen schneiden sollen. Doch Tina Sailer nimmt ihnen die Hemmung, auch wenn es im Staudenreich ziemliche Diven gibt, die einen falschen Schnitt übel nehmen. „Wir haben umfangreiches Informationsmaterial, in dem man nachlesen kann, was zu beachten ist. Ich empfehle aber auch die Infoseiten guter Staudengärtnereien, die nicht nur ihre Pflanzen verkaufen, sondern ausführliche Standort- und Pflegehinweise dazu liefern.“ Und wer sich überhaupt nicht traut, kann direkt bei Tina Sailer nachfragen. „Auch das gehört zu meinem Aufgabengebiet: für alle Fragen rund um Garten und Grüngestaltung da zu sein, und zwar für alle Bürger.“
Aber oft reicht es auch schon, sich auf die Pflanze selbst zu konzentrieren. „Die zeigt meist an, was sie will. Manche bilden, wie etwa das beliebte Purpurglöckchen, Horste und decken immer größere Flächen ab. Im Frühling kann man diese Pflanzen ganz einfach teilen, die kleineren mit den Händen, große muss man ausgraben und mit dem Spaten teilen.“ Andere Pflanzen treiben unten grün aus, haben oben noch ihre dürren Reste vom Vorjahr. Die schneidet Tina Sailer zügig ab, gibt dem jungen Trieb Platz und Licht.
„Das Gärtnern macht mir unglaublich viel Freude“, verrät sie. „Ich arbeite daheim in meinem Garten, aber noch mehr in dem meiner Eltern.“ Dass sie einmal das Gartenleben und die Grüngestaltung zu ihrem Beruf machen würde, ist ihr erst auf Umwegen eingefallen. Zunächst hat Tina Sailer ein Studium der Informatik begonnen, erst über Zeichenkurse entdeckte sie, dass der Garten nicht nur Hobby sein kann, machte ein Baumschul-Praktikum und war von diesem Moment an begeistert, das Studium in Weihenstephan die logische Konsequenz. „Es war eine Entscheidung des Herzens.“
Und die bereut sie nicht eine Sekunde, denn als Kreisfachberaterin kann sie die Praxis genauso pflegen wie die Theorie, kann mit den unterschiedlichsten Menschen arbeiten und ihre Ideen und Kenntnisse auf den verschiedensten Ebenen einbringen. „Wir haben zwar nur beratende Funktion, aber wir können Gedanken und Entwicklungen anstoßen. Wir können gemeinsam mit den Menschen, die zu uns kommen, gestaltend wirken.“
Und vielleicht auch ein wenig pädagogisch auf manch übermütigen Gartenfreund einwirken, der keinem Angebot am Präsentierregal und keinem Modetrend widerstehen kann. „Ein guter, gesunder Garten will geplant sein, darin hat jede Pflanze ihr passendes Plätzchen, egal, was gerade Mode ist. Wenn ich die Rosenbeete mit Lavendelbodendecker sehe, kann ich nur den Kopf schütteln. Lavendel braucht es trocken und mager. Also ganz bestimmt nicht einen Boden, wie ihn Rosen benötigen.“
Als Kreisfachberaterin wird Tina Sailer mit Sicherheit noch viele Gelegenheiten haben, auf diese und so manche andere Planungssünde hinzuweisen, damit sich Kommunen und Gartenfreunde am Ende über gesunde, pflegeleichte Grünanlagen freuen können, die Mensch und Tier glücklich machen.
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