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  3. Frankfurter Buchmesse 2021: Frankfurter Buchmesse zeigt in diesem Jahr eine ganz neue Seite

Frankfurter Buchmesse 2021
21.10.2021

Frankfurter Buchmesse zeigt in diesem Jahr eine ganz neue Seite

Nein, das ist kein Bild von den Tagen des Messe-Aufbaus. Die Aufnahme entstand am Donnerstag mit Publikum – aber eben sehr überschaubarem Publikum.
Foto: Chris Emil Janssen, Imago Images

Wer drängelt denn da beim Weltfestival des Lesens in Frankfurt? Niemand – und dies ist das Problem. Auf der Buchmesse herrscht eine seltsame Atmosphäre.

Mittags, halb eins in Frankfurt, Messegelände, der Hunger ist da. Suppe könnte man essen, Nudeln, Crepes. Aber es ist dann wie jedes Jahr: Irgendwie haben alle plötzlich Lust auf Currywurst. Rind oder Schwein, Pommes oder nicht – die Schlange ist jedenfalls lang genug, um die Entscheidung gründlich abzuwägen...

Das klingt jetzt vielleicht erst einmal gar nicht so interessant, es geht ja zum Glück nicht um die Wurst bei dieser Messe – aber irgendwie schon. Weil man es einfach nicht versteht. Ein Paradox. Wie kann es sein, dass man sich da drinnen in den Hallen beim Schlendern durch die Gänge so fühlt, als habe die 73. Buchmesse noch gar nicht richtig begonnen, sei so etwas wie ein Event nur für geladene Gäste, und da draußen gibt es plötzlich eine Schlange vor der Currywurstbude, so lang wie in jedem Jahr? Wo hier doch fast nichts mehr so ist wie in jedem Jahr. Vom Buchmessedirektor Juergen Boos ja so auch schon angekündigt worden: Business as usual, aber nicht back to normal.

Was genau also ist eigentlich anders? Was normal – abgesehen vom Heißhunger auf Currywurst? Oder auch: Was erzählt die Buchmesse eigentlich in diesem Jahr? Die gleichen Geschichten, weniger Geschichten, andere Geschichten? Ein Streifzug durchs Messegelände und ein paar Antworten.

Und am besten fängt man natürlich dort an, wo sich auch sonst lange Schlangen bilden, aber es keine Wurst gibt, sondern geistige Nahrung zum Snacken. Vor einem Podium, zum Beispiel dem Blauen Sofa des ZDF, Halle 3.1. Alles wie immer, also das Sofa blau, gerade nimmt dort gegenüber der Moderatorin Antje Rávik Strubel Platz. Für die aber auf jeden Fall schon mal nichts normal ist in diesem Jahr. Am Montagabend, kurz vor der Eröffnung, hat Strubel für ihren Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis erhalten, und anders als normal also ist die Schriftstellerin nun einer der Stars dieser anderen Messe, erzählt auf dem Podium von ihrem Schreibprozess, wie sie mit dem Roman begann, in einer Wohnung in Helsinki – nämlich eigentlich auch nur mit Fragen.

Buchpreis-Gewinnerin Antje Rávik Strubel erzählt schweren Stoff

Was will mir meine Figur erzählen? „Ich bin genauso ahnungslos in diesen Text eingestiegen wie die Leserinnen und Leser“, sagt Antje Rávik Strubel. Hätte sie mehr gewusst, hätte sie sich dann darauf eingelassen? Acht Jahre hat sie an ihrem Roman geschrieben, das Buch zwischendurch weggelegt, weil sie so voller Wut war. Weil der Stoff sie so sehr mitgenommen hat. „Blaue Frau“ handelt von einer Vergewaltigung und wie das junge Opfer in eben einem solchen Plattenbau in Helsinki mühsam versucht, sich selbst und die Welt wieder zusammenzusetzen. Im Laufe ihrer Arbeit habe sie aus ihrem Umfeld immer öfter von sexuellen Übergriffen erfahren. Und sich immer mehr aufgeregt: „Man glaubt den Frauen nicht, man geht erst einmal davon aus, dass sie lügen...“

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Ein schwerer Stoff also, vielleicht deswegen die Stille vor dem Podium. Vielleicht aber auch deswegen: Wie bei einem Gebiss mit großen Lücken sind die weißen Hocker fürs Publikum vor der Bühne aufgestellt. Jeder Zahn eine Zuhörerin oder ein Zuhörer, alle mit Maske, sehr viele Zähne sind es nicht.

