
Stadt kurbelt sozialen Wohnungsbau an

Immer mehr Menschen zieht es nach Neu-Ulm. Gerade bezahlbare Appartements werden gesucht. So sollen private Bauunternehmen mehr in die soziale Verantwortung genommen werden.
Unternehmen mit mehreren Tausend Beschäftigten, eine Hochschule mit knapp 4000 Studenten, eine gute Infrastruktur: Es gibt viele Gründe weshalb es immer mehr Menschen nach Neu-Ulm zieht. Zählte die Stadt 2016 noch knapp 58000 Einwohner, könnten es bis 2025 64000 werden, nach Schätzungen der Verwaltung. Die Entwicklung bringt aber auch Probleme. „Es gibt schon jetzt mehr Nachfrage als Angebote“, sagte Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Und spricht damit an, dass Wohnraum benötigt wird – und im Besonderen bezahlbarer Wohnraum fehlt.
Auf Grundlage der Bevölkerungsentwicklung beziffert die Stadt den Bedarf auf 1900 Wohneinheiten bis 2022. Das heißt, dass bis dahin jedes Jahr 380 neue Wohnungen benötigt werden. „Das ist kein Pappenstiel“, sagte Johannes Stingl von der CSU. Von 2017 bis 2021 sollen zehn Neubaugebiete erschlossen werden. Darunter sind beispielsweise die Ulmer Riedteile oder zwei Neubaugebiete in Gerlenhofen.
Für Kontroversen sorgte besonders ein Punkt im Wohnraumentwicklungskonzept. Die Stadt entwickelte verschiedene Modelle, wie der soziale Wohnungsbau noch mehr gefördert werden könnte. Dabei favorisierten sie vor allem ein Konzept, welches Privatinvestoren und private Bauunternehmen mehr in die soziale Verantwortung nimmt. Diesem zufolge müssen, ab einer Größe von 75 Wohneinheiten müssen 20 Prozent der gebauten Appartements öffentlich geförderte Bauten sein. Das hieße, dass von 75 Wohnungen 15 an die Nuwog gehen sollen. Denn die Neu-Ulmer Wohnungsgesellschaft kümmert sich um sozial verantwortbare Wohnungen. Sie ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt.
Der Neu-Ulmer Stadtbaudirektor Markus Krämer betonte aber, dass das neue Modell nur unter bestimmten Bedingungen in Kraft tritt. So seien private Flächen dann von der Regelung betroffen, wenn der Plan eine hohe und dichte Bebauung vorsieht. „Es ist ein Geben und ein Nehmen“, sagte Krämer. Das bedeutet: Die Stadt lässt eine höhere Ausnutzung der zu bebauenden Fläche zu – zugleich fordert sie aber von den privaten Investoren und Wohnungsunternehmen die Einhaltung der neuen Regelung. Im Moment sei laut dem Stadtbaudirektor kein Bau von der Regelung betroffen. Die Richtlinie ist gibt es im Übrigen schon in einem anderen Bereich: Für städtische Flächen hat der Stadtrat diese Förderung zu preisgünstigem Wohnen bereits 2012 beschlossen. Selbst bei der CSU traf die Idee, den sozialen Wohnbau nicht dem freien Markt zu überlassen, auf offene Ohren. Stingl sah das Modell als „praktikabel“ an. Doch manchen im Gremium ging die Regelung noch nicht weit genug. So forderte unter anderem Rainer Juchheim von den Grünen, dass bereits ab 50 Wohneinheiten 20 Prozent auf den sozialen Wohnungsbau entfallen. Unterstützung bekam er von SPD-Politiker Rudolf Erne. Dagegen hatte Alfred Schömig (FDP) die Idee, auch für kleinere Wohnbauflächen die Regelung anhand von gestaffelten Prozentzahlen zu ermitteln. Oberbürgermeister Noerenberg hält das aber für „illusorisch“. Er beruft sich dabei auf die Auskunft der Nuwog. So sei die 20-Prozent-Regelung erst ab 75 Wohneinheiten rentabel. Dies liegt laut Krämer daran, dass der soziale Wohnungsbau an bestimmte Förderkriterien gebunden ist.
Die Mehrheit lehnte zwar die vorgeschlagenen Modelle von den Grünen und FDP ab. Der Stadtrat nahm aber das Wohnraumentwicklungskonzept ohne Abstriche an. Neue Bauflächen würden in nächster Zeit nicht mehr kommen, wie Krämer angibt. „Das schaffen wir von der Fläche und den Ressourcen nocht“, sagt der Stadtbaudirektor
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