
Absichtlich vergiftet oder unglücklicher Zufall? Tote Tiere geben Rätsel auf

Plus Die Schwiftinger Bürgermeisterin warnt Besitzer von Haustieren vor Giftködern. Möglicherweise ist der Hund ihres Kollegen aus einer Nachbargemeinde an den Folgen einer Vergiftung gestorben.

Ende Dezember wird auf der Homepage der Gemeinde Schwifting folgende Meldung veröffentlicht: "Achtung Katzen- und Hundebesitzer. Vergiftungsgefahr im Bereich Unteranger und Stillerweg. In diesem Bereich wurden in den letzten vier Wochen vier Katzen mit Vergiftungen zum Tierarzt gebracht. Zwei Katzen sind nach wie vor verschwunden. Bitte prüfen Sie Ihre Einlagerungen mit Giften und Schneckenkorn, etc."
Verfasst hat die Warnung Schwiftings Bürgermeisterin Heike Schappele. Wurden die Katzen absichtlich vergiftet? "Wir tappen im Dunkeln. Es ist schwierig zu beweisen", sagt die Bürgermeisterin und Tierfreundin, "man kann nur warnen und die eigenen Vorräte prüfen". Und Katzen sollen im Gebiet zunächst einmal gar nicht hinausgelassen werden. Eine betroffene Katzenbesitzerin hatte zuvor bereits Flugblätter verteilt.
Tierschutzverein ist in Schwifting tätig und kastriert Katzen
Einen Zusammenhang könnte es womöglich mit einer Nachricht aus dem Gemeindeblatt und "den unglaublich vielen frei laufenden Katzen" geben, vermutet Schappele. Im November 2022 wurde über den Tierschutzverein "Katzentatzen … wir hinterlassen Spuren" informiert. Der Verein hat sich die nachhaltige Kontrolle heimatloser Katzen zur Aufgabe gemacht – und ist auch in Schwifting im Einsatz.
Eine Anwohnerin kümmert sich gemeinsam mit dem Tierschutzverein, um die Katzen, die aufgepäppelt und kastriert wurden – und, die nun zum Teil verstorben oder verschollen sind. Sie hat deshalb die Warnungen in der Gemeinde verteilt.
In Schwifting gebe es ein Problem mit sich unkontrolliert vermehrenden Katzen, berichtet sie. Die Bewohnenden seien zunächst erleichtert gewesen, als die Tiere eingefangen wurden. Das Aussetzen der frei laufenden Katzen nach der Kastration sei hingegen auf Unverständnis gestoßen. Und deshalb liegt für die Anwohnerin der Verdacht nahe, dass die Katzen vergiftet wurden. Sie selbst hat die Katzen an festen Futterstellen in der Gemeinde gefüttert und so unmittelbar von deren Verschwinden und Tod erfahren. Ihr eigener Kater habe die Vergiftung nur knapp überlebt, schildert die Schwiftingerin, die anonym bleiben möchte.
Als Grund für das Leiden der Katzen in Schwifting vermutete man in der Kleintierpraxis Landsberg, ein Rattengift. An der Ludwig-Maximilians-Universität München habe man hingegen nur eine Lungenentzündung feststellen können. Doch die Symptome, unter anderem starke Schleimbildung und Erfrierung, hätten zu einem neuen Rattengift namens Alpha Chloralose gepasst, betont die Besitzerin des Katers. Das Mittel ist frei verkäuflich, darf allerdings nur in Innenräumen genutzt werden. Und was ist mit den verschwundenen Katzen? Man vermutet, dass sie sich aufgrund der Vergiftung verkrochen haben und wahrscheinlich gestorben sind.
Finniger Bürgermeisterhund stirbt möglicherweise an Vergiftung
In der Nachbargemeinde Finning gab es ebenfalls im Dezember einen mutmaßlichen Vergiftungsfall. Dort ist Siegfried Weißenbach untröstlich. Am zweiten Weihnachtsfeiertag war er noch mit Familienhund Merlin spazieren. "Wir sind die übliche Runde gelaufen", erzählt der Finninger Bürgermeister. Alles sei wie immer gewesen. Doch am Abend begann das Martyrium für Merlin. "Er musste immer wieder Schleim übergeben." Am nächsten Morgen teilt Weißenbach auf Facebook mit: "Heute um 9 Uhr ist unser Familienhund Merlin von uns gegangen. Er muss Gift beim letzten Spaziergang erwischt haben", schreibt er. Die ganze Nacht habe Weißenbach an der Seite des geliebten Hundes verbracht, berichtet der Bürgermeister auf Nachfrage unserer Redaktion. Ein Tierarzt wollte die Beschwerden am nächsten Morgen untersuchen. Doch in der Tierklinik Lengenfeld konnte am Morgen nur noch der Tod festgestellt werden. Die Familie hat sich im Anschluss gegen eine nachträgliche und kostspielige Untersuchung entschieden. "Die Tierärztin geht aus Erfahrung von einer Vergiftung aus", sagt Weißenbach.

Der 13 Jahre alte Hütehund hatte sich erst kürzlich von einer OP erholt. Merlin war zudem lange als Rettungshund tätig und in der Gemeinde als "Bürgermeisterhund" bekannt. "Sein Ableben müssen wir erst einmal verdauen", sagt Weißenbach, der in der Zwischenzeit Anzeige gegen Unbekannt erstattet hat. Doch die Polizei habe ihm keine großen Hoffnungen gemacht, so ganz ohne konkrete Beweise.
Die Nachfrage bei der Polizeiinspektion Landsberg bestätigt das. "Weil Nachweise über den Aufnahmeort und Art des Giftes nur in seltensten Fällen vorliegen, erlangt die Polizei kaum Kenntnis von vergifteten Tieren", schildert Polizeioberkommissar Markus Fischer. Immerhin wurde in seinem Dienstbereich nur ein Fall der Vergiftung eines Hundes mittels ausgelegtem Fressköder bekannt. "Das Tier fraß im nördlichen Dienstbereich etwas vom Boden und konnte durch den Tierarzt durch Auspumpen des Magens gerettet werden", berichtet Fischer.
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