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Premierenkritik
05.05.2024

"Der Prozess" wird zum Jüngsten Gericht: Premiere am Theater Ulm

Frank Röder (links) und Stephan Clemens in Malte Kreutzfeldts "Der Prozess" am Theater Ulm
Foto: Kerstin Schomburg

Einen Freispruch kann es nicht geben: Franz Kafkas "Der Prozess" wird am Theater Ulm zu einer packenden, bedrängenden Inszenierung – mit einer schweißtreibenden Idee.

Reue darüber, zu wenig Zeit im Büro verbracht zu haben, äußere niemand auf dem Sterbebett, heißt es. Darüber, zu wenig gelebt, geliebt oder gelacht zu haben, schon. Existenzielles thematisiert Regisseur Malte Kreutzfeldt hundert Jahre nach Franz Kafkas Tod mit dessen Romanfragment "Der Prozess" im Großen Haus des Theaters Ulm auf packende, bedrängende Weise: Hier hat einer seine Chance vertan, hat nicht gelebt, nicht geliebt. 

Kafkas "Der Prozess" am Theater Ulm: Ein Entrinnen gibt es nicht

Kafkas "Der Prozess", geschrieben vor 110 Jahren und nie vollendet, wird und wurde auf Bühnen und in Schulen auf verschiedene Weise interpretiert. Bei Malte Kreutzfeldt ist der Prozess, der dem Bankprokuristen Josef K. wie aus dem Nichts und von nicht greifbaren Anklägern gemacht wird (ohne dass er etwas juristisch Böses getan hätte), einer, der dem Jüngsten Gericht ähnelt – oder dem eigenen inneren Gewissen. Ein Entrinnen durch einen vollen Freispruch kann es vor diesem unerreichbaren Obersten Gericht nicht geben – denn irgendwann im Leben wird jeder in irgendeiner Form schuldig, und die anderen beiden Varianten, dem Schuldspruch zu entkommen – die scheinbare Freisprechung oder die Verschleppung des Prozesses – helfen K. nicht aus der Erkenntnis heraus, nie mehr frei zu sein von den quälenden Fragen, die ihn verfolgen. 

Frank Röder und Emma Lotta Wegner in Malte Kreutzfeldts Inszenierung "Der Prozess" am Theater Ulm.
Foto: Kerstin Schomburg

Denn alle um ihn herum, alle – von seiner Vermieterin über den Maler Titorelli bis hin zum Kaplan – sind Teile des unbestimmbaren Gerichts, leben mit und von ihm. Ein Freikommen ist nicht möglich vor diesem Richter, der Josef K. gleichzeitig absurd erscheint, denn die Literatur des Richters besteht aus Hochglanzmagazinen mit wenig bekleideten jungen Frauen und aus Büchern wie Wilhelms Buschs "Fipps, der Affe". 

Josef K. läuft und läuft und läuft

Malte Kreutzfeldt tut hier einen genialen, aber für seinen Hauptdarsteller Frank Röder ziemlich schweißtreibenden Griff: Er lässt den 58-Jährigen den ganzen Abend lang auf einem Laufband agieren, auf dem Josef K. ohne Ziel läuft – gegen das Urteil einer unbekannten Instanz, gegen den Tod, gegen die Zeit. Eine Pause gibt es nicht: Eine Pause würde den Stillstand des Laufbandes bedeuten – und damit das Ende. 

Frank Röder spielt mit bedrängender Körpersprache, über lange Phasen mit entsetztem Blick und offenem Mund, während er läuft. Er spielt die ganze Palette der Emotionen durch, die in Josef K. vorgehen mögen. Teils läuft er mit Regenschirm dem Ende entgegen – an einen zeitgenössischen Spitzweg erinnernd, selbst einen langen und beeindruckenden Monolog hält er im Laufen. Er lehnt sich arrogant auf gegen die Verhaftung, reagiert mit Aggression auf das Geschehen, konzentriert sich dann nur noch auf den Prozess – und gibt angesichts der Ausweglosigkeit auf. 

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"Der Prozess" in Ulm: vom biblischen Gleichnis bis zu Hemmingway

Der psychologische Gaslight-Effekt funktioniert. Vor dem Laufband steht eine kleine Gerichtsglocke. Im Zuschauer kommen archaische Bilder auf, Literatur aus 2000 Jahren: vom biblischen Gleichnis von den ungenützten Talenten, von dem Knecht, der aus Angst nichts mit den anvertrauten Talenten unternimmt und alles verliert, bis hin zu Hemingways "Wem die Stunde schlägt". Im Hintergrund, in einem System aus Escher-Treppen, befindet sich eine Öffnung, in die derjenige fällt, dem sie bereits geschlagen hat. Farben gibt es kaum im Schwarz-Weiß-Grau – außer dem Blutrot der Farbe, mit der der Maler Titorelli (Maurizio Micksch) sein absurdes Action Painting kreiert, und in den Kleidern der Frauen, an denen Josef K. nur sexuell interessiert ist – Fräulein Bürstner (Adele Schlichter), die Vermieterin Frau Grubach (Christel Mayr) und Leni (Emma Lotta Wegner). 

Die Schlussszene im dunklen Dom, von Kerzen erhellt, das Glockengeläut: Man kann sich der Gänsehaut kaum entziehen. Die Türhüter-Parabel "Vor dem Gesetz"“ wird Josef K. im Stück zweimal vorgelesen. Für Josef K. schließt sich seine persönliche Tür für immer. Zum Naturgesetz? Zum göttlichen Gesetz? Zu seinem inneren Gesetz? Das zu interpretieren ist dem Zuschauer überlassen. Der Applaus ist stark, ernsthaft und achtend. 

Die nächsten Aufführungen sind am 10., 17., 24., 25. und 29. Mai

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