Die Berufsschule in Mindelheim braucht einen Teilneubau
Berufe werden immer komplexer. Das fordert Ausbilder und Schulen. An der staatlichen Berufsschule Mindelheim wird mehr Platz benötigt. Die Frage ist allerdings, wo?
Wer das Hauptgebäude der Berufsschule an der Teckstraße das erste Mal betritt, ist erstaunt über die gute Ausstattung und den guten Gesamtzustand der Gebäude. Die Schule wurde 1960/62 errichtet. Vor einigen Jahren ist sie generalsaniert worden. Der Landkreis Unterallgäu als Schulaufwandsträger weiß um die Bedeutung der Schule und hat seine Berufsschule immer gut ausgestattet, sagt Schulleiter Gottfried Göppel. Und doch braucht die Schule möglichst bald eine erneute kräftige Millionenspritze.
Für notwendige Erweiterungen fehlt am jetzigen Standort der Platz
Aus heutiger Sicht ist der Standort nicht der glücklichste. Die Schule liegt am Rand der Altstadt, was zwar zu guten Umsätzen von gastronomischen Betrieben führt, weil sich die Schülerinnen und Schüler in ihren Pausen in der Innenstadt stärken. Für notwendige Erweiterungen allerdings fehlt der Platz.
In den Gebäuden weiter südlich an der Hermelestraße ist die Fahrzeugtechnik untergebracht. Dieses Areal ist längst an seine Grenzen gekommen. Das kann jeder sehen, wenn die Schülerinnen und Schüler im Freien an den Lastwagen oder Traktoren unterrichtet werden - im Sommer ebenso wie im Winter.
Dem Landkreis ist die Problematik sehr wohl bewusst. Die Schule braucht mehr Platz, das ist unter Kreispolitikern unstrittig. Die Fraktionen konnten sich im Vorjahr selbst ein Bild von der Lage machen, als sie sich die Räumlichkeiten angesehen haben. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt und zukunftsträchtige Sparten wie die E-Mobilität im Bereich der Fahrzeugtechnik müssen ausgebaut werden. Dieser Platzbedarf kommt quasi obendrauf, weil die jungen Leute ja weiterhin auch an Verbrennungsmotoren ausgebildet werden müssen.
Der Gutachter zieht einen eindeutigen Schluss
Welcher Bedarf genau besteht, besagt ein Raumprogramm, das die Regierung von Schwaben zusammen mit dem Landkreis erarbeitet hat. Nun war die Frage zu klären, ob dieser zusätzliche Raumbedarf am bestehenden Standort am Colleg geschaffen werden kann. Die klare Antwort des vom Landkreis beauftragten Marktoberdorfer Architekten Jochen Schurr lautet: nein.
Diese Lösung war von Landrat Alex Eder favorisiert worden, weil die Nutzung vorhandener Gebäude grundsätzlich Priorität haben sollte vor einem Neubau. Untersucht wurde, ob die Schule am bisherigen Standort im notwendigen Umfang erweitert werden kann, also ob das Raumprogramm durch verschiedene Optimierungen abgebildet werden kann. So war etwa darüber nachgedacht worden, ob eine Aufstockung der Gebäude eine Lösung sein könnte. Die Studie hat aber trotz der Überprüfung verschiedener Varianten ergeben, dass die zusätzlich erforderlichen Räume im Bereich des Standorts an der Hermelestraße nicht vollständig untergebracht werden können und dass die Nutzung mit Einschränkungen verbunden wäre. Das teilte das Landratsamt auf Anfrage mit.
„Das Ergebnis der Untersuchung ist sehr wertvoll“, sagt Landrat Eder. „Nun ist eindeutig klar: Wir sind am bisherigen Standort am Limit. Eine Überplanung des Areals ist nicht nur mit erheblichen Umbaukosten verbunden, sondern auch nicht sinnvoll. Damit die Mindelheimer Berufsschule zukunftsfähig bleibt, müssen wir einen Teil verlegen.“ Deshalb ist der Landkreis jetzt auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, auf dem ein Teilneubau für die Berufsschule errichtet werden könnte.
Schulleiter sieht sich durch den Landkreis optimal unterstützt
Schulleiter Gottfried Göppel sagt, "weil uns die Verwaltung des Landratsamtes so optimal gut unterstützt, bin ich sehr zuversichtlich, was die zeitliche Perspektive der Umsetzung des Teilneubaus anbelangt." Außerdem tue es gut zu wissen, dass die Schule eine breite politische Unterstützung genieße.
Problematisch ist am Standort an der Hermelestraße schon immer ein Gehrecht für die Allgemeinheit. Wenn also auf dem Schulhof Fahrzeuge be- und entladen werden, kann es passieren, dass Menschen vorbeigehen und womöglich durch die Arbeiten gefährdet werden. In den vergangenen Jahren hat sich dieser Konflikt zugespitzt, weil sich die Kompetenzzentren gut entwickelt haben und damit die Schülerzahlen angestiegen sind.
"Wichtig ist, dass man hier am Ball bleibt", betont Göppel. Denn die Berufswelt entwickelt sich rasant weiter. Es gebe einen immens hohen Bedarf in fast allen Berufen nach digitaler Vernetzung. Unter den Schulen gebe es einen gesunden Wettbewerb. Hier will Mindelheim in der Spitzengruppe bleiben. Göppel weist auf die Gefahr hin, dass Berufszweige abgezogen werden könnten. Bei der Fahrzeugtechnik erwarteten die Firmen, dass die jungen Leute nicht nur fit in Verbrennungsmotoren und E-Mobiltität sind, sondern auch in Hochvolttechnik und Wasserstofftechnik. "Die müssen alles können", sagt Fachbetreuer Karl Geller, "wenn wir als Standort überleben wollen".
Auch für Unternehmen ist die Berufsschule eine Zukunftsfrage
Das ist auch eine Zukunftsfrage für viele Unternehmen in der Region. Geller sagt, dass sich viele junge Leute heute möglichst in der Nähe ausbilden lassen wollen. Und weil die meisten Berufe immer mehr "IT-lastiger" werden, so Geller, hat die Schulleitung auch den Wunsch, mit einer Digitalisierungsausbildung ein neues Berufsfeld in Mindelheim anzusiedeln.
Über die notwendige Größe des Ausweichgrundstückes machte Schulleiter Göppel keine Angaben. Auch über die Größenordnung der Investition. Ein zweistelliger Millionenbetrag in eher mittlerer Größe dürfte nicht zu hoch gegriffen sein. Grundsätzlich gibt es zwei Optionen: Wird ein Grundstück in nicht allzu weiter Ferne gefunden, ist weniger Nutzfläche notwendig. Denn dann könnten die vorhandenen Verwaltungsräume genutzt werden. Liegt das Grundstück aber weiter entfernt, müssten Büros auch vor Ort eingeplant werden. Göppel und Geller hoffen, dass nicht allzu viel Zeit ins Land geht. Die Zeit drängt. "Wir brauchen den Teilneubau dringend", sagt Göppel.
Derzeit werden am beengten Standort an der Hermelestraße folgende Berufszweige unterrichtet: Berufskraftfahrer mit 287 Schülerinnen und Schülern, Mechatroniker für Land- und Baumaschinen mit 305 Schülerinnen und Schülern, Metallbauer Nutzfahrzeug mit 32 Schülern, Mechatroniker Nutzfahrzeugtechnik mit 193 Schülerinnen und Schülern sowie 72 junge Leute, die sich zum Landwirt ausbilden lassen.
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