Supermarkt als Hindernislauf
Ulm Unerreichbar ist die Tomatensuppe "Italia mit Basilikum" für Heinrich Prüller. Der Ulmer Buchbinder ist seit Kurzem in Rente und würde gerne ein wenig mehr seiner Frau beim Einkaufen zur Hand gehen. Doch der 68-Jährige sitzt im Rollstuhl, für alle Waren, die nicht im untersten Regal stehen, braucht er Hilfe. Für Sehbehinderte wie Sylvia Renz gibt es im Supermarkt freilich ganz andere Probleme. Und Harald Tamanini, der einen extrabreiten Rollstuhl benötigt, hat es doppelt schwer. Selbst wenn er an die Tütensuppe seiner Wahl kommt, klappt dann das Zahlen nicht: Er passt nicht durch die weniger als 90 Zentimeter breiten Kassengänge.
"Für Menschen mit Behinderung macht Einkaufen einfach keinen Spaß", sagt Hartmut Dorow, der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt Ulm. Selbst die Besorgung alltäglicher Dinge werde zu einem Hindernislauf mit ungewissem Ausgang. Nur manchmal, wenn der erblindete ehemalige städtische Rechtspfleger in seinem Stammsupermarkt in Böfingen zum Shoppen geht, sei es ganz nett. "Freundliche Helfer" assistieren ihm oder er trinkt gar einen Kaffee, während Angestellte den Einkaufswagen nach seinen Vorstellungen füllen.
Zustände, die der Behindertenbeauftragte gerne in weiteren Geschäften vorfinden würde. Auf Anregung von Dorow fand deshalb gestern im Ulmer Rewe Markt in der Wielandstraße ein "Workshop" statt, um in weiteren Supermärkten "partnerschaftlich Barrieren zu überwinden". Richard Pateck, der zuständige Bezirksmanager des Einzelhandelsriesen zeigte sich offen für die Anliegen Dorows. "Eigentlich sollte es immer selbstverständlich sein, zu helfen." Doch um das Verständnis der Mitarbeiter für die Problemlagen von Menschen mit Behinderungen im Supermarkt zu sensibilisieren, kamen gestern gehandicapte Kunden und Auszubildende aus der Ulmer Region zusammen. "Ruhig etwas fester zupacken", sagt beim praktischen Rundgang Dorow zur 17-jährigen Karima Gouda, die Verkäuferin werden will. Erst deutlich verunsichert, dann zielstrebig führt die junge Dame im knallroten Rewe-Pulli, den blinden Mann am Arm durch den Markt. "Sagen Sie wenn's eng wird, dann nehme ich ihre Schulter." Gemeinsam klappt der Einkauf dann wie am Schnürchen.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.