
Die Sternsinger weichen ins Internet aus

Plus Die Sternsinger können wegen Corona nicht wie gewohnt von Haus zu Haus ziehen. Wie erfinderisch die Pfarreien im Landkreis Landsberg reagieren.
Normalerweise wären jetzt überall im Landkreis die Sternsinger unterwegs. Doch heuer ist wegen Corona vieles anders als gewohnt. Ein Umstand, den Andreas Hollick vom Organisationsteam der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Landsberg bedauert. Doch er und seine Mitstreiter haben sich etwas einfallen lassen, damit die Sternsingeraktion trotzdem etwas Besonderes für die Kinder und die Gläubigen wird.
Sie haben anlässlich von Heiligdreikönig mit einigen wenigen Kindern ein fünfeinhalb Minuten langes Videos gedreht, das auf der Internetseite der Pfarrei zu sehen ist. Stadtpfarrer Michael Zeitler spricht einige Grußworte. „Es ist uns wichtig, dass es eine Aktion von Kindern für Kinder bleibt“, betont Hollick. Immerhin 75 hätten sich trotz der Pandemie gemeldet, um mitzumachen. Eine Zahl, die auch Michael Zeitler freut.
Dennoch wäre es Hollick lieber gewesen, das Sternsingen hätte ganz normal stattfinden können, was wegen der Corona-Pandemie nicht möglich ist. „Es ist schon eine tolle Sache, die Freude der Familien oder älteren Menschen zu erleben, wenn die Kinder den Segen zu ihrem Haus bringen. Wir erleben auch bei Muslimen positive Reaktionen.“
In der Landsberger Innenstadt brauchen die Sternsinger Mut
Die größte Herausforderung für die Sternsinger seien aber die Geschäfte in der Innenstadt, sagt das Mitglied des Organisationsteams. „In einer vollen Bäckerei oder einer Apotheke die Aufmerksamkeit zu bekommen und den Segen auszusprechen, erfordert schon etwas mehr Mut.“ Und die Kinder dürfen durchaus mal etwas Ungewöhnliches probieren. „Vor zwei Jahren haben die Kinder bei den Familien, bei denen wir wussten, dass es akzeptiert wird, gerappt statt gesungen.“ Die Aktion ist aus Andreas Hollicks Sicht auch deswegen wichtig, um von möglichst vielen Menschen wahrgenommen zu werden.
Die Planung sei heuer schwierig gewesen, sagt Pfarrer Zeitler. „Wir haben von der Diözese und dem Sternsingerwerk in Aachen lange keine konkreten Informationen bekommen und uns deswegen im Vorfeld mehrere Optionen überlegt, wie wir es trotzdem durchführen können.“ Die Kinder gehen allein oder im Fall von Geschwistern zusammen von Haus zu Haus, nehmen aber keinen Kontakt zu den Bewohnern auf, sondern verteilen ein Päckchen mit Segensaufklebern, dem Segensgruß und allgemeinen Informationen zur Spendensammlung in die Briefkästen.
In Egling und Prittriching sind keine Kinder unterwegs
Abgestimmt haben sich die Verantwortlichen von Mariä Himmelfahrt mit der Stadtpfarrei Zu den Heiligen Engeln. Dort wurde ebenfalls ein Video aufgenommen und auf der Internetseite der Pfarrei veröffentlicht. Der Segen wird in den Gottesdiensten ausgesprochen und das Segensgebet und die Segensaufkleber werden in den nächsten Tagen in den Briefkästen im Pfarreigebiet eingeworfen. In der Pfarreiengemeinschaft Egling, zu der auch Prittriching gehört, werden heuer auch keine Gruppen von Haus zu Haus gehen. In den Kirchen werden laut Pfarrer Friedrich Kahnert zwei oder drei Ministranten den Segensspruch aufsagen und das Segenspäckchen werde an die Haushalte verteilt. „Wir nutzen die Handlungsspielräume, die uns noch bleiben“, sagt Kahnert.

Auch die Pfarreiengemeinschaft Lechrain im südlichen Landkreis verzichtet darauf, dass Kinder in den Gemeinden unterwegs sind, informiert Pfarrer Michael Vogg. „Die Sternsinger bringen sich bei den Gottesdiensten ein und sagen den Segensspruch auf. In der Kirche wird ein großer Tisch aufgestellt. Nach dem Gottesdienst können die Gläubigen vom Priester gesegneten Weihrauch und Kreide mit nach Hause nehmen und den Segensspruch ’Christus segne dieses Haus’ an ihre Türe schreiben.“ Zudem werde es Spendentütchen zur Sternsingeraktion geben, die bei der Pfarrei in den Briefkasten, in den Spendenkorb beim Gottesdienst oder in den Opferstock eingeworfen werden können.
In den Gottesdiensten am morgigen Mittwoch wird auch in Geltendorf für Kinder gesammelt. Unterstützt werden sollen bei der bundesweiten Aktion heuer Projekte in der Ukraine. Einige Pfarreien spenden aber auch an andere Vorhaben. In Obermeitingen wird aufgerufen, das Christkind in der Krippe in der Kirche zu besuchen. „Daneben finden Sie unsere Sternsinger, die Ihnen einen Haussegen in Form eines Päckchens mitgeben“, heißt es in einer Mitteilung der Pfarreiengemeinschaft Lechfeld.

Pfarrer Josef Kirchensteiner von der Pfarreiengemeinschaft Mariä Himmelfahrt in Dießen bedauert sehr, dass es heuer keine Sternsingertouren geben wird. „Das ist seit vielen Jahren eine der größten Aktionen der Kirche von Kindern für Kinder“, sagt er. Es werden einige wenige Sternsinger am Gottesdienst teilnehmen. „Das sind vermutlich die Ministranten, die ohnehin in der Kirche sind, sie tragen dann eben die Sternsingergewänder.“ Nach dem Gottesdienst könne jeder ein gesegnetes Päckchen mit nach Hause nehmen.
Auch in der Pfarreiengemeinschaft Utting-Schondorf werden keine Sternsinger unterwegs sein. Auch dort wurde ein kleiner Sternsinger-Film gedreht, der über die Sozialen Netzwerke verteilt werden soll – sozusagen als digitaler Segen, heißt es aus dem Pfarrbüro. Geplant sei zudem, in einigen Geschäften Spendenboxen aufzustellen, in die die Spenden oder Spendentüten eingeworfen werden können.
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