Ein „Revolverheld“ – und das mit 76 Jahren
Ein Ingolstädter Handwerksmeister hatte 33 illegale Waffen. Er wurde nicht das erste Mal erwischt
Ingolstadt Nein, ein Waffenliebhaber sei er auf gar keinen Fall, sagte der Angeklagte gestern zu Schöffenrichter Jochen Bösl. Der wiederum konnte das nicht glauben – schließlich hatte der Mann immerhin 33 illegale Waffen gebunkert.
Dass der Angeklagte kein Krimineller ist, wollte das Schöffengericht hingegen tatsächlich schon glauben. Schließlich ist der gebürtige Neuburger und Chef eines mittelständischen Handwerksbetriebes in Ingolstadt schon 76 Jahre alt.
Der Mann im Rentenalter ist offenbar ein leidenschaftlicher „Revolver-Held“, denn immerhin 17 Revolver wurden in seinem begehbaren Tresor gefunden. Dazu dann noch vier Flinten und jede Menge Pistolen. Besonderes Pech für den Angeklagten: Bei einer Pistole handelt es sich um eine vollautomatische Waffe. Solche sind generell verboten und fallen unter verschärfte Bestimmungen. Wer so eine Waffe besitzt, begeht nämlich keine Straftat, sondern ein Verbrechen. Und dafür liegt die Mindeststrafe bei einem Jahr Gefängnis.
Die Erklärungen des Angeklagten, woher die Waffen stammen, konnten das Gericht nicht zufriedenstellen. Der Mann behauptete, es handle sich ausnahmslos um Erbstücke vom Vater. Der aber ist im Jahr 1964 verstorben. Ein Gutachter vom Landeskriminalamt stellte aber gestern vor Gericht zweifelsfrei fest, dass mindestens zwei Waffen erst später – nämlich in den Jahren 1968 und 1981 – hergestellt worden sind.
Erschwerend kam hinzu, dass bei dem Mann bereits im Jahr 1988 ein illegales Waffenlager mit acht Gewehren und Kurzwaffen ausgehoben wurde. Die Erklärung auch damals: alles Erbstücke. Der Mann hat allerdings auch sieben legale Waffen. Deren Zuordnung zu seinen insgesamt vier Waffenbesitzkarten bereitet der Behörde aber bis heute noch etwas Probleme.
Das Landratsamt acht Jahre an der Nase herumgeführt
Apropos: Seit 2003 versuchte das Landratsamt Eichstätt – in dessen Zuständigkeitsbereich der Angeklagte seinen Wohnsitz hat – immer wieder vergeblich, dessen Waffenbesitz und die ordnungsgemäße Aufbewahrung zu überprüfen. Der Mann führte die Beamten jedoch jahrelang an der Nase herum. Bis zum April vergangenen Jahres ging das so. Dann rückte das Landratsamt mit der Polizei an und da wurde das illegale Arsenal dann entdeckt.
Das Gericht verhängte 15 Monate Freiheitsstrafe zur Bewährung (drei Jahre) und brummte dem Unternehmer außerdem 9000 Euro Bußgeld auf. Zuletzt stand der 76-Jährige 2008 vor einem Richter: Damals musste er wegen Steuerhinterziehung 27000 Euro Geldstrafe berappen.
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