Fast 2.000 Bayern unter Kinderporno-Verdacht
Die Zahl klingt fast unglaublich: Gegen 12.000 Verdächtige in ganz Deutschland wird im größten Fall von Kinderpornografie in Deutschland ermittelt. Fast 2.000 sollen allein aus Bayern kommen. Auf die Spur zu dem Skandal hat die Ermittler eine Internetfirma gebracht.
München (ddp/dpa). Im bundesweit bislang größten Fall von Kinderpornografie wird auch gegen zahlreiche Verdächtige in Bayern ermittelt.
Die fast 2000 Fälle verteilten sich ohne Schwerpunkt über den gesamten Freistaat, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Oberstaatsanwalt Peter Vogt aus Halle hatte zuvor dem Nachrichtensender MDR Info gesagt, bundesweit gebe es zurzeit 12 000 Verdächtige. Bei den Ermittlungen unter dem Namen "Himmel" gebe es zudem weitere Verdächtige in etwa 70 Ländern. Bereits am Freitag hatte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg entsprechende Ermittlungen in dem Bundesland gegen rund 1700 Beschuldigte bestätigt.
Der Sprecher des LKA kritisierte, dass einige Ermittler mit den vorläufigen Ergebnissen der Aktion bereits an die Öffentlichkeit gegangen seien. "Das ist sehr schade", sagte er. Schließlich sei erst ein Drittel der Verfahren abgeschlossen. Nun bestehe die Gefahr, dass die übrigen Verdächtigen, gegen die noch Verfahren liefen und bei denen erst noch Beweismaterial gesichert werden müsse, ihre Spuren rechtzeitig verwischen könnten. Das LKA Bayern hätte sich eine zurückhaltendere Pressearbeit gewünscht, betonte er.
In Bayern war bereits Mitte November eine erste, lokale Meldung über die Aktion an die Öffentlichkeit gegangen. Demnach hatte die Polizei nach eigenen Angaben in Ingolstadt 22 Wohnungen durchsucht und Dutzende Rechner, Laptops, Festplatten und anderes Material sichergestellt. 20 Beschuldigte, unter ihnen drei Frauen, seien vernommen worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft damals mit. Ein Teil der Beschuldigten habe Geständnisse abgelegt. Auf einem Foto war auch der sexuelle Missbrauch eines Kindes zu sehen. Geprüft werde unter anderem, ob mit den pornografischen Fotos auch Handel getrieben wurde.
Nach Angaben von Staatsanwalt Vogt kamen die Fahnder den Verdächtigen durch den Hinweis eines Berliner Internet-Anbieters auf die Spur. "Der Provider hatte einen enormen Datenverkehr festgestellt." Bei dessen Analyse habe sich herausgestellt, dass es sich um Zugriffe auf ein kinderpornografisches Portal gehandelt habe. Die bundesweite Aktion laufe seit mehreren Monaten.
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