Was von EHEC geblieben ist
16 Erkrankte im Landkreis. Nach wie vor treten vereinzelt Krankheitsfälle auf. Die Bauern kämpfen noch immer mit den Folgen der Epidemie
Donauwörth/Nördlingen Er ist verschwunden, der böse Keim. So scheint es zumindest. Nach turbulenten Frühlingswochen spielt der gefährliche EHEC-Erreger in den Schlagzeilen mittlerweile keine Rolle mehr. Doch ist der Keim in der Region wirklich Geschichte? „Jein“ muss die aufrichtige Antwort wohl lauten, folgt man den Experten.
Die Bilanz des vor allem im Monat Juni wütenden Darmkeims lässt sich indes auf eine nüchterne Zahl bringen: 16 Patienten aus dem Landkreis Donau-Ries erkrankten insgesamt (und: bislang) an EHEC. Die Krankheitsverläufe verliefen jedoch allesamt glimpflich, wie Amtsarzt Dr. Rainer Mainka vom Gesundheitsamt Donauwörth berichtet: „Es war kein einziger Fall einer wirklich schweren Erkrankung dabei.“
Alle wieder gesund
Alle Erkrankten seien inzwischen wieder genesen, auch wenn der Keim noch bei einigen nachweisbar sei. Eine Gefahr gehe aber aufgrund der ärztlichen Nachsorgeuntersuchungen von den ehemaligen Durchfall-Patienten kaum aus.
Und dennoch: Noch immer „tröpfeln“ neue EHEC-Fälle beim Gesundheitsamt ein. Peu à peu – eher im Zwei-Wochen-Rhythmus als im Tages-Takt, wie noch im Frühsommer. Dies sei allerdings normal, wie Dr. Mainka erklärt: „Es werden auch weiterhin neue Fälle kommen – das war in den vergangenen Jahren aber auch so“, sagt der Mediziner, merkt aber an, dass die 16 Fälle im Frühjahr „außerordentlich“ gewesen seien. Im Regelfall würden pro Jahr im Landkreis zwischen acht und zehn EHEC-Fälle auftreten und nicht 16 Erkrankungen binnen drei Monaten. Mainka resümiert: „Für diese kurze Zeit hatten wir erhebliche Anstiege.“
Wer auch jetzt noch unter EHEC leidet, das sind vor allem die Bauern. Theo Däxl, zuständig für die Abteilung „Obst- und Gartenbau“ beim Bayerischen Bauernverband (BBV) in München, schließt die Bilanz zu EHEC noch nicht ab: „Die Verbraucher sind immer noch zurückhaltend beim Obst- und Gemüsekauf.“ Zwar habe sich die Situation auf dem Markt wieder etwas entspannt, doch die Bauern spüren laut BBV vor allem finanziell die Folgen der Epidemie. Däxl erklärt hierzu: „Die Lager waren voll und leerten sich dann nur langsam.“ Zusätzlich kam immer neues Gemüse auf den Markt, das aber nur zögerlich gekauft wurde. Und derzeit, so BBV-Mann Däxl, vermiese das Wetter den Verbrauchern den Appetit auf Salat, Tomate, Gurke und Co.
Indessen finden Obst und Gemüse in den Wirtschaften der Region, wie etwa in der Gaststätte „Zur Wallfahrt“ und im „Café Fuchs“ in Wemding wieder guten Absatz, wie Geschäftsführer Paul Trollmann zufrieden berichtet: „Es fragt eigentlich niemand mehr besorgt nach.“ Von Zurückhaltung oder gar Angst könne bei den Gästen keine Rede sein. Hierzu sieht Trollmann aber auch keinen Grund: „Wir setzen auf regionale Produkte, auf Ware, die vor der Haustüre produziert wird.“ Das Vertrauen, aber auch die Kontrolle seien hierbei aufgrund der Nähe der Erzeuger zu den Verbrauchern eben größer, sagt Trollmann.
Was bleibt nun von EHEC? Und: Was hat man gelernt? BBV-Experte Däxl muss bei der Antwort nicht lange überlegen: „Die Abstimmungen zwischen Bauern und Behörden sind effektiver geworden.“ Zudem hoffe er, sagt Däxl, dass die Verbraucher wieder mehr Wert auf Saisongemüse und regionale Herkunft legten.
Man hat dazugelernt
Und auch die Bauern hätten einiges dazu gelernt: „Die Landwirte schauen verstärkt darauf, wo die Rohstoffe – etwa die Samen – herkommen.“ Transparente Netzwerke seien wichtiger geworden für die Produktion, aber auch für die Aufklärung der Öffentlichkeit.
Amtsarzt Mainka sieht einen gewichtigen Grund für den Rückgang der EHEC-Fälle zum einen in der Sensibilisierung der Menschen durch die mediale Berichterstattung. Zum anderen spiele die verstärkte Hygiene in den Küchen eine tragende Rolle. Dort gelte es auch in Zukunft, Hygieneregeln einzuhalten: „Man sollte auch jetzt Obst und Gemüse mit warmem Trinkwasser abwaschen und schälbare Lebensmittel auch schälen“, rät Mainka.
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