Dieser Teenager bringt Farbe in den Wahlkampf
Mindelheims Bürgermeister ist der einzige Kandidat – denken viele. Ein Schüler ernennt sich auf Instagram zum Gegenkandidaten. Alles nur ein Scherz?
Der Ausgang der Wahl für das höchste politische Amt in der Stadt Mindelheim scheint bereits im Voraus entschieden: Der amtierende Bürgermeister Stephan Winter (CSU) hat nämlich keine Konkurrenz. Kein Politiker der anderen Parteien stellt sich zur Wahl. Das nimmt der 19-jährige Schüler Sebastian Deeg aus Mindelheim zum Anlass und wirbt seit Wochen dafür, ihn am Sonntag zum Bürgermeister zu wählen. Bei seinem Aufruf erfährt er aus seinem privaten Umfeld und aus den sozialen Netzwerken viel Zuspruch, wie Deeg der MZ erzählt.
Das Faschingssakko als Markenzeichen
Sein Erscheinungsbild ist auf den ersten Blick ungewöhnlich. Mit einem farbenfrohen Faschingssakko und der passenden Krawatte dazu präsentiert sich der Gymnasiast in der Öffentlichkeit. Einige „komische Blicke“ habe Deeg schon auf der Straße bekommen. Hinter seinem Auftreten steckt eine Strategie. „Ich möchte so viel Aufmerksamkeit wie möglich erreichen“, sagt der junge Mindelheimer. Sein modisches Markenzeichen, wie auch die Idee zum inoffiziellen Bürgermeisterkandidaten, seien am vergangenen Faschingsdienstag aus der Bierlaune heraus zusammen mit seinen Kumpels entstanden.
Also alles nur eine Schnapsidee? Nein, erwidert Deeg. Es stehe ein ernster Gedanke dahinter. „Ich hoffe, dass durch meine Aktion Leute zur Wahl gehen, die sonst nicht wählen gehen würden.“ Das Schöne an der Demokratie sei, die Möglichkeit einer Wahl zu haben. Und die hätten die Mindelheimer, indem sie auf dem Wahlzettel ihn als Alternative vorschlagen, erklärt Deeg. Sein Kumpel und Social-Media-Berater, der 18-jährige Korbinian Coen, grätscht dazwischen: „Alternative dürfen wir nicht sagen, Sebi.“ Beide lachen. Was möchte der Schüler mit seiner ungewöhnlichen Aktion noch alles bezwecken?
Sebastian Deeg ist auf Instagram aktiv
Ein Blick auf sein Instagram-Profil im Internet könnte die Antwort darauf geben. Auf Fotos posiert der Teenager unter dem Hashtag „#SebifürMindelheim“ in seinem kunterbunten Sakko in Politiker-Posen. Dazu gibt es Plattitüden. „Für eine tiefgründige Politik“ lautet ein Foto, auf dem er in einen dunklen Brunnenschacht blickt. Auf einem anderen Bild ist Deeg zu sehen, wie er an einem Feld in die Ferne blickt. Darunter steht: „Für eine Politik mit Weitsicht.“
Im Verlauf des Gesprächs wird klar: Der Schüler möchte in erster Linie den Spiegel vorhalten – den Politikern und auch den Wählern. Je abgedroschener die Aussagen, desto besser kommen sie an, so Deeg. „Ich mache einen genauso oberflächlichen Wahlkampf, wie viele andere Politiker auch.“ Das komme am besten an.
Deeg möchte kein Satiriker sein
Als Satiriker möchte Sebastian Deeg sich nicht verstanden wissen. Der Begriff Satire sei zu überhöht. „Ich gehe einfach nur mit Spaß an die Sache ran.“ Er sieht sich auch nicht als Konkurrent zum amtierenden Bürgermeister. „Ich habe persönlich nichts gegen Herrn Winter.“ Deegs Ziel bei der Wahl: 50 Stimmen.
Doch was passiert, falls der junge Mann wider Erwarten zum Bürgermeister gewählt wird? Deeg zögert kurz und antwortet, er möchte der Jugend in Mindelheim mehr Gehör verschaffen. „Wir haben viel zu wenig Freizeitangebote.“ Auch beim öffentlichen Personennahverkehr sieht der Schüler Handlungsbedarf: Wenn man kein Auto hat, könne man nur schwer Freunde im Umland besuchen.
Lesen Sie auch: Stephan Winter: Wahlkämpfer ohne Gegenkandidat
Die Diskussion ist geschlossen.