Ärzte warnen vor Nachteilen für Patienten
Zum Jahresende werde es massive Verschlechterungen geben. Die Notdienst-Gruppe Bad Wörishofen soll aufgelöst werden. Zur Debatte steht eine Fusion mit Mindelheim – mit gravierenden Folgen.
Wie geht es weiter mit der ärztlichen Versorgung auf dem Land? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Patienten, sondern auch die Mediziner selbst. „Die Lage ist schlimm“, sagt Dr. Heinz Leuchtgens, Hausarzt in Bad Wörishofen. Der größte Umbruch droht aktuell bei der Notdienst-Versorgung nach Feierabend und an Wochenenden und Feiertagen. Die Bad Wörishofer Ärzteschaft geht davon aus, dass nur noch bis zum Jahresende ein eigener Notdienst für die Kneippstadt aufrecht erhalten werden kann. Dann werde die Gruppe vor Ort aufgelöst und mit anderen Notdienstgruppen vereint. Das berichten übereinstimmend Bad Wörishofens Ärztesprecher Dr. Peter Schneiderbanger und Leuchtgens, der Obmann der Notdienstgruppe Bad Wörishofen. „Das ist für Bad Wörishofen als Gesundheitsstadt eine echte Katastrophe“, sagt Schneiderbanger. Zumal es bereits jetzt nicht mehr möglich sei, trotz vieler Apotheken einen durchgehenden Apotheken-Notdienst in der Kneippstadt aufrecht zu halten.
Vom Tisch sei nun auch die angebotene Lösung, in Bad Wörishofen eine Bereitschaftspraxis für die Notdienste zu schaffen. Dies sei nur möglich, wenn es vor Ort ein Akutkrankenhaus gibt, berichtet Leuchtgens. Erst seit etwa drei Monaten werde „offen“ über diese Regelung gesprochen, sagt er. Bei einem Gespräch mit hochrangigen Vertretern der Ärzteschaft in Bad Wörishofen sei klar geworden, dass es für die Bereitschaftspraxis in Bad Wörishofen keinen Weg gebe. Diese werde nun voraussichtlich in Mindelheim entstehen. Die Notdienstgruppe Bad Wörishofen werde voraussichtlich ebenfalls mit Mindelheim vereint, sagt Schneiderbanger. Fix ist das alles aber noch nicht. Termine gibt es noch nicht. Eine Notdienstgruppe wird aufgelöst, wenn ihr weniger als 15 Ärzte angehören. Das ist der Fall, rechnerisch kommt man trotz Freiwilligendienstes älterer Ärzte auf 12,5. Außen vor sind die Privatärzte. Sie müssen sich in Bayern nicht am Notdienst beteiligen. Die Mediziner befürchten drastische Auswirkungen für Patienten und auch für die Ärzte der dann großen Notdienstgruppe. Der Dienstbereich reiche von Bad Wörishofen bis Pfaffenhausen, sagt Leuchtgens. Pro Einsatz sei der Arzt da eine Stunde unterwegs. Da könne man sich ausrechnen, wie viele Patienten besucht werden können. Diese müssten in der Folge also selbst nach Mindelheim kommen, wo ein weiterer Arzt ständig in Bereitschaft ist. Leuchtgens und Schneiderbanger sehen da vor allem für ältere Patienten erhebliche Probleme. In seiner Praxis habe er beispielsweise mehr als doppelt so viele über 75 Jahre alte Patienten wie in Vergleichspraxen, berichtet Leuchtgens. Hausbesuche würden nur bei starken Schmerzen oder hohem Fieber genehmigt, dann jedoch sei es künftig fraglich, wie lange es dauert, bis der Arzt vor Ort ist. Aber auch die Notdienst-Ärzte in Mindelheim müssten sich auf neue Herausforderungen einstellen, sagt Leuchtgens. Er zweifelt die Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung an, wonach es in Bad Wörishofen pro Monat im Schnitt 30 genehmigte Hausbesuche gebe. Leuchtgens hat deshalb seine eigenen Zahlen für den Monat März genau erfasst. „Nach zwei Dritteln der Auswertung liege ich schon bei 70 von der Kassenärztlichen Vereinigung genehmigten Hausbesuchen“, berichtet er. Die Mindelheimer Kollegen müssten sich im Falle der Fusion also auf „70, eher 100 Hausbesuche“ pro Monat in Bad Wörishofen einstellen. Dazu kämen die Leichenschauen bei Todesfällen in der Notdienstzeit. Aus all diesen Gründen macht es für Leuchtgens und Schneiderbanger keinen Sinn, dass die größte Stadt des Unterallgäus mit der weithin ältesten Bevölkerung und Kurgästen ebenfalls älteren Semesters keine Notdienstpraxis erhalten soll. „Die Zeche zahlen am Ende die Patienten“, ist Leuchtgens überzeugt. Das glaubt auch Schneiderbanger. „Wir haben alles probiert“, sagt er. Aber anscheinend sei „es der politische Wille, damit sollen offenbar die kleinen Krankenhäuser gerettet werden“, vermutet er.
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