Ehe-Profis halten nichts vom Hochzeits-Zeitvertrag
Der Vorstoß der CSU-Politikerin Gabriele Pauli, künftig Ehen nur auf befristete Zeit zu schließen, hat für gehörigen Gesprächsstoff gesorgt. Allerdings sind sich die Protagonisten einig: So richtig ernst könne man diesen Pauli-Vorschlag nun doch nicht nehmen.
So ist der Dekan für Landsberg, Stadtpfarrer Thomas Rauch, wohl einer der ersten Ansprechpartner zum Thema. Doch der "Profi für Eheschließungen" will sich ernsthaft nicht mit der "Ehe auf Zeit" auseinandersetzen. Die Landrätin und neben Wirtschaftsminister Huber und Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer weitere Kandidatin für den CSU-Vorsitz argumentiere auf einem Niveau, auf das er sich nicht herablassen möchte.
"Wie stellt sich Frau Pauli eine Ehe auf Zeit denn praktisch vor?", spielt Thomas Rauch ein mögliches Szenario für das LT dann doch durch. "Sollen denn zwei Partner in eine Ehe starten mit dem Vorsatz ,Schau'n mer mal¿?" Den Menschen werde doch damit abgesprochen, zu etwas Großem in der Lage zu sein. Er halte die Äußerungen Gabriele Paulis, die sie seiner Meinung nach wohl selbst nicht allzu ernst nehme, schlichtweg für "bizarr". Er werde jedenfalls die Ehe auf Zeit sicherlich nicht zum Inhalt seiner nächsten Sonntagspredigt machen.
Auch der Familienrichter am Landsberger Amtsgericht, Dr. Wolfgang Daum, kann sich über den Pauli-Vorstoß mehr amüsieren als ärgern. "Was machen wir denn, wenn wir vor Ablauf der sieben Jahre aus dem Vertrag raus wollen?", lautet eine nicht ganz ernst gemeinte Gedankenspielerei des Juristen, "da sitzt man doch schnell in der Falle." Aus einem Zeit-Mietvertrag komme man doch vor dessen Ablauf auch nur ganz schwer heraus.
Ernst zu nehmen ist dagegen sein Hinweis auf das Grundgesetz, mit dem der Pauli-Vorschlag nicht in Übereinstimmung zu bringen sei. Dort, im Artikel sechs, sei der Schutz der Ehe ausdrücklich festgeschrieben. Daum: "Auch im BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) ist festgelegt, dass die Ehe auf Lebenszeit geschlossen wird." Zudem lösten sich nach einer Überprüfungsfrist von sieben Jahren die Probleme nicht einfach auf. So müssten dann im Falle einer Trennung wie bisher Fragen des Unterhalts oder der Versorgungsausgleich geklärt werden. Auch für Kinder müssten Ansprüche verhandelt werden, denn "die sind ja innerhalb der Sieben-Jahres-Frist auch noch sehr klein."
Im Standesamt der Stadt Landsberg gehört die Ehe zum Tagesgeschäft - regelmäßig wird dort der weltliche Bund fürs Leben geschlossen. "Für uns am Standesamt ist die Ehe etwas Beständiges", sagt Standesbeamtin Silvia Rauch. "In der Regel heiraten die Paare mit dem rosaroten Gedanken, ein Leben lang zusammen zu bleiben." Gleichwohl weiß auch Silvia Rauch: "Die Praxis bestätigt uns etwas anderes." Trotz der hohen Zahl von Scheidungen und der Tatsache, dass die Idee vom "ewigen Bund" nicht mehr so hoch im Kurs liegt, hält die Standesbeamtin wenig von einer Ehe auf Zeit. "Ich glaube nicht, dass dann mehr oder weniger heiraten würden."
So weit wie Edmund Stoiber will die CSU-Stadträtin Barbara Klappert nicht gehen. Der Noch-Ministerpräsident hatte Gabriele Pauli den Austritt aus der CSU nahe gelegt. "Das wäre falsch. Es gilt die freie Meinungsäußerung", sagt Klappert, die auch Chefin der Frauen-Union im Landkreis ist. "Trotzdem glaube ich, dass Frau Pauli nur das Ziel hat, sich damit wieder in die Presse zu bringen." Der Ehe-Probezeit erteilt sie eine klare Absage: "Wenn ich mich nur für sieben Jahre binden will, dann brauche ich gar nicht zu heiraten."
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