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Essay
20.12.2020

Warten, warten, warten: Wie langweilig ist Corona?

Warten vor Geschäften kurz vor dem dem Lockdown.
Foto: Ole Spata, dpa

Gewöhnlich gibt es an Weihnachten Appelle zur Entschleunigung. Was aber, wenn die Gesellschaft im Lockdown ohnehin zum Stillstand verurteilt ist?

Lob und Empörung! Beides gleichermaßen hagelte es, als die Bundesregierung vor einem Monat mit einer aufwendig inszenierten Fernseh-Kampagne für ein besonderes Heldentum in der Corona-Krise zu werben begann: Das Nichtstun und Zeit-Vertrödeln, das Stillhalten- und Wartenkönnen erschienen hier plötzlich als heroische Tugenden. Als wäre das witzig, hätten wir eine Wahl, als wären die verordnete Untätigkeit und Isolation nicht für viele eine ernsthafte, mitunter existenziell bedrohliche Verdammnis.

Aber den Humor der Kids – und um die ging es – traf das durchaus. Die waren ja auch schon den ganzen Sommer in Shirts und Pullis durch die Fußgängerzonen geschlendert, die sich durch Abwandlungen von Kultslogans ähnliche Späße erlaubten: „Just do nothing“ statt dem „Just do it“ des Sportausrüsters Nike, „Straight outta my bed“ statt dem „Straight outta Compton“ der Rap-Gang N.W.A. – nichts tun, den Tag im Bett also, Chillen total …

Langeweile und Corona: Im Dezember ist von der "staden Zeit" die Rede

Und nun hat der launige TV-Appell ja einen weiteren hübsch ironischen Widerhaken. Denn alle Jahre wieder, wenn es auf Weihnachten zugeht, tönen mitten in hektische Jahresendgeschäfts- und Geschenkbesorgungswochen ähnliche Aufrufe. Dann ist für gewöhnlich von adventlicher Einkehr und Besinnung, von der „staden Zeit“ die Rede, wird gern an den eigentlichen Sinn jener Wochen erinnert, die ja sogar mal strenge Fastenzeit waren: sich bereit zu machen, in freudiger Erwartung, „macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, innerlich freilich!

Warten im Testzentrum.
Foto: Daniel Schäfer, dpa

Dabei jedenfalls wird klar, dass die geforderte Entschleunigung eben nicht nur bloßes Nichtstun und Zeit-Vertrödeln meint, dass Stillhalten- und Wartenkönnen etwas anderes sind. Lassen sich also nicht gerade aus diesem hoffentlich einmalig merkwürdigen Zusammentreffen von gesellschaftlichem Zwangsstillstand und alljährlich angemahnter stiller Zeit Lehren ziehen?

Da uns das Warten doch unweigerlich zum Ist-Zustand geworden ist in all seinen Tönungen: vor noch offenen, aber reglementierten Geschäften das tumbe Warten in Schlangen; das bange Warten auf die neuen Infektionszahlen oder Testergebnisse; das verzweifelte Warten ganzer Branchen auf Signale, wie und wann es denn weitergehen kann; das hoffnungsfrohe Warten auf den Impfstoff … Was ist dieses Warten, was sollen wir damit anfangen? Ist ihm Sinn zu verleihen, wenn es doch ohnehin nicht zu vermeiden ist?

Wenn die Zeit aus den Fugen ist

Aus einer Zeit vor Corona-Verordnung und auch ganz ohne Weihnachts-Appell wehen Antworten herüber. Frappierend und anregend etwa war eine große Ausstellung mit 23 Gegenwartskünstlern in der Hamburger Kunsthalle vor drei Jahren zu exakt diesem Thema: „Warten – zwischen Macht und Möglichkeit“.

Der erste Raum gleich eingerichtet wie ein klassischer Warteraum am Bahnhof, mit Holzbänken, einer Anzeigetafel und der typischen Uhr an der Wand. Der rote Sekundenzeiger schritt unaufhaltsam voran – aber beim Vollenden der Runde rückte der schwarze Minutenzeiger einfach keinen Schritt voran. Rasender Stillstand. Und die Anzeigen im Wartesaal sprangen von 13.45 Uhr auf 13.54 Uhr auf 13.32 Uhr.

Wenn der gewohnte Ablauf der Zeit, nach dem wir Tätigkeiten und Tagesabläufe strukturieren, aus den Fugen ist, wenn eben noch Hoffnung auf die Lockerung des Lockdowns war und dann seine Verschärfung kommt – dann werden wir auf uns selbst zurückgeworfen. Was sind wir abseits dieser Strukturen?

Wenn es Kunst im Museum ist, scheint es klar: Wer in diesem Warteraum das Smartphone herausholt und die Langeweile wegdaddelt, hat etwas grundsätzlich nicht verstanden. Und ohne Kunst?

