Verkehr in Neuburg: Was tut die Stadt für ihre Radfahrer?
Die Novelle der Straßenverkehrsordnung stärkt die Rechte der Fahrradfahrer, viele Städte ziehen nach und verbessern ihre Infrastruktur – auch Neuburg. Das ist für das kommende Jahr geplant.
Die Novelle der Straßenverkehrsordnung vom Mai dieses Jahres sagt es eindeutig: Die schwächeren Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger oder Fahrradfahrer, sollen besser geschützt werden. Nun muss man dazu sagen, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit seiner StVO-Novelle wegen eines Formfehlers grandios gescheitert ist. Der Entwurf wird gerade überarbeitet. Aber die Konzentration auf eine Verbesserung der Situation für Radfahrer und Fußgänger im Straßenverkehr bleibt erhalten. Viele Städte nahmen die Novelle zum Anlass ihre eigenen Verkehrswege auf den Prüfstand zu stellen und mehr für Radfahrer und Fußgänger zu tun. Nur, wie sieht es in Neuburg aus?
Infrastruktur in Neuburg: Konflikt zwischen Fahrradfahrern und Parkplatzerhaltung
Radfahrerschutzstreifen sind zum Beispiel eine Sache, die Radlern das Leben leichter macht. Sie trennen den Rad- und den Autoverkehr mit einer gestrichelten weißen Linie und bieten so zwar keinen physischen, jedoch einen gefühlten Schutz. Das Parken in diesem Bereich ist nicht erlaubt und die Novelle will auch das bisher erlaubte kurze Halten verbieten. Donauwörth forciert die Anlage der Schutzstreifen derzeit und in München wurden über den Sommer sogenannte Pop up-Radwege installiert. In Neuburg findet man sie kaum. Vor einigen Jahren wurde einer entlang der Sudetenlandstraße angelegt, dann jedoch wieder entfernt.
Verkehrsreferent Bernhard Pfahler sagt dazu: „Hier haben wir den klassischen Konflikt zwischen etwas tun für die Fahrradfahrer und Parkplatzerhaltung.“ So lange es in dieser Ecke der Stadt keine Alternative gibt, sieht Pfahler kaum eine Chance die Autos von der Straße zu bringen. Vielleicht, so hofft er, ergibt sich mit dem Auszug der Post in einigen Jahren eine Möglichkeit zentrumsnahen Parkraum zu schaffen.
Ähnlich ist es am Donauwörther Berg. Hier wurde der Schutzstreifen von Bürgern schon des Öfteren angesprochen, sich für einen Radfahrerschutzstreifen einzusetzen. Aber auch in diesem Fall würde ein gutes Dutzend Stellplätze für die Häuserblöcke am Fahrbahnradrand wegfallen.
Doch die Stadt ist nicht untätig. Während andere Städte auf Konzepte setzen und Fachbüros beauftragen, um Netzlücken zu finden, setzt Neuburg auf den Weg der kleinen Schritte. Pfahler freut sich nach den Neuwahlen Verstärkung für dieses Thema durch die Mitglieder der Grünen bekommen zu haben. Aus der Arbeit des Arbeitskreises Verkehrsentwicklung, der Agenda 21 sowie den Bürgervorschlägen bei der zwei Mal jährlich stattfindenden Veranstaltung „Wo drückt der Schuh?“ werden immer wieder Verbesserungsvorschläge umgesetzt.
Fahrradfahren und Laufen in Neuburg: Die Stadt ist nicht untätig, wie einige Beispiele zeigen
So wurden zum Beispiel der Radweg entlang der Grünauer Straße zwischen dem Friedhof und den Stadtwerken erneuert, der von Feldkirchen kommende Radweg unterhalb der Julius-Brauerei verbreitert und am Graben eine Rampe gebaut, damit Radfahrer die Theresienstraße meiden können, wenn sie in Richtung Gymnasium wollen. Für Fußgänger wurde vor dem „Betreuten Wohnen“ im Schwalbanger ein Zebrastreifen angelegt, wo vorher nur eine Verkehrsinsel war und auch vor der Ostendschule gibt es nun einen solchen. Entlang der Donauwörther Straße wurden zwei Ampeln installiert, um diese sowohl oben am neuen Wohngebiet, als auch unten beim Neubau des Rewe-Marktes die Straße besser queren zu können. Und mit Pollern wurde die Stelle am Huber-Eck für Passanten sicherer gemacht.
Für das kommende Jahr hat Pfahler hauptsächlich sogenannte Fahrradaufstellflächen auf der Agenda. Dabei ist der Bereich direkt vor der Ampel für Radfahrende reserviert. Autos müssen hinter einer zweiten Haltelinie warten. Damit sind die Radler schon losgefahren, wenn die Ampel auf grün schaltet, bevor das die Autos tun. Der Agenda-Arbeitskreis hat das schon im vergangenen Jahr vorgeschlagen, zum Beispiel für die Bahnunterführung an der Münchener Straße bei Sonax, die als Engstelle bekannt ist.
„Den ganz großen Wurf in Sachen Fahrradstadt werden wir in Neuburg nicht schaffen“, sagt der Verkehrsreferent klipp und klar. Das gäbe die bestehende Infrastruktur einfach nicht her. Aber viele punktuelle Verbesserungen seien noch möglich. Und was ihm für die Zukunft vorschwebt: Zone 30 in der kompletten Innenstadt – vom Gymnasium bis zu Sonax und von der Ingolstädter Straße bis zum Ostend beziehungsweise der Esse-Tankstelle in der Münchener Straße.
Weil ihm als Positiv-Beispiel immer wieder die Fahrradstadt Münster genannt wird, verlegte Bernhard Pfahler seinen Urlaub während der Sommerferien kurzerhand in die westfälische Großstadt. Sein Fazit: „Was die dort haben, ist toll, aber mit Neuburg nicht vergleichbar. Die Stadt ist größer, die Straßen breiter und überall dort, wo es die Gegebenheiten nicht zulassen, haben sie die gleichen Probleme wie wir.“
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