
Flamingo am Thalfinger See und in der Donau: Besorgte Bürger rufen Polizei

Plus Ein Flamingo trotz Minusgraden in der Ulmer Region? Besorgte Bürger meldeten sich bei der Polizei. Was Experten dazu sagen und was sie über das Tier wissen.

Phoenicopteridae heißen sie im Fachjargon, hierzulande aber sind sie vielmehr bekannt als: Flamingos. Die meisten kennen sie aus dem Zoo oder aus dem Urlaub in wärmeren Regionen. Doch einer dieser rosafarbenen Vögel hält sich derzeit auch rund um Elchingen im Thalfinger See oder in der Donau auf. Darüber informierten am Mittwoch aber nicht Vogelschutzbund oder andere Naturschützer, sondern die Polizei. Besorgte Bürger hätten sich zuletzt mehrfach aufgrund der eisigen Temperaturen gemeldet, heißt es. Aber besteht für das Tier überhaupt Gefahr? Und was wissen Experten über den Flamingo?

"Sie sind bei uns nicht heimisch", erklärt Michael Angerer, Leiter des Fachbereiches Naturschutz im Neu-Ulmer Landratsamt. Jedoch würden sie hin und wieder bei ihrem Durchzug vom Sommer- ins Winterquartier hier in der Region zwischenlanden. "Immer mal wieder" kommt es aber auch vor, dass in Tierparks gehaltene Flamingos entweichen und hier in der Gegend zu sehen sind. Meist stammen sie dann aus der Stuttgarter Wilhelma oder aus Hellabrunn in Augsburg, so Angerer. Im Ulmer Tiergarten in der Friedrichsau gibt es nämlich keine, wie Leiterin Stefanie Kießling verrät.
Elchinger Chile-Flamingo ist wohl nicht beringt
Aufschluss über die Herkunft des gesichteten Flamingos könnte ein Ring am Fuß des Tieres bringen. Auf den durchaus hochauflösenden Aufnahmen, die die Polizei mitgeschickt hat, ist aber kein solcher Ring zu sehen. Laut Wiltrud Spiecker vom Naturschutzbund (NABU) Ulm/Neu-Ulm ist die Entdeckung jenes Chile-Flamingos aber nicht wirklich neu. Ihr seien Beobachtungen im Juni des vergangenen Sommers bekannt. Womöglich sei er sogar schon länger in der Region.

Insofern bestünde auch keine Gefahr für das Tier, meint sie: "Da können sich die Menschen beruhigen." Diese Einschätzung teilt auch der Naturschutz-Experte Angerer aus dem Landratsamt: "Wenn es denen zu kalt wird, dann suchen sie sich schon einen Unterschlupf."
Flamingos ernähren sich von Kleintieren wie Schnecken oder Krebsen
Ernähren würde sich Flamingos von Kleintieren wie Schnecken oder kleineren Krebsen, die sie mit ihrem Schnabel aus dem Schlamm unter Wasser holen. "Die sind genügsam", sagt Spiecker. Sollte derartiges mal nicht vorhanden sein, "nehmen sie auch andere Sachen". Die Vogel-Expertin weiß von einer ganzen Kolonie im Norden von Deutschland, die sich in der Nähe von Mooren aufhält. Auch wenn sie dort nicht heimisch sind, kämen sie klar und würden sich wohl auch fortpflanzen.
Angerer sieht beim Flamingo im Raum Elchingen eine Parallele zu den Weißstörchen in der Region. Auch die würden nicht mehr in Winterquartiere ziehen, sondern hier bleiben. Zwischenzeitlich niedrigere Temperaturen seien "kein Faktor für eine Gefährdung", sagt er. Zumal es in den kommenden Tagen wieder Plusgrade geben soll.
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