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Patientenvertreter möchten umfassende Impfungen – und zwar sofort. Beim Robert-Koch-Institut sieht man das skeptisch. Aus einem ganz pragmatischen Grund.
Die Grippewelle hat Deutschland derzeit fest im Griff: Allein in Bayern sind schon 15 Menschen an der Influenza gestorben, über 12.600 sind als erkrankt gemeldet. Das Besondere in dieser Saison: Die meisten Grippevirustypen, die es auf der Erde gibt, sind dem sogenannten Subtyp A zuzuordnen, doch heuer erkrankten viele Menschen auch an den beiden existierenden Viruslinien des Subtyps B. "Darum war der Vierfachimpfstoff auch so erfolgreich", sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), das als Bundesinstitut für Infektionskrankheiten die Gesundheit der Bevölkerung im Blick haben muss und als eine zentrale Forschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland gilt. Der Vierfachimpfstoff (in einer Injektion) enthält nämlich Antigene von zwei wichtigen Influenzatypen des Subtyps A – und gegen beide Linien des Subtyps B.
Die Grippewelle hält an
Das liefert Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Anlass für Kritik. Er möchte, dass diese Vierfachimpfung jetzt sofort zum Standard in Deutschland wird. Und somit von allen Krankenkassen bezahlt werden soll. Bislang aber ist nur die, wie er sagt, halb so teure Dreifachimpfung gängig. Diese enthält lediglich Antigene gegen eine statt zwei Subtyp B-Linien. Außerdem will er, dass der sogenannte Gemeinsame Bundesausschuss, der über den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen befindet, in einem Eilverfahren sofort verordnet, dass die Vierfachimpfung zum Standard wird, damit die Patienten auch noch in der aktuellen Grippewelle versorgt werden können.
Doch das scheint eine ziemlich problematische Forderung zu sein. RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher hat einen sehr praktischen Einwand gegen Bryschs Forderung. "Vielleicht gibt es momentan gar nicht mehr genügend Vierfachimpfstoffe."
Grippewelle dauert noch fünf bis sieben Wochen lang
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedes Jahr Ende Februar, welche Antigene man in der kommenden Grippesaison – also fast ein Jahr später – braucht. Danach richten sich dann die weltweit nicht sehr zahlreichen Hersteller der Impfstoffe. Die Produktion dauert aber bis zu acht Monate. Man könne jetzt nicht einfach schnell Vierfachimpfstoffe nachproduzieren.
Die Empfehlung der WHO kann jedes Jahr danebenliegen. Heuer tippte sie richtig. Das kann in der nächsten Saison schon anders sein. Weil andere Virustypen grassieren. Darum gibt es keinen völligen Schutz. "Allerdings: Wer jetzt noch nur die Dreifachimpfung erhält, ist zumindest gegen wichtige Erreger geschützt", sagt Glasmacher. Die Grippewelle werde noch fünf bis sieben Wochen anhalten. Eine Impfung lohne sich auch jetzt noch.
Der Bundesausschuss weist die Forderung der Stiftung Patientenschutz zurück. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen Deutschlands. In ihm sitzen unter anderem Spitzenvertreter der gesetzlichen Krankenkassen und der Ärzteschaft. Selbst ein Eilverfahren zur aktuellen Einführung des Vierfachimpfstoffes als Standard dauere länger, als die Grippewelle noch anhalte.
Ein Eilverfahren anzuordnen obliege überdies nur dem Gesetzgeber. Und ab der nächsten Grippesaison 2018/19 soll die Vierfachimpfung ohnehin Standard sein, teilte der Bundesausschuss am Mittwoch unserer Redaktion mit.
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