Slalomrennen mit 1,3 Promille
Neu-Ulm Ein Fahrradfahrer liegt verletzt auf dem Asphalt, angefahren von einem BMW. Hinter dessen Steuer sitzt ein vollkommen verstörter Mann. Im Hintergrund hört man Sirenen - zwei Krankenwagen nähern sich. Sobald die Sanitäter vor Ort sind und mit der Rettung beginnen, dokumentiert eine männliche Stimme aus einem Lautsprecher jeden Schritt.
Dieses Szenario spielte sich am Samstag auf dem Verkehrsübungsplatz in Neu-Ulm ab. Dort lud die Kreisverkehrswacht zum ersten Mal zu einem "Tag der offenen Tür". "Der Grundgedanke ist, Spannungen mit den Anwohnern des Übungsplatzes abzubauen", sagt Vorstand Roland Reisner. Diese fühlten sich oft durch Motorenlärm auf der Anlage gestört. Daher wolle der Verein seine Projekte vorstellen und um mehr Verständnis werben.
Sicherheit auf den Straßen erhöhen
"Wir engagieren uns vor allem für die Jugend und Senioren, um deren Sicherheit auf der Straße zu erhöhen", so Reiser. Dazu gehörten unter anderem Fahrradabzeichen für Grundschüler, Fahrsicherheitstrainings für Fahranfänger und die Aktion "Sicher unterwegs" für Senioren. Mit einem Blick auf die geringe Menge Besucher bedaure er aber, dass es keine größere Resonanz gebe.
Am Eingang des Geländes ist ein Fahrradparcours für die kleinen Gäste aufgebaut. Das hat laut Verkehrserzieher Wilhelm Rüdder einen doppelt positiven Effekt. "Die Kinder haben Spaß und ihre Motorik wird geschult." Für die Erwachsenen hat die Polizei Neu-Ulm mit Hütchen eine Slalomstrecke markiert, die mit einem Sackkarren durchfahren werden muss. Klingt einfach.
Doch die Veranstalter haben eine kleine Schwierigkeit eingebaut. Durch eine Brille wird ein Rauschzustand nachgeahmt. "Wir können die optischen Effekte von 0,8 und 1,3 Promille simulieren", erklärt Walter Roth von der Polizei Neu-Ulm. So sieht man die Hütchen doppelt und dreifach, ein Durchkommen ist ohne Kollision kaum möglich. Das muss auch Oberbürgermeister Gerold Noerenberger feststellen. "Ich denke, es macht nachdenklich, wenn man in nüchternem Zustand die Auswirkungen des Alkohols erlebt", sagt er danach.
Auch das Bayrische Rote Kreuz hat sein Zelt auf dem Gelände aufgestellt, in dem Erste-Hilfe-Maßnahmen gezeigt werden. Außerdem werden Vorbereitungen für eine Unfallsimulation getroffen. Damit diese so realistisch wie möglich abläuft, werden die Opfer geschminkt. "Die Menschen sind neugierig", sagt Barbara Vogelmann. Die Bereitschaftsleiterin des Bayrischen Roten Kreuzes hat positive Erfahrungen mit solchen gestellten Unfallszenarien gemacht.
Die Umstehenden seien sehr interessiert an den Rettungsvorgängen und könnten ohne Stress zusehen. "Wir hoffen auch, dass sie im Ernstfall weniger Angst haben, wenn sie wissen, was passiert." "Das alles ist unheimlich interessant, zu sehen, mit welchen Gerätschaften und mit welchen Methoden die Leute gerettet werden", sagt Besucherin Marianne Dittrich. Auch durch die Erklärungen könne man sich als Passant im Ernstfall besser verhalten. Der Besuch der Veranstaltung war auf jeden Fall eine lehrreiche Erfahrung.
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