"Unübersichtliche Situation"
Bad Wörishofen Die letzten Töne beim 15. Festival der Nationen sind verklungen, der Vertrag mit Justus Frantz ausgelaufen. Weder Bürgermeister Klaus Holetschek noch Intendant Winfried Roch wagten nach dem Abschlusskonzert einen Blick in die Zukunft. Im Stadtrat wird demnächst eine Entscheidung fallen müssen. Wir fragten nach, wie sich die Parteien die Zukunft im kulturellen Bereich und dem Festival der Nationen ganz im Speziellen vorstellen:
Martin Kistler CSU: Wir haben in der Fraktion noch nicht darüber gesprochen, keine Meinung ermittelt und ich will meinen Mitgliedern nicht vorgreifen.
Stefan Ibel SPD (Kulturreferent): Die Situation ist unübersichtlich. Kein Mensch weiß, wie es weitergehen soll mit dem Festival der Nationen bei dem Clinch, den Justus Frantz und der Förderverein der Philharmonie der Nationen führen. Eigentlich liegt ein neuer Vertrag ja seit Monaten in der Schublade, doch ich kann mir durchaus auch ganz andere Lösungen, andere Projekte vorstellen. Leichtfertig finde ich es von den Herren Roch auf dem Festival bereits Karten für das nächste Jahr zu verkaufen, davon lasse ich mich nicht in Zugzwang bringen. Vielmehr sehe ich das gesamte Kulturbudget gebunden an eine Festivalwoche äußerst problematisch. Den restlichen Teil des Jahres überlassen wir derzeit dem freien Markt. Das ist nicht mein Verständnis von nachhaltiger Kulturpolitik auf hohem Niveau. Auch ein Gast, der im Frühjahr oder Sommer kommt, hat ein Recht auf ein qualitätvolles Programm.
Alwin Götzfried FW: Unsere Fraktion erwartet sich zu den anstehenden Entscheidungen im Stadtrat eine klare Analyse insbesondere der Besucherstruktur, Aussagen zur zukünftigen Positionierung der Stadt im Kur- und Tourismusbereich, eine aktuelle Situationsdarstellung und die Einbindung neuester Erkenntnisse vom Bürgermeister und Kurdirektor. Die attraktiven Konzertabende während des diesjährigen Festivals haben bei den FW-Stadträten grundsätzlich Zustimmung gefunden, das Festival ist nach wie vor das kulturelle Highlight mit außerordentlichem Flair und einer besonderen Anziehungskraft. Für Förderer, Gönner und Sponsoren dient es als interessante Plattform zur Intensivierung von Kundenbindungen. Der bereits begonnene Kartenvorverkauf für 2010 durch die Konzertagentur Roch zeigt deutliche Signale, dass ein derartiges Festival weiter gewünscht wird. Eine Fortführung des Festivals auf der bisherigen Kostenbasis, überwiegend zulasten des städtischen Haushaltes, ist aus Sicht der Freien Wähler allerdings nicht mehr möglich (eventuell Halbierung). Das Kulturprogramm unserer Stadt muss in Zukunft sowohl im jahreszeitlichen wie auch im angebotsspezifischen Bereich auf noch breitere Fundamente gestellt werden. Dies entspricht auch dem einheitlichen Gesprächsergebnis des Kultur-Arbeitskreises.
Michael Scharpf Grüne: Justus Frantz erteile ich eine klare Absage, da ich der Meinung bin, dass wir mit dem Festival der Nationen zu viel Geld für einen zu kurzen Zeitraum ausgeben. Außerdem zweifle ich nach 15 Jahren einen Mehrwert für Bad Wörishofen sprich eine Neu-Aquirierung von Kurgästen an. Wir müssen vielmehr qualitativ gute Glanzlichter über das ganze Jahr verteilt setzen. Die Kurverwaltung darf den Kursaal und das Theater nicht einfach nur weiter vermieten, muss selbst wieder mehr agieren. Im Arbeitskreis Kultur haben wir einiges vorab besprochen und ich denke wir sind auch mit Veranstaltungen wie der Messiasaufführung in St. Justina oder dem Kneipp-Festival auf einem guten Weg.
Dr. Claus Thiessen FDP: Ich war schon immer dagegen, 125 000 Euro städtische Mittel für ein Festival der Nationen auszugeben, und bin somit auch gegen eine Verlängerung. Um diesen Betrag sollte der Kulturetat einfach gekürzt werden, das Geld benötigen wir an anderer Stelle dringender. Der Kartenverkauf im Vorfeld darf kein Gesichtspunkt für den Stadtrat sein, weiter den Zuschuss zu zahlen. Und überhaupt zweifle ich den hohen Kartenverkauf von 10 000 Stück, wie der Intendant sagte, an. Bei einer Auslastung von rund 900 Plätzen im Bad Wörishofer Kurhaus, zahlreichen ausgegebenen Ehrenkarten pro Konzert und sieben Veranstaltungen dort und einer im Inspira kann ich nicht auf diese Zahl kommen. Sollte sie dennoch stimmen, braucht dieses erfolgreiche Festival keinen Zuschuss seitens der Stadt.
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