Stuckateur bedeutet nicht nur Decken verzieren
Nersingen In dieser Woche sind wieder hunderte junger Menschen in der Region in die Ausbildung gestartet. Am Wochenende stellte die NUZ bereits Auszubildende der beiden Städte Neu-Ulm und Ulm vor. In einer kleinen Serie gehen wir nun einen Schritt weiter und lassen Ausbilder aus regionalen Firmen und ihre Lehrlinge zu Wort kommen, damit vor allem auch unsere jungen Leser die Vielfalt der Berufe besser kennen lernen. Gerne können sich Betriebe, die besondere Ausbildungsberufe anbieten, bei der NUZ melden, um in der Serie aufgenommen zu werden.
Den Start macht Kreishandwerksmeister Hans-Jürgen Epple, der den Beruf des Stuckateurs erklärt. Bei dem Beruf Stuckateur denken die meisten an aufwendige Stuckdecken und verzierte Wände. Doch ein Stuckateur muss mehr beherrschen als diese feinen Tätigkeiten. Trockenausbau, Innen- und Außenputz, Sanierung mit Außenwärmedämmung oder auch Dinge wie Schallschluckdecken gehören zum Repertoire, das ein Stuckateur-Auszubildender erlernen muss.
"Stuckarbeiten sind gar nicht so häufig", beschreibt Hans-Jürgen Epple, der Chef der Epple GmbH Stuck + Putz in Nersingen, den Beruf detaillierter. Er bildet zur Zeit fünf Lehrlinge in Nersingen aus und sieht darin eine gesellschaftliche Verpflichtung: "Es ist einfach wichtig, dass man Jugendlichen eine Chance gibt." Zudem habe er in seiner Funktion als Obermeister der Kreishandwerkerschaft Neu-Ulm auch eine Vorbildfunktion für andere Betriebe. Im Familienbetrieb Epple, den er seit 1973 in der dritten Generation leitet, sei schon immer ausgebildet worden, ergänzt er stolz.
Aus unternehmerischer Sicht ein Zuschussgeschäft
Aus unternehmerischer Sicht sei die Ausbildung allerdings ein Zuschussgeschäft: "Im ersten Lehrjahr ist der Stuckateur-Auszubildende rund 29 Wochen in der Schule. Abzüglich Urlaub und Feiertagen bleiben dann nur noch wenige Tage im Betrieb", sagt der 58-Jährige bedauernd. Aber genau dort sind Auszubildende am liebsten. "Arbeiten gefällt mir viel besser als Berufsschule", sagt Yasin Tastan überzeugt. "Für mich ist das ein Traumberuf, auf dem Bau arbeiten ist das, was ich am besten kann", fügt der 16-jährige Bibertaler Yasar Melih hinzu. "Ein Job im Büro wäre nichts für mich - ich bin gerne draußen", ist sich auch Michael Dähne sicher. Der 18-Jährige aus Strass kam über ein Einstiegsqualifikationsjahr zur Firma Epple, eine Möglichkeit zur Berufsfindung, die vom Arbeitsamt unterstützt wird, und hat dadurch nun einen Ausbildungsplatz ergattert. Yasin und Yasar sind durch ein Praktikum zum Nersinger Handwerksbetrieb gestoßen. "Ich habe gehört, dass das Klima in der Firma gut ist", erinnert sich Yasin.
Schriftliche Bewerbung beim Bau nicht ausschlaggebend
Bei Berufen auf dem Bau ist eine schriftliche Bewerbung gar nicht so ausschlaggebend, berichtet Hans-Jürgen Epple: "Viel wichtiger ist, dass die Interessierten vorher ein Praktikum oder Ferienarbeit bei uns gemacht haben, damit man merkt, ob die Zusammenarbeit passt und handwerkliches Talent vorhanden ist."
Aber auch insgesamt haben sich die Zeiten geändert: Früher haben sich nur wenige Jugendliche für Berufe auf dem Bau interessiert. Inzwischen sei die Nachfrage jedoch angestiegen, so der studierte Bauingenieur Epple, der zusätzlich auch Meister ist.
Schwieriger haben es seine Kollegen aus den technischen Berufen: "Hier wird oft der mangelnde Ausbildungsstandard der Bewerber beklagt", weiß der Obermeister. Was seine Lehrlinge betrifft, ist er aber zuversichtlich: "In unserem Bereich schicken wir die Jugendlichen sicher nicht in die Arbeitslosigkeit."
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