Ein Abschied, eine Musikerin und zehn Instrumente
Karin Schedler verlässt nach zehn Jahren die Petrusgemeinde. Der Abschlussabend wird ungewöhnlich.
Die Einladung ziert ein Auszug aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“: „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne“. Damit verabschiedet sich Karin Schedler von der Petrusgemeinde. Die Pfarrerin lädt am Wochenende zu ihrem Abschiedsgottesdienst und ihrem -konzert ein.
Obwohl ihr die Petrusgemeinde und die Stadt Neu-Ulm „sehr ans Herz gewachsen sind“, wird sie nach mehr als zehn Jahren mit ihrer Familie von Neu-Ulm ins Nördlinger Ries wechseln. Diese wird ab dem 1. November die neue kirchliche Heimat der 52-Jährigen sein. Dort übernimmt sie die evangelische Kirchengemeinde St. Oswald in Ederheim und St. Veit Hürnheim sowie St. Peter, ehemaliges Karthäuserkloster Christgarten. Zugleich ist sie mit 25 Prozent für die Weiterentwicklung der „Kooperation Südries“ verantwortlich. Ihre Amtseinführung ist am Sonntag, 5. November, 14.30 Uhr.
Die aktive Pfarrerin entwickelte unter anderem zusammen mit Barbara Bauer (Teilzeit-Mitarbeiterin in der Petrusgemeinde und fürs Archiv zuständig), im vergangenen Jahr die Idee für die Jubiläumsfeier „150 Jahre Evangelische Kirche/Petruskirche Neu-Ulm“. Das Mitmachen bei der Jubiläumswoche, vom 15. bis zum 23. Juli, war und wird dann auch ihre letzte Tätigkeit in Neu-Ulm sein. Die vielfältigen Vorbereitungen bewältigt sie zusammen mit vielen anderen, damit das Programm samt der ausführlichen Festschrift – sie wird nach dem Festgottesdienst am Sonntag, 16. Juli, verkauft – auch klappt.
Auch musikalisch wird sich Pfarrerin Schedler von Neu-Ulm verabschieden: mit einem eher ungewöhnlichen Konzert, am Mittwoch, 19. Juli. Sie wird die Petruskirche selbst mit Klang füllen und an der Orgel, am Cembalo, am Klavier, mit der Posaune, dem Cello, dem Alphorn, der Gitarre und verschiedenen Flöten zu erleben sein, und sie singt. Als Dank an eine Kirche, in der sie selbst viel Musik machte und beispielsweise beim ehemaligen Petruskantor Wolfgang Gütinger Orgelspielen lernte. Das Konzert um 19.30 Uhr wird unter dem Motto der Rilke-Zeilen „Die Dinge singen hör ich so gern“ stehen.
Schedler kommt aus einem Haushalt, wo jedes der drei Kinder klassisch Unterricht an einem Instrument erhielt, das das Kind dann gut beherrschen sollte, erzählt Schedler. „Bei mir war das das Cello.“ Von Kind an ist sie von Klang fasziniert. Instrumente waren im Haushalt reichlich vorhanden, und so brachte sie sich andere Instrumente nach und nach selbst bei oder nahm später Unterricht. Posaune lernte die Pfarrerin „spätberufen“ als Vor-Instrument fürs Alphorn.
Die ungewöhnliche Idee, viele Instrumente in einem Konzert zu spielen – mit unterschiedlichen Stilrichtungen – stammt von ihrer Freundin Barbara Bauer, erzählt die 52-Jährige. „Sie hat mich überredet, den Raum der Petruskirche zum Abschied mit Klang zu füllen.“ Ganz allein wird die Mutter von zwei Söhnen beim Konzert nicht sein: Es gibt Mitwirkende, die sie unterstützen, darunter drei Kantoren – Petrus-Kantor Oliver Scheffels, sein Vorgänger Wolfgang Gütinger und der katholische Neu-Ulmer Kantor Joseph Kelemen. (pfl, köd)
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