Einmal nicht auf der Höhe
Schanzer spielen gegen Union Berlin ihre beste Halbzeit der Saison, müssen sich dennoch mit 0:1 geschlagen geben. Bereits vier Punkte Rückstand auf Relegationsplatz
Ingolstadt Dass Fußball-Trainer gerne auf lang bestehende Sportweisheiten zurückgreifen, wurde nach der 0:1-Niederlage des FC Ingolstadt gegen Union Berlin deutlich. Uwe Neuhaus, Trainer der Gäste aus der Hauptstadt, fasste das Geschehene wie folgt zusammen: „Das Spiel war symptomatisch für eine Partie zwischen einem Tabellenzweiten und einem 17.“ Wer oben stehe, habe eben oft das Glück auf seiner Seite. Sein Gegenüber Marco Kurz wollte ihm nicht widersprechen.
In der Tat, von einem Spiel zwischen einer Mannschaft, die in der Tabelle ganz oben zu finden ist – Union ist nach der Niederlage des bisherigen Spitzenreiters Greuther Fürth neuer Tabellenführer – und einem Team im Tabellenkeller, war gestern über weite Strecken nichts zu sehen. Der FC Ingolstadt ging beherzt in die Partie und versuchte von Beginn an, das Heft in die Hand zu nehmen. FCI-Trainer Marco Kurz hatte mit Philipp Hofmann und Christian Eigler erstmals zwei Stürmer aufgeboten. „Wir haben das nur zweimal trainiert und mehr im Theoretischen besprochen“, so Kurz, der mit der Systemumstellung auf die starken Flügelspieler der Berliner Sören Brandy und Benjamin Köhler reagieren wollte. Das Risiko lohnte sich, die Schanzer boten im ersten Spielabschnitt ihre wohl beste Saisonleistung.
Gar eine „2:0- oder 3:0-Führung“ hielt Tamas Hajnal für möglich. „Wir haben super gespielt und uns viele Abschlüsse erarbeitet“, so der Ungar. Klare Torchancen waren allerdings nicht darunter. Der FCI war vor allem durch Distanzschüsse gefährlich. Knasmüllner (12.) und Hajnal scheiterten an Union-Keeper Daniel Haas, zwei Versuche von Hofmann gingen über das Tor.
Immer wieder Bein eines Abwehrspielers im Weg
Bei weiteren Möglichkeiten war entweder ein Bein eines Abwehrspielers oder der Rücken eines eigenen Mannschaftskollegen im Weg. Union Berlin hatte seine beste Szene bei einer Direktabnahme von Fabian Schönheim (28.). Ansonsten war von den Berlinern wenig zu sehen. „Wir haben eine erfrischende erste Hälfte gespielt“, sagte Kurz. Einsatz und Körpersprache hätten gestimmt, auch spielerisch waren positive Ansätze zu erkennen. Die Schanzer waren für den schönsten Spielzug der Partie verantwortlich (20.). An der Mittellinie spielte Hajnal mit der Hacke direkt auf Danilo Soares, der spurtete nach vorne und passte auf Eigler, dessen Schuss Haas parierte. Besser machte es Union Berlin kurz nach Wiederanpfiff. Einen hohen Ball aus dem Rückraum leitete der mit aufgerückte Innenverteidiger Christian Stuff per Kopf weiter auf Sören Brandy, dessen Linksschuss seinen Weg durch die Beine von Ramazan Özcan ins Tor fand (48.). „Man darf seinen Gegenspieler erst verlassen, wenn die Szene wirklich geklärt ist“, ärgerte sich Kurz – Roger hatte Brandy aus den Augen verloren – um dann ebenfalls eine gern verwendete Weisheit zu bemühen: „Das Gegentor fiel zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt.“
Von dem Treffer erholte sich der FCI nicht mehr und konnte nicht an die Leistung aus dem ersten Durchgang anknüpfen. Hofmann blieb im Fünfer an Schönheim hängen (61.), Andreas Buchner verzog eine Direktabnahme (65.). Meist versuchten es die Schanzer mit langen, hohen Bällen durch die Mitte. Union stand sicher und war noch bei einem Konter in der 89. Minute gefährlich, als Roger im letzten Moment den Schuss des eingewechselten Baris Özbek blockte. „Wir haben uns heute das Glück erarbeitet“, so Unions Trainer Neuhaus.
FC Ingolstadt 04: Özcan – da Costa, Roger, Matip, Soares – Morales, Knasmüllner (75. Korkmaz) – Buchner (85. Groß), Hajnal, Eigler (78. Schäffler) – Hofmann.
1. FC Union Berlin: Haas – Pfertzel, Stuff, Schönheim, Kohlmann – Kreilach, Parensen – Brandy (56. Quiring), Köhler – Mattuschka (82. Özbek), Nemec (68. Terodde). Tor: 0:1 Brandy (48.). Schiedsrichter: Bandurski (Oberhausen). – Zuschauer: 5909.
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