Nach dem Bartholomämarkt zogen sie hinaus ...
Soldaten marschieren nach Osten, doch noch ahnt in Mittelschwaben kaum jemand das kommende Grauen. Warum die Zeitenwende 1939 bis heute so beklemmend aktuell ist
„Bartholomämarkt in Krumbach, am Sonntag, 31. August, von 13 bis 17 Uhr für Sie geöffnet“: Vielfach ist dies gerade in Anzeigen nachzulesen. Wenn die Menschen am kommenden Sonntag durch den Markt schlendern, ist das, was vor genau 75 Jahren geschah, wohl weit weg. Der 31. August des Jahres 1939 ist der letzte Friedenstag. Einen Tag später beginnt mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg. Auch vor 75 Jahren steht Krumbach im Zeichen des Bartholomämarktes. Aber da ist auch etwas Beklemmendes. Soldaten treten vor dem Gasthof „Deutsches Haus“ in der Mindelheimer Straße an, Soldaten sind im Traditionsgasthof von Josefa und Leo Koch am Rittlen (Stern, heute Delphi) einquartiert. Der spätere Breitenthaler Bürgermeister Urban Lecheler, Jahrgang 1932, hat die Bilder des August 1939 immer wieder vor Augen. Deutsche Soldaten marschieren schließlich aus Krumbach hinaus Richtung Babenhausen. „Mein Onkel war auch dabei“, erinnert sich Lecheler viele Jahre danach noch genau. Lechelers Vater war bereits im Ersten Weltkrieg an der Westfront schwer verwundet worden. Im Krieg, der nun, 1939, kommt, werden zwei seiner Onkels fallen. Ein Onkel und ein Cousin sind seitdem vermisst.
August 1939 in einer Kaserne in Magdeburg. Unter den jungen, gerade eingezogenen Rekruten ist auch ein 19-Jähriger namens Alfred Hennings. „Hinlegen!“ Der Unteroffizier vom Dienst schreit den Rekruten Hennings, der noch nicht einmal eine Uniform erhalten hat, an. „Ich war noch in Zivil und musste schon über den Korridor robben“, erinnert er sich viele Jahre später. Der junge Alfred Hennings findet nur schwer in diesen militärischen Alltag hinein. Im kleinen Kreis hatte er mit seinen Freunden heimlich die verbotene amerikanische Jazzmusik gehört. Die Platten hatten sie im jüdischen Geschäft Silbermann gekauft. Dann kommt die Pogromnacht. Hennings erfährt, dass sie Silbermanns Klavier aus dem ersten Stock geworfen hatten, er wird nie wieder etwas von Silbermann hören. Das aus dem ersten Stock geworfene Klavier steht symbolisch für die Schreckensherrschaft der Nazis, auch in Krumbach und Ichenhausen waren die Synagogen zerstört worden, die jüdische Bevölkerung wird immer mehr terrorisiert.
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