"Ich paddel' schon relativ extrem"

VonJan Kubica

Günzburg Der eine hockt vor dem Fernseher, der andere spielt vielleicht Schach, Michel Sedlmeier geht lieber Bootfahren. Damit meint er freilich keineswegs Wasserwandern, also ruhiges Dahingleiten in stillen Seen (auch wenn er diese Variante zuweilen durchaus schätzt). Nein, der 29-Jährige stürzt sich mit seinem Kanu mutig in tosende Schluchten, tanzt akrobatisch mit beinahe unberechenbaren Flusswellen und überwindet scheinbar spielerisch Hindernisse, die "normale" Freizeitpaddler schlicht und einfach als nicht machbar ansehen.

Die Leidenschaft für das nasse Element ist dem Günzburger in die Wiege gelegt. Vater und Mutter waren begeisterte Kanuten und schon mit sechs Jahren bekam der Bub sein erstes Kinderkajak. Die großartigen Trainingsbedingungen auf der heimischen Günz halfen ihm natürlich, das Paddeln von der Pieke auf zu lernen. Doch irgendwann, verrät Sedlmeier, wollte er nicht mehr durch Slalomstangen fahren, es war ihm zu langweilig geworden. Was lag da näher, als für sein Architektur-Studium den Standort Augsburg zu wählen. Der Eiskanal in der Fuggerstadt zieht die nationale Kanuten-Szene natürlich magisch an und in Augsburg, erzählt Sedlmeier, "hatte ich ziemlich schnell Kontakte zu Gleichgesinnten. Mit denen zusammen habe ich dann ganz neue Ziele erschlossen."

Neu, das heißt für den 29-Jährigen in erster Linie anspruchsvoll. Inzwischen ist Sedlmeier schon mehrere Male auf Strecken mit dem Wildwasser-Grad VI gefahren; eine Schwierigkeit, die selbst für einigermaßen ambitionierte Sportler als "unfahrbar" gilt. Zu seinen spektakulärsten Erlebnissen zählen die beiden Teilnahmen an der inoffiziellen Weltmeisterschaft, die alljährlich im Ötztal ausgefahren wird. Und natürlich die Reise in die nordspanische Provinz Galicia im vergangenen Jahr. Das, versichert Sedlmeier, sei bisher in puncto Herausforderung das Allergrößte gewesen.

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