Im weiteren Verlauf der Ausstellung herrschte der Alltag des Wartens: Fotoserien von Menschen an Haltestellen und Ämtern, in Schlangen vor Geschäften und Autos an Tankstellen. Der Begleittext: „Wir alle warten, immer wieder.

Es ist eine alltägliche Erfahrung, die aber so gar nicht in unsere beschleunigte Zeit passen mag, in der sich alles um die unmittelbare Bedürfnisbefriedigung dreht.“ Damals war es nur das, und fast adventlich anregend. Heute steht das Warten noch viel mehr dem ganzen gewohnten Lauf des Arbeitens und Lebens, des Einander-Treffens und Sich-Beschäftigens entgegen. Es ist mehr. Aber ist es deshalb ein anderes?

Alle Menschen sind in Ohnmacht vereint

Der Text ging weiter. „Zugleich lässt sich im Warten die gesellschaftliche Stellung und der Status eines Menschen ablesen: Menschen mit Macht warten nicht, sie lassen warten …“ Damals konnte man an den schnelleren Check-in am Flughafen denken oder die verzögerungsfreie Behandlung für Privatversicherte, an direkte Zugänge für Prominente zu Ehrenlogen, während das normale Publikum sich an der Kasse staut und vor Einlasskontrollen verharrt. Heute dagegen, im Warten der Pandemie, sind alle Menschen in Ohnmacht vereint. Es ist noch mehr Warten. Aber ist es ein anderes?

Schließlich die Lehre der Kunst: „Begreift man Warten als geschenkte Zeit, kann es einen Raum ungeahnter Möglichkeiten eröffnen, einen Freiraum für Reflexion, Kreativität …“ Und es gibt auch einen alten Satz, der heute genauso streitbar wirken mag wie die Fernsehkampagne der Bundesregierung: Die Langeweile sei der letzte Rest des Paradieses.

Warten also auch: ein Paradies? Ein gewisser Karl Theodor von und zu Guttenberg, Opa des heutigen Wirblers und ebenfalls CSUler, stellte fest: „Nur Primitive verwechseln das Paradies mit dem Schlaraffenland.“ Darüber ließe sich ja wartend mal nachdenken …

Warten in der Isolation zu Hause.
Foto: Sina Schuldt, dpa

Wie über das, was die Grimm-Brüder in ihrem Wörterbuch dem Warten zuschrieben: „Es hieß zum Beispiel auch aufzupassen – man kennt das heute noch vom ‚Wärter‘ –, es hieß zu dienen: wir haben heute noch das ‚Aufwarten‘. Und es hieß eben auch zu pflegen. Das Spannende ist: Früher hat man auch Menschen ‚gewartet‘, heute warten wir nur noch Maschinen.“

So erklärt das ein heutiger Publizist. Timo Reuter hat ein ganzes Buch darüber geschrieben: „Warten. Eine verlernte Kunst“ (Westend, 240 S., 18 ¤). Interessant ist daran auch, dass sich das, was für ihn bei Erscheinen vor einem Jahr noch selbstverständlich war, durch Corona nun anders anhört.

Zum Beispiel: „Man muss natürlich dazu sagen, dass es ein Privileg ist, einfach mal nichts zu tun. Nicht alle Menschen haben auch ökonomisch überhaupt die Möglichkeit dazu, mal langsam zu machen. Aber viele bilden sich auch eher ein, dass es immer weiter, immer schneller gehen muss.“ Darum führte Reuter statt üblicher „To do“-Listen auch „Let it be“-Listen auf – nicht, was man alles tun sollte, sondern, was man alles lassen könnte. Heute, da viele ohnehin so vieles lassen müssen, fragt man sich doch eher: Was tun?

Die Wut über die verlorene Zeit

Dass das heute für genauso viele schwerer zu beantworten ist als je zuvor, lässt sich aus dem schließen, was Reuter „digitalen Sofortismus“ nennt: die Gewöhnung an die umfassende und unmittelbare Bedürfnisbefriedigung online. Bereits eine schlechte Netzverbindung und Verzögerungen beim Laden führen zu Wut und Verzweiflung. Auch beim Versuch, „To do“-Listen für Lockdown-Zeiten zu finden, die es natürlich zahlreich im Internet gibt – ganz zu schweigen von den zahllosen Angeboten zum Zeit-Vertrödeln.

Reuter gibt keine Tipps, sagt nur: „Es ist natürlich erst mal ein Zustand der Leere, aber aus dieser Leere heraus erwächst auch etwas.“ Zum Beispiel „die Selbstreflexion: Was mache ich denn überhaupt mit meiner Zeit?“ Aber dann vielleicht auch: Ist es eigentlich auch das, was ich mit meiner Zeit machen will?

Die Pandemie lässt den Menschen vor den beiden Abgründen seiner Existenz stehen: der äußeren Bedrohung und der inneren Leere.

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