Spiel und Neuendorf verloren
Die Vorentscheidung um den Aufstieg in das Fußball- Bundesliga- Unterhaus ist in der Regionalliga Süd vertagt. Tabellenführer FC Ingolstadt versäumte es am Muttertag, durch eine 0:2-Niederlage beim SSV Reutlingen seinen Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz auf komfortable acht Punkte auszubauen.
In dieser giftig geführten Partie ließen die Schanzer nicht nur drei Punkte liegen. Sie verloren auch "Zecke" Neuendorf nach einer Tätlichkeit (76.) mit einer roten Karte, zudem wird Ersin Demir gegen die Münchner Löwen am Samstag wegen seiner fünften gelben Karte fehlen. Dennoch haben die Fink-Schützlinge noch drei Punkte Vorsprung auf Frankfurt und hielten die Fünf-Punkte-Distanz zu den drei Mit-Aufstiegskandidaten Aalen, Unterhaching und Sandhausen.
Keine unwesentliche Rolle bei der zweiten Auswärtsniederlage in Folge spielte in diesem hitzigen Match Referee Thorsten Schriever. Er leitete erst zu großzügig, dann brachte er mit neun gelben Karten und einer "Roten" zusätzlich Farbe in Spiel. Dies wollte FC-Chefcoach Thorsten Fink aber nicht als Ausrede gelten lassen: "Wir haben heute einfach schlecht Fußball gespielt und verdient verloren."
Die 4200 Reutlinger Fans peitschten ihre Elf mit dem Anpfiff nach vorne und die Schwaben ließen den Tabellenführer erst gar nicht in die Partie kommen. Nach nur 120 Sekunden brannte es im FC-Strafraum schon lichterloh. Einen Freistoß von Jörn Schmiedel landete bei Ilker Aybar, der aus kurzer Distanz abzog. Doch Michael Lutz konnte noch auf der Linie klären. Nur drei Minuten später flankte Bastian Bischoff auf Thomas Scheuring, der das Leder jedoch nicht unter Kontrolle brachte.
"Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht. Die Laufwege passten nicht und auch die Konzentration war nicht so, wie ich es gewohnt bin", kritisierte Thorsten Fink. "Es ist doch leichter, einen Abwehrspieler zu kompensieren als einen offensiven", meinte der Ingolstädter Coach. Fink konnte auf der rechten Seite die Lücke, die der gesperrte Andreas Buchner hinterlassen hatte, nicht schließen. Wie auch im Angriff, wo "Zecke" Neuendorf Steffen Wohlfarth vertrat. Der Ex-Berliner war mehr mit Abwehraufgaben beschäftigt als Akzente nach vorne zu setzen.
Nach dem forschen Beginn der Reutlinger schien es, als würde sich der Tabellenführer fangen. Stefan Leitl jagte das Leder jedoch weit übers Tor (8.) und auch Zecke Neuendorfs 25 Meter-Schuss (13.) landete in den Händen des SSV-Keepers. Die beste Möglichkeit hatte jedoch Tobias Fink (38.) vergeben. Stefan Leitl hatte den 24-Jährigen auf halbrechts angespielt, doch dieser zog zu überhastet ab und scheiterte an Torwart Markus Krauss. Die Partie - von beiden Seiten sehr intensiv geführt - wurde immer ruppiger. So holte Thorsten Fink seinen Namensvetter Tobias, der Gelb-Rot gefährdet, war vom Feld (42.), für den Tobias Strobl die rechte Außenposition einnahm.
Als man schon mit einen torlosen Pausenstand rechnete, wurde es in der Nachspielzeit noch einmal turbulent. Nachdem Christian Haas und Ilker Aybar an FC-Keeper Lutz scheiterten, zog Schmiedel einen Freistoß in den Strafraum. Thomas Scheuring knallte das Leder an die Unterkante der Latte und plötzlich ertönte ein Pfiff. War der Ball hinter der Torlinie? Die Auflösung: Der Assistent an der Seitenlinie hatte ein Handspiel von Malte Metzelder gesehen und Schriever entschied auf Strafstoß. Andreas Rill nahm das Geschenk dankend an und verwandelte sicher zur 1:0-Führung. "Ich habe mich zur Seite gedreht und der Ball ging mir hinten an die Schulter", versicherte Malte Metzelder, dass es niemals ein Handspiel war.
Der FC Ingolstadt versuchte in der zweiten Halbzeit, besser ins Spiel zu kommen. Doch es lief an diesem Tag wenig zusammen. Zudem wurde das Duell immer hitziger. FC-Trainer Thorsten Fink hatte nun umgestellt. "Zecke" Neuendorf nahm die linke Außenposition ein und Ersin Demir rückte in das Sturmzentrum für Ali Gerba. Glänzend reagiert hatte Ingolstadts Schlussmann Michael Lutz, als Scheuring aus 20 Metern abzog (71.). Nur zwei Minuten später vergab Haas in aussichtsreicher Position. Riesenglück hatten jedoch die Gastgeber, als Ersin Demir Steffen Schneider am Strafraum anspielte, doch dessen Schuss krachte an das Lattenkreuz.
Danach Tumulte am laufenden Band. Dem Referee entglitt das Duell nun völlig. "Zecke" Neuendorf war das Opfer einer Rudelbildung. "Ich habe mir mein Comeback schon anders vorgestellt und der Mannschaft durch mein Verhalten geschadet. Ich hätte mich umdrehen sollen und weggehen müssen", meinte Neuendorf reumütig, der mit seinem Kontrahenten beziehungsweise den Köpfen zusammengeriet und dafür mit "Rot" betraft wurde. Die Entscheidung zu Gunsten von Reutlingen folgte dann in der 77. Minute: Sasa Janic hatte nach innen geflankt und Christian Haas köpfte zum 2:0 ein.
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