Tag der offenen Tür: Die Türkheimer erobern ihr Waaghaus
Nach der Segnung zeigt ein Tag der offenen Tür, was in dem sanierten historischen Waaghaus von Türkheim alles möglich ist.
Etwa 100 geladene Gäste waren vormittags ins Türkheimer Waaghaus gekommen, um an der offiziellen Vorstellung und Segnung des alten, neuen Hauses teilzunehmen. Am Nachmittag dann gab es offene Türen für alle.
„Schön, dass Sie da sind an diesem tollen Tag“ begrüßte Bürgermeister Christian Kähler die geladenen Gäste. Dabei waren die Bürgermeister umliegender Orte, Vertreter von Gemeinderat, Kirche, Vereinen und Sozialverbänden, von Regierung und Denkmalamt. Ihm sei an diesem Tag ein großer Stein vom Herzen gefallen, sagte der Bürgermeister. Seine Ansprache war eine Rückschau auf die Chronologie der Sanierung, die lange vor den eigentlichen Baumaßnahmen begonnen hatte, noch unter seinen Vorgängern, den Bürgermeistern Silverius Bihler und Sebastian Seemüller. Schon damals habe es auch Privatpersonen gegeben, wie Hans Bleyer, die sich für den Erhalt des Waaghauses eingesetzt hätten.
Der Wendepunkt nach langem Hin und Her sei dann die Zusage der Türkheimer Volkshochschule aus dem Jahr 2016/17 gewesen, das neue Gebäude zu betreiben und zu nutzen, mit dem Ziel der „Förderung sozialer Integration im Quartier“. Die zugesagte finanzielle Förderung von Freistaat und Bund, habe dann das Projekt möglich gemacht. „Wir hätten noch ein oder zwei Gebäude, die wir auch sanieren könnten“, meinte der Bürgermeister mit einem Seitenblick zur Regierung von Schwaben. Der Türkheimer Allerweltschor von Ottmar Einsiedler sorgte mit Liedern aus den goldenen Zwanzigerjahren für gute Stimmung, kleine Nadelstiche wie mit dem „kleinen grünen Kaktus“ inklusive.
Im Allgäu gibt es nur noch 20 andere Gebäude aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg
Einen interessanten Rückblick auf die ausgeführten Arbeiten des Ingenieurbüros ermöglichte Sebastian Heinzelmann den Zuhörern. Neben dem Waaghaus gäbe es im Allgäu nur noch 20 weitere Gebäude aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg. Teilweise sei die Substanz der Waaghaus-Bauteile aus den verschiedensten Epochen sehr problematisch gewesen, aber man habe unter Denkmalschutzauflagen einiges wie Zimmerdecken, Holzböden und die Holztreppe original erhalten können.
Der Vertreter der Regierung von Schwaben, Georg Bruckmeir, hob die Bedeutung der Städtebauförderung hervor. Durch das Schaffen von Orten der Begegnung werde Leben in die Ortskerne gebracht. Persönlich äußerte er sich begeistert über die alte Waaghaus-Holztreppe, auch wenn dort größere Menschen wie er den Kopf einziehen müssten. Die Segnung des Gebäudes übernahmen Pfarrer Martin Skalitzky von der katholischen Pfarreiengemeinschaft und Pfarrer Claus Förster von Türkheims evangelischer Kirchengemeinde.
Flamenco, Strong-Nation und viele weitere Angebote bereichern nun das Waaghaus von Türkheim
Am Nachmittag dann öffnete das Waaghaus seine Türen für alle Türkheimer. Sie kamen in Scharen und genossen die Angebote der „Hausherrin“ Vhs. Auch Vertreter der Awo, des Sozialverbandes VdK und die neue Quartiersmanagerin Marion Hemmer-Bachmann - sie alle haben Büros im Waaghaus - standen für Gespräche zur Verfügung. Es gab Führungen durch die Räume. In den Seminarzimmern durften Steine bemalt und Makramee-Schnüre geknüpft werden. Wer wollte, konnte Filz- und Papierarbeiten ausprobieren.
Im Großen Waaghaus-Saal musizierten Kinder, und es gab sportliche Fitness zu bewundern, dargeboten von der Strong-Nation-Gruppe. Auch die Allerkleinsten aus dem Musikgarten, die zusammen mit ihren Eltern und mit Stefanie Seitel im Kreis tanzen durften, ließen sich gerne zuschauen. Über vier Stunden gab es alle halbe Stunde einen weiteren Auftritt mit Akteuren aus den Vhs-Kursen. Die Flamenco-Tänzerinnen ließen den Holzboden schwingen, Birgit Schafnitzl und ihre Gruppe ließen ihn mit Kangoo-Dance-Sprungstiefeln erbeben. Das Schöne dabei: die Mutigsten unter den Kindern durften das selbst ausprobieren.
Wer nicht so sportlich sein wollte, machte es sich auf einem Stuhl bequem und schaute und hörte den musikalischen und sportlichen Darbietungen einfach nur zu. Die Stimmung war entspannt wie bei einer lauschigen Sommer-Party. So konnte dieser „Tag der Offenen Tür“ zu einem Tag der Begegnung werden, wie es Bürgermeister Kähler am Vormittag ausdrückt hatte: die Marktgemeinde habe durch das Waaghaus eine nachhaltige Aufwertung erfahren.
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