Verkehrswüste und Urwaldpolitik
Seit 50 Jahren fährt kein Zug mehr nach Kirchheim. Das Ende der Verbindung sorgte damals für viel Unmut
Wer in die 1960-er Jahre zurückblickt, der landet in einer etwas anderen Welt. Die Motorisierung und Mechanisierung kam vor 50 Jahren in Schwung. Autos und Fernseher waren auf dem Siegeszug, es gab aber auch noch Dampfzüge. So waren vor 50 Jahren zum Beispiel die Täler zwischen Pfaffenhausen, Schöneberg und Kirchheim verkehrsmäßig noch kaum erschlossen. Durch Moos- und Riedlandschaften dampfte aber eine Lokalbahn zwischen Mindelheim, Pfaffenhausen und Kirchheim hin und her. Diese hielt sogar an der Mini-Station Bronnen und bei Bedarf auch in Bronnerlehe. Das Jahr 1966 wurde dann für das Bähnle zum Schicksalsjahr. Das Ende der kleinen Bahn war allerdings nicht überraschend gekommen. Schon 1953 war der Personenverkehr nach Kirchheim minimiert worden. Ab 1959 gab es keinen Personenverkehr mehr zum Fuggermarkt. Busse sorgten nun für den Schienenersatzverkehr. Eine Zeit lang führte lediglich der Güterzug noch einen Personenwagen für die Fahrschüler mit. Im Oktober 1966 kam die Stilllegung. Als Ersatz versprach der Staat den Gemeinden eine neue Straße. Es dauerte aber rund 14 Jahre, bis auf einem Teil der alten Bahntrasse die Staatsstraße 2037 von Pfaffenhausen nach Kirchheim gebaut wurde.
Als Erinnerungen zum „50-jährigen“ bleiben die vielen Emotionen und Aufregungen rund um die umstrittene Stilllegung. „Katastrophale Folgen und die Verteuerung der gesamten Lebenshaltungskosten“ wurden beschworen. Plötzlich kam man sich wegen der Hochwasserfreilegung und der Bahnbrücken über die Mindel vor allem mit Landwirten in die Haare. Einige Gemeinden sprachen sich „für die Mindel“ und „gegen die Bahn“ aus, was wieder die Bahnbefürworter erhitzte. Der Bürgermeister der kleinen Gemeinde Bronnen drückte sein Unbehagen so aus: „Wir sind für die Bahn nicht mehr so arg interessiert, weil der Personenverkehr weg ist. Aber wir sind nicht direkt gegen die Bahn. Mir ist die Bahn lieber, als dass dort eine Straße gebaut wird“. Eppishausen hielt die Bahnlinie nach Kirchheim für „von entscheidender Bedeutung“. Auch Kirchheim selbst zeigte sich „an einer Straße als Ersatz nicht unbedingt interessiert“. Die Lagerhausgenossenschaft Kirchheim beschwor die katastrophalen Auswirkungen, dass 30 000 dz Güter auf dem Landwege geholt werden müssten…“
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