"Ich glaube nicht, dass man sich fürchten muss"
"Geht es vorne noch etwas kürzer?" Cihan Cölkusu (18) nimmt Schere und Kamm in die Hand und schnippelt einige Haare ab. Jetzt noch kurz kämmen, dann ist der Kunde zufrieden. Er bezahlt und verlässt das Friseurgeschäft in der Alten Bergstraße. "Rund 70 Prozent unserer Kunden sind Deutsche", sagt Cölkusu. "Wenn ich hier arbeite, spüre ich keine Vorurteile."
Der 18-Jährige achtet sehr genau auf sein Äußeres. Seine Harre sind frisch gewaschen und fallen ganz locker. Der Bart an Backen, Kinn und Oberlippe ist akkurat gepflegt. Cihan Cölkusu spricht gut deutsch. Er lebt in Deutschland, seit er ein Jahr alt ist. Trotzdem hat er das Gefühl, dass es noch immer Hürden gibt zwischen ihm und den Deutschen in seinem Alter. "Manchmal kommt es mir so vor, als ob man mich nicht richtig anerkennt", erzählt er. "Es fühlt sich seltsam an, wenn ich durch die Stadt laufe." Der junge Mann hat sowohl türkischstämmige als auch deutsche Bekannte. Mit den türkischen Freunden sei es aber oft einfacher und unkomplizierter, der gleichen Mentalität wegen. Es sind schon Kleinigkeiten, die etwas ausmachen. "Wenn ich mit Deutschen weggehe, dann bezahlt zum Beispiel jeder für sich." Unter Türken dagegen ist es üblich, dass man sich stets gegenseitig einlädt.
Bundesweit wird derzeit wieder über das Verhältnis von Türken und Deutschen diskutiert, nachdem bei dem Brandunglück in Ludwigshafen vor wenigen Tagen neun Menschen aus türkischen Familien ihr Leben verloren. "Ich glaube schon, dass es nach einem Anschlag aussieht", sagt Cihan Cölkusu. "Was ich aber nicht glaube ist, dass die Feuerwehr zu spät gekommen ist." Dieser Vorwurf war zuletzt vor allem von türkischen Medien erhoben worden. Vor ausländerfeindlichen Übergriffen fürchtet sich der junge Friseur in Landsberg nicht. "Wir machen uns aber ein bisschen Sorgen um unsere Moschee." Bisher sei zwar nichts passiert, das Gotteshaus liege aber sehr abgelegen und einsam an Stadtrand von Landsberg.
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