Wirte sehen Schwörmontag in Gefahr
Künftig soll die Freiluftparty bereits um 23 Uhr enden: Gastronomen halten das für eine Schnapsidee und befürchten Umsatzeinbußen. Die Stadt verteidigt das neue Konzept
Ulm Das neue Sicherheitskonzept für Schwörmontag, das die Stadt jetzt erstmals öffentlich vorgestellt hat, stößt bei Ulmer Gastronomen auf heftigen Widerstand. Wie berichtet, soll am Ulmer Feiertag dieses Jahr erstmals bereits um 23 Uhr Schluss sein, eineinhalb Stunden früher als bisher. Damit will die Verwaltung die zunehmenden Alkoholexzesse am Schwörmontag eindämmen und dafür sorgen, dass die Stadt früher zur Ruhe kommt. Die Gastronomen befürchten Umsatzeinbußen und kritisieren das Vorgehen der Stadt.
„Elf Uhr, das finde ich schon ganz schön heftig“, sagte Michael Freudenberg („Wilder Mann“). Schwörmontag sei für die Gastronomen nun mal ein wirtschaftlich sehr wichtiger Tag, und die eineinhalb Stunden würden natürlich fehlen. Dass das der richtige Weg sei, bezweifle er. In den vergangenen Jahren habe er sich stets mit den Anwohnern zusammengesetzt, um miteinander auszukommen, was Lautstärke und Ordnung angeht. Das habe sich auch bewährt. Wenn jetzt früher Schluss sein soll, schadet das nach Freudenbergs Einschätzung der Veranstaltung massiv. „Schwörmontag wird nicht sterben, aber die Attraktivität wird darunter leiden. Es wird halt einfach alles heruntergefahren.“
Das befürchtet auch Christian Becker, der Chef des Stadthauscafés. „Das jetzt auf einmal zurückzuschrauben und den Menschen, die von weit herkommen und feiern wollen, die Tür um 23 Uhr vor der Nase zuzumachen, ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Die logische Konsequenz seien Umsatzeinbußen. Auf der anderen Seite glaube er nicht, dass dadurch das Problem der Alkoholexzesse gelöst werden kann. Da gehe es vor allem um Heranwachsende, die ihren Alkohol im Supermarkt kaufen und dann in die Stadt mitbringen. Für den Münsterplatz und den Marktplatz gebe es hingegen ein Sicherheitskonzept. Von tätlichen Auseinandersetzungen dort habe er nichts mitbekommen. Er glaubt sogar, dass die Lage besser zu steuern ist, wenn sich die Party auf die großen Plätze konzentriert.
Einen Beschluss im Gemeinderat gab es nicht
Roland Häußler, Chef der Bürgerdienste der Stadt Ulm, verteidigt die Pläne. „Ich verstehe den Ärger der Wirte, aber ich sehe im Moment keine andere Möglichkeit, um die Entwicklung zu stoppen.“ Die Stadtverwaltung habe in der Vergangenheit mit den Veranstaltern viele Gespräche geführt, doch die Situation an Schwörmontag sei immer schlimmer geworden. „Wir hatten noch mehr Müll, noch mehr Lärm, noch mehr Straftaten. Deshalb haben wir gesagt: Wir müssen das Sicherheitskonzept auf den Prüfstand stellen.“ Daran hätten alle Sicherheitspartner wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste mitgearbeitet. Das Konzept sieht unter anderem mehr Sanitätskräfte, mehr Mülleimer und mehr Toiletten vor – und eben das Veranstaltungsende um 23 Uhr. Das bedeutet eineinhalb Stunden früher Ausschankschluss und Musikende für die Freiluftgastronomie. Diese Vorschläge seien dann in einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Fraktionen besprochen worden. Einen formellen Beschluss im Gemeinderat habe es nicht gegeben. „Wir werden mit den Veranstaltern in den nächsten Wochen Gespräche zur Umsetzung führen“, kündigte Häußler an.
Riedmüller: Gäste lassen sich nicht heimschicken
Großgastronom Eberhard Riedmüller („Barfüßer“) wundert sich darüber, dass in der Innenstadt bereits um 23 Uhr Schluss sein soll, während in der Friedrichsau und in Söflingen noch länger gefeiert werden darf: „Das ist für mich nicht okay.“ Er bezweifelt, dass man die Leute um 23 Uhr einfach heimschicken kann: „Da sind solche Menschenmassen in der Stadt, die wollen ja irgendwo weiterfeiern.“ Auf der anderen Seite glaubt er nicht, dass sich junge Leute dadurch vom Alkohol abhalten lassen: „Die trinken ja schon vorher. Die kaufen sich kistenweise Bier in der Tankstelle oder anderswo, hocken sich irgendwo hin und saufen.“ Daran ändere auch die 23-Uhr-Grenze nichts.
Riedmüller räumt ein, dass es für die Stadt nicht leicht ist, eine vernünftige Lösung zu finden. Er hielte es aber für sinnvoller, die Qualität der Veranstaltungen insgesamt zu verbessern, indem beispielsweise nur noch Livemusik auf den Plätzen zugelassen wird. Den Rahmen zu eng abzustecken, ist für ihn hingegen nicht das richtige Mittel: „Man macht das Fest oder man macht es nicht.“ "Kommentar Seite 27
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