Schritt für Schritt zurück ins Leben
Plötzlich sind der Job, die Familie und die Wohnung weg. Viele fallen dann in ein tiefes Loch. Wie der Verein SKM Obdachlosen helfen will.
Vor acht Jahren war der Mann nach Deutschland gekommen. Er wollte arbeiten, Geld verdienen. Seine Frau und sein Sohn waren in Polen geblieben. Der Mann arbeitete in Werkstätten, auf Baustellen, seine Familie sah er selten. Immer war er bei Zeitarbeitsfirmen angestellt, jobbte in ganz Deutschland und kam irgendwann nach Ingolstadt. Es war Winter 2013 – und niemand brauchte ihn mehr auf dem Bau. Der Mann hatte keine Arbeit, keine Wohnung, keine Perspektive. Zwei Wochen lang schlief er am Bahnhof. Dann sah er irgendwo ein Straßenschild „Neuburg“. Zu Fuß lief er die mehr als 20 Kilometer – und landete in der Obdachlosenunterkunft an der Donauwörther Straße. „Katastrophal“, sagt der Mann, sei es dort. „Das ist eine schlechte Adresse.“
Wie schlecht diese Adresse in der Tat ist, dass wissen Geschäftsführerin Violetta Witek und Sozialarbeiterin Silvia Brinker von SKM (Katholischer Verein für sozial Dienste) sehr gut: Wer diese Anschrift auf eine Bewerbung für eine Arbeitsstelle oder eine Wohnung schreibt, der bekommt ziemlich sicher eine Absage. Einen aus der Obdachlosenunterkunft, den will niemand haben. Genau hier setzt eines der Projekte von SKM an. Fünf sogenannte Übergangswohnungen hat der Verein in ganz Neuburg angemietet. In ihnen wohnen Menschen, die sonst ohne Dach über dem Kopf dastünden. Oder Menschen wie der 48-jährige Pole, der bereits mehr als zwei Monate in der Obdachlosenunterkunft verbracht hatte. Er zog ein in eine der Wohnungen und hatte endlich eine andere Adresse. Dann kümmerte er sich – mit Unterstützung des SKM – um eine eigene Wohnung. Drei Jahre hat es gedauert, eine lange Zeit, „doch der SKM hat nie Druck gemacht“, sagt der Mann. Am 1. Oktober ist er umgezogen in eine ganz normale Wohnung, in den 40 Quadratmetern fühlt er sich „glücklich“. Seine Frau will im neuen Jahr zu ihm ziehen, der Sohn macht erst noch sein Abitur in Polen. Dann will er Informatik studieren – vielleicht in Deutschland.
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