Antje Ravik Strubel, Autorin des Buches "Blaue Frau",ist die diesjährige Gewinnerin des Deutschen Buchpreises.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Früher und heute. Die Bilder schieben sich unweigerlich übereinander. Wobei das Früher ja nur zwei Jahre alt ist, dazwischen aber eine Lücke. Im letzten Jahr fand die Buchmesse nur digital statt, der diesjährigen haben sie das Motto re:connect gegeben: Wiederverbinden. Aber so richtig naherücken kann man sich halt doch noch nicht... Nur 25.000 Besucherinnen und Besucher sind pro Tag zugelassen. Wo man sich normalerweise durch die Gänge schiebt, sich um Podien drängt, vor allem wenn eine Buchpreis-Gewinnerin darauf sitzt, schaut man sich nun verwundert um. Weil es mit dem Gedränge ja auch so ist: Man steht ungern drin, aber hat zumindest das Gefühl, am richtigen Ort zu sein, dort, wo etwas passiert – oder es eine Currywurst gibt. Demnach passiert auf der Messe in diesem Jahr relativ wenig...

Sagt einem nun auch Stephan Trudewind in seinem Stand im Erdgeschoss der Halle 3, direkt gegenüber dem großen Carlsen-Verlag, an dem sie in diesem Jahr mit einem neuen J.K. Rowling-Buch meterhoch werben. „Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein“ heißt das Kinderbuch, und natürlich ist er sofort in rasendem Tempo die Bestsellerliste nach oben geklettert – insofern passt das ganz gut, dass man den Kopf in den Nacken legen muss, wenn man vor dieser Rowling-Wand steht.

Ein Verleger sagt: "Das ist hier doch ein bisschen wie ein Totentanz"

Bei Trudewind in seinem Stand der Edition Orient dagegen ist alles auf Augenhöhe: mehrsprachige Bilderbücher aus aller Welt, eines davon ein Märchen aus Eritrea, das von vier Ochsen erzählt, die es nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen, die Hyänen warten schon. Düster also. Was nun auch zu den Worten von Trudewind passt: „Das ist hier doch ein bisschen wie ein Totentanz“, sagt der Verleger. „Eine gespenstische Ruhe.“ Gerade seien zwei Kollegen bei ihm gesessen, „der erste Kontakt heute“. Mittlerweile ist es Nachmittag. Re:connect? Die Verbindung stottert.

Für einen wie Trudewind aber, Ein-Mann-Verlag, bräuchte es zumindest eine halbwegs normale Messe, damit sich die Reise und die Standkosten rentieren. Bräuchte es ein paar Buchhändlerinnen zum Beispiel, die bei ihm stöbern, entdecken, vielleicht bestellen, weil ein Märchen aus Eritrea eben kein Selbstläufer ist wie das Rowling-Buch. Zwischenfazit nun: „Zu wenig interessierte Leute, zu teuer.“

Kanada ist das Partnerland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Früher, heute, morgen? Es könnte sein, dass die Buchmesse für immer anders bleibt, sagt Trudewind. Dass nicht mehr alle zurückkommen, die früher da waren, weil es sich einfach nicht rechnet. Selbst manche große Verlage fehlen in diesem Jahr, Diogenes aus der Schweiz zum Beispiel, Sparmaßnahmen, und das letzte Jahr hat ja gezeigt: Es geht auch ohne Messe, beziehungsweise vieles auch digital.

Das Rechte- und Lizenzteam von dtv beispielsweise ist nicht angereist, die Geschäfte nämlich seien längst getätigt. Und dann gibt es ja auch andere Messen, Leipzig zum Beispiel, die Bildungsmesse didacta, „die ist mittlerweile viel wichtiger für mich“, sagt Kleinverleger Trudewind.

Auf der Frankfurter Messe wurde das ganze Buchdorf umgebaut

Aber genug davon, am Stand nun doch noch Besuch, man plaudert: „Weißt du noch, wie bei Sebastian Fitzek damals die Schlange zum Signieren so lang war, dass man schon Wasser reichte, damit die Leute nicht umfallen...“ – „Und jetzt schau dir das an...“

Alles anders also: kleiner, weniger als ein Drittel nur der üblichen Ausstellenden, und vieles ist nicht mehr dort, wo es doch einmal war – das ganze Buchdorf umgebaut. „War hier nicht immer die ARD-Bühne?“, fragt eine Besucherin irritiert und wird rüber in die Festhalle geschickt. Da steht vor einem riesigen Rund voller Stühle ein kleines Wohnzimmer, eingerichtet mit Tisch, Sekretär, gemütlichen Stühlen. Zuhause in der Buchwelt.

Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse richtet sich da gerade mit ihrem Roman „Dunkelblum“ zum Gespräch mit Bärbel Schäfer ein, erzählt von einem ungeheuren Verbrechen während der Nazizeit und einem ebenso ungeheuren Schweigen. Etwas später sitzt dann auf dem gleichen Stuhl die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, vor sich ihr Buch „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“, spricht über die „Diskussionsklimakrise“. Dann spricht Petra Gerstmann mit der Duden-Redaktionsleiterin Kathrin Kunkel-Razum übers Gendern. Titel: „Wie Sprache elegant für alle gelingt“. Man könnte einfach sitzen bleiben, sich erzählen lassen, was die Gesellschaft gerade so umtreibt. Die wichtigste Erzählung dieser Buchmesse ist aber vor allem diese: Wie sich eine Branche wieder in die Arme fällt. Abstand hin oder her.

Im Zweifel immer für die Meinungsfreiheit: Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

„Es wirkt schon wieder wie Klassenfahrt“, sagt Sarah Käsmayr vom Augsburger MaroVerlag. Manche Kolleginnen und Kollegen habe sie seit zwei Jahren nicht gesehen. Das sei schon ein großes Hallo. Wobei zur Geschichte der 73. Buchmesse auch zählt: Dass einige gekommen sind, die man nicht gerne willkommen heißt, andere deswegen ferngeblieben sind. Weil auch Verlage der Neuen Rechten einen Stand gebucht haben, hat die Autorin Jasmina Kuhnke, die ihren Debütroman „Schwarzes Herz“ vorstellen wollte, ihren Auftritt abgesagt. Ihrem Beispiel folgten andere. Die Diskussion kennt man von früher. Gleichgeblieben ist auch der Standpunkt von Messedirektor Boos: Im Zweifel immer für die Meinungsfreiheit. „Wir haben an allen Ecken und Enden Streitereien. Das gehört zur DNA der Buchmesse.“

Die Frage ist ja immer: Lohnt sich die Buchmesse wirtschaftlich noch?

Und was erzählt man nun also? Sarah Käsmayr zum Beispiel von einem harten Jahr, Existenzminimum wie immer, in dem die Vorbestellungen durch die Buchhändler jedoch deutlich geringer ausgefallen sind. „Kann man ja verstehen“, sagt sie. „Wenn die Bücher hinterher verstauben.“ Aber wie sollen dann die Leserinnen und Leser zum Beispiel die neue Reihe „Maro Hefte“ entdecken? Schön illustrierte und fein gebundene dünne Bände, eines zum Thema nachhaltiger Konsum mit dem wunderbaren Titel: „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe das erste Quinoabällchen“. „Das muss man schon in Händen halten und sehen, wie aufwendig es gemacht ist, um zu verstehen, warum 32 Seiten 16 oder 18 Euro kosten.“

Wovon Käsmayr auch erzählen kann und will: Dass zwei Projekte mit 70 Prozent über den staatlichen Fördertopf „Neustart Kultur“ gefördert worden sind, dass man im vorigen Jahr zum zweiten Mal mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet worden ist und eine Förderung von knapp 25.000 Euro erhalten hat... „Das ist schon fantastisch.“ Aber ein Stand bei der Buchmesse, den leistet man sich bei Maro auch in diesem Jahr nicht.

Andere Verlage haben reduziert, vor allem die großen. Etwa ein Viertel der einstigen Fläche nimmt der Hanser-Stand in Halle 3.1. nun ein. Aber davor sitzt wie immer Pressesprecherin Christina Knecht, gut gelaunt im Dauergespräch: „Hier so viele wiederzusehen, das ist eine große Freude.“ Nur vier Autorinnen und Autoren bringt Hanser diesmal mit, sonst waren gerne drei Mal so viele oder mehr da. Aber würden hier alle lesen und erzählen, wäre es vor dem Stand wie immer voll. Dass einige Verlage unter diesen Bedingungen ferngeblieben sind – Knecht kann es nachvollziehen.

Die Frage ist ja immer: Lohnt es sich wirtschaftlich noch? Fürs Buch im allgemeinen aber geht die Rechnung in Frankfurt auf. „Während der Messe wird der Scheinwerfer aufs Buch gerichtet, wenn das fehlt, ist es kühl....“, sagt Knecht. Heute wie früher ist es in Frankfurt daher so: Nach ein paar Stunden stellt sich ein wunderbar sattes Gefühl ein, weil nichts den Kopf in kurzer Zeit so füllt wie eine Buchmesse. Nur muss man diesmal dafür nicht anstehen. Außer man will eine Wurst.

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