Weißes Bettlaken war wie eine Befreiung
Am 23. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Dieses Jahr wird ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. Aus diesem Anlass befragen wir 60 Menschen aus der Region, was sie persönlich mit 60 Jahren Bundesrepublik verbinden. Heute: Alfred Kober aus Oberbleichen. Er war über 19 Jahre Mitglied des Gemeinderats in Deisenhausen, davon 13 Jahre zusammen mit Gerd Müller, dem heutigen Staatssekretär. Der ehemalige Polizeibeamte befindet sich im Ruhestand. Er verfasste mehrere Bücher.
"Im letzten Friedensjahr 1938 wurde ich geboren. Schon damals wetterleuchtete bereits der Zweite Weltkrieg. Ich kann mich als Sechsjähriger erinnern, als vom 25. auf 26. Februar und am 17. Dezember 1944 scharlachrot der Nachthimmel glühte. Es hieß: "Augsburg und Ulm werdat bombardiert." Unvergessen bleibt mir, als ein amerikanischer Jabo im Tiefflug über den elterlichen Garten in Oberbleichen flog und mehrere Schüsse abgab. Meine beiden Geschwister und ich kamen mit dem Schrecken davon.
Kurz vor Kriegsende herrschte in meinem Elternhaus große Aufregung. Mein Vater sollte noch zum Volkssturm! Es war befreiend für unsere Familie, als ein weißes Bettlaken als Fahne aufgezogen wurde. Da am Bleicher-/Krumbacher Berg eine Panzersperre aufgebaut worden war, wählten die amerikanischen Kampfverbände den Weg über Billenhausen, um nach Krumbach zu gelangen. Da Oberbleichen abseits der nach Krumbach führenden Landstraße liegt, sah ich erst ein paar Tage später das erste amerikanische Militärfahrzeug.
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