Geisterstunde
Gitarrentalent Yasi Hofer gibt im Roxy ein großartiges Heimspiel
Ulm Es war einer dieser sehr seltenen Überraschungsmomente bei einem Rockkonzert. Wundergitarrist Steve Vai hatte im Ulmer Zelt seine Fans erwartungsgemäß schwindlig gespielt, da machte er Platz, um ein 15-jähriges Mädchen auf die Bühne zu bitten, um ihr bei einem seiner Stücke den Vortritt zu lassen. Im Laufe der wenigen Minuten sanken sämtliche Kinnladen nach unten: Yasi Hofer aus Dornstadt hatte dem Meister der außerirdischen Gitarre mal eben die Show gestohlen – nicht, weil sie besser war, sondern für ihr Alter verdammt gut. Nach diesem Sommerabend im Jahr 2007 war ihr Leben nicht mehr dasselbe wie vorher. Jetzt stand sie einen ganzen Abend lang im Mittelpunkt ihrer eigenen Show. Im Roxy feierte Yasi Hofer die Veröffentlichung ihrer ersten CD – und die Halle war mit 600 Menschen angemessen voll.
Mittlerweile ist aus dem talentierten Mädchen eine junge Frau geworden, die ihren eigenen Weg gehen will und das wirklich kann. Natürlich schwebt der Geist von Steve Vai immer noch über der Bühne, nicht nur, weil sie zwei Stücke von ihm im Repertoire hat und ihre Verstärker und eine ihrer Gitarren seinen Namen tragen. Er ist ihr Meister und sie spielt Musik in seinem Geist: virtuosen Gitarrenrock, überwiegend instrumental und mit hohem Schwierigkeitsgrad. Sie hat hörbar an sich gearbeitet, was sich schon an diversen YouTube-Videos sehen ließ, aber an diesen Abend laut und deutlich aus den Boxen schallt. Yasi Hofer feilte an ihren Fertigkeiten auf der Musikhochschule Stuttgart und am Berklee College of Music in Boston.
So gelingt es ihr denn, wilde Steve-Vai-Tonkaskaden sprudeln zu lassen, aber auch mit schön ruhigem singendem Ton sich vor den Heroen Jeff Beck, Jimi Hendrix und Joe Satriani zu verbeugen. Was sie spielt, ist zu 99,9 Prozent perfekt. Die restlichen 0,1 Prozent interessieren niemanden, weil Yasi Hofer gerade mal 21 ist und wunderbar uneitel ihre Kunst zum Allerbesten gibt, still, konzentriert und in den Ansagen mädchenhaft natürlich. Sie kann ihre Rührung angesichts des großen Zuspruchs nicht verstecken, und das ist gut so. Überraschend für viele: Sie singt bei einigen Liedern, allerdings mit verhaltener Stimme.
Ihr Heimspiel ist ein Triumph, an dem aber auch ihre prima Band gehörigen Anteil hat: Steffen Knauss (Bass), Martin Klee (Schlagzeug), Phillipp Ziegler (Gitarre) und Simon Bamberger (Tasten, Gitarre) halten der Chefin mit Lust und (Spiel-)Laune den Rücken frei.
Falls Steve Vai mal wieder hier in die Gegend kommt, darf er eines nicht vergessen: Yasi Hofer auf die Bühne zu bitten und mit ihr ein Gitarrenduell zu spielen, Ausgang vermutlich unentschieden.
Die Diskussion ist geschlossen.