ARD-Finanzexperte bei der IHK: „Ich möchte, dass Europa aus Fehlern lernt“
Markus Gürne, bekannt aus „Wirtschaft vor Acht“, hat beim IHK-Maiempfang in Memmingen nicht nur Wünsche, sondern auch Gesellschaftskritik im Gepäck.
Vom guten Geist der Europäischen Union hin zu den „in Fesseln liegenden Unternehmen“: Beim Maiempfang der IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu wurden nicht nur Wünsche für die anstehende Legislaturperiode nach der Europawahl im Juni formuliert. Es gab von Reinhold Braun, Präsident der IHK Schwaben, von Andrea Thoma-Böck als Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung, sowie vom örtlichen Gastgeber des Abends, Martin Osterberger-Seitz (Geschäftsführer vom Autohaus Seitz in Memmingen) auch deutliche Forderungen zu hören.
Ergänzt wurden diese mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik – ausgesprochen und erklärt von Markus Gürne, dem Ressortleiter der ARD-Finanzredaktion. Im Format „Wirtschaft vor Acht“ berichtet er über die Finanzmärkte und das Geschehen an der Frankfurter Börse. Als langjähriger Auslandskorrespondent der ARD für Südasien gab er an diesem Abend seine Erfahrungen zu wirtschaftlichen und politischen Mächten weiter.
IHK-Chefin hofft auf mehr Dialog zwischen Wirtschaft und Politik
Bilden, bündeln und beraten: Das seien die drei wichtigen Säulen der IHK-Regionalversammlung. In diese fallen laut Andrea Thoma-Böck auch, sich für bessere Rahmenbedingungen starkzumachen. Ihr konkretes Beispiel: Es müsse mit der Stadt Memmingen zumindest um einen Kompromiss in Sachen Gewerbesteuer gerungen werden. Der Dialog mit der Politik dürfe nicht versiegen.
Dem stimmte auch Reinhold Braun zu, der aufforderte, ein entsprechendes Bild des Unternehmertums hochzuhalten, sich einzubringen. Ein besonderer Austausch mit der Politik stehe nun an – mit der Europawahl am 9. Juni. Wünsche an das EU-Parlament? „Dass wir wieder entfesselt werden – von den Handschellen befreit werden“, merkte Martin Osterberger-Seitz an. Unternehmerische Freiheit, Wettbewerbsfähigkeit, Stabilität und Sicherheit sowie eine schnelle Verwaltung wünschten sich Thoma-Böck und Braun.
„Ich möchte, dass Europa aus Fehlern lernt“, sagte Markus Gürne: „Die Welt ist in fundamentalen Veränderungen.“ Wachstum sei nicht unendlich. Für ihn gehören Ökonomie und Ökologie zusammen. Tankrabatt, Heizungsgesetz und Maut bezeichnete er als „totale Desaster“.
Der zweite Hemmschuh bestehe aber in einer gesellschaftlichen Debatte. „Wir sind so frei wie nie zuvor“, meinte der ARD-Ressortleiter: „Doch wir verrennen uns in vielen Bereichen in ein Klein-Klein.“ Selbstkritik sei angebracht. „In welcher Welt wollen wir leben und was wollen wir dafür tun?“, fragte er. Preis und Wert würden zusammengehören – mit entsprechendem Druck, um Veränderungen herbeizuführen.
Sein Eindruck: „Jede Schülervertretung hat eine bessere Kommunikation als diese Regierung. Das schafft Verdruss.“ Nicht nur bei Bürgern, sondern eben auch bei den innovativen mittelständischen Unternehmen, die so wichtig seien.
Markus Gürne in Memmingen: "Europa ist unsere Heimatstadt und unsere Zukunft"
Für Gürne steht fest: „Europa ist unsere Heimstadt und unsere Zukunft. Allein können wir nichts reißen.“ Zwingend müsse die vorhandene wirtschaftliche Stärke in politische Kraft umgemünzt werden. Die Krisenstimmung sei allgegenwärtig, doch es gebe Optimismus: „Wenn man sich einbringt“, so Gürne.
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