Autofahrer haben einfach weggeschaut
Die ausgelassene Stimmung schlägt augenblicklich in Bestürzung um. Am Straßenrand liegt ein Mensch. Bewusstlos und blutüberströmt. Jasmin Vostner, ihr Freund und ein Bekannter, der sie mit dem Auto abholt, kommen gerade vom Fußballerfest in Wallenhausen. Es ist Pfingstmontag, 4.45 Uhr früh.
Weißenhorn-Wallenhausen (ml) - Die ausgelassene Stimmung schlägt augenblicklich in Bestürzung um. Am Straßenrand liegt ein Mensch. Jasmin Vostner, ihr Freund und ein Bekannter, der sie mit dem Auto abholt, kommen gerade vom Fußballerfest in Wallenhausen. Es ist Pfingstmontag, 4.45 Uhr früh. Die Unfallstelle liegt direkt an der Bushaltestelle am Ortsende in Richtung Oberhausen. Im Licht einer Straßenlampe erkennt die 25-Jährige den jungen Mann gleich wieder. Denn auch er hatte sich auf dem Fest befunden. Jetzt liegt er bewusstlos und blutüberströmt vor ihr. Sie leistet Erste Hilfe, holt die Decke aus dem Wagen, sodass der Verletzte nicht friert, und verständigt den Rettungsdienst.
"Während dieser Zeit sind mindestens drei Autos vorbeigefahren und keiner hat angehalten", erhebt die Biberachzellerin schwere Vorwürfe gegen die Gleichgültigkeit der Verkehrsteilnehmer. Sie ist empört, dass die Pkw-Fahrer einfach weggeschaut haben. Kritik übt sie auch an den Rettern. Sie seien erst 20 Minuten nachdem sie den Notruf per Handy abgesetzt habe am Unfallort eingetroffen. Außerdem wunderte sich die gelernte Physiotherapeutin, dass kein Notarzt dabei war. Sie glaubt, von der Rettungsleitstelle nicht genügend ernst genommen worden zu sein, zumal um diese Uhrzeit.
Dieser Darstellung widerspricht die Leitstelle in Krumbach. Reiner Wolf, der stellvertretende Leiter, hat auf Anfrage der NUZ nachgeschaut. Demnach sind vom Ausrücken des Sanka in Weißenhorn bis zum Eintreffen an der Unfallstelle in Wallenhausen sieben Minuten vergangen. "Damit liegen wir in der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist." Vor allem nachts komme einem das Warten auf Hilfe länger vor, erklärt Wolf. Außerdem handle es sich um ausgebildete Rettungssanitäter. Sie hätten den Notarzt anfordern können, wenn er gebraucht worden wäre, es habe aber keine Indikation vorgelegen.
Am gleichen Tag besuchte Jasmin Vostner die Familie des verunglückten jungen Mannes, die ihr für ihren Einsatz großen Dank aussprach. Seitdem steht sie täglich in Kontakt mit ihnen und erkundigt sich nach dem Gesundheitszustand des 18-Jährigen, der lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten hatte.
Wie berichtet, war er am Pfingstsonntagfrüh gegen 4.30 Uhr mit dem Rad von Wallenhausen in Richtung Oberhausen unterwegs. Auf dem abschüssigen Radweg streifte er mit der Schulter ein Verkehrszeichen und stürzte, wobei er sich die lebensbedrohenden Verletzungen zuzog.
Zwischenzeitlich befindet sich der junge Mann auf dem Weg der Besserung. Nach Auskunft der Polizei besteht keine Lebensgefahr mehr.